1525 - Die Verfluchten
herum, verkohlte Gegenstände, mit denen niemand mehr etwas hätte anfangen können.
Verbogene Metallteile waren ebenfalls zu sehen und Wände, die eine dunkelgraue Farbe zeigten. Das Gleiche galt für die Decke.
Dorothy East blieb nahe der Tür stehen. Erneut erlebte sie so etwas wie eine Botschaft, die ihr von der anderen Seite zugeflüstert wurde. Es waren keine normalen Worte, aber sie ging jetzt davon aus, dass sie nicht mehr allein war.
Hier hatte jemand auf sie gewartet. Und es konnten nur die drei Geister sein.
Aber wo steckten sie?
Für die Frau gab es nur eine Möglichkeit. Sie ließ ihre Blicke über die grauen Wände wandern, die aussahen, als wären sie von Schatten bedeckt.
Bisher hatten sich die Geister immer nur schemenhaft gezeigt. Hier - so stellte sie es sich vor - war so etwas wie ihre Heimat, und deshalb würde sie hier mehr von ihnen sehen, wenn sie sich endlich zeigten.
Kamen sie? Kamen sie nicht?
Die Fragen beantworteten die drei Gestalten selbst.
Dorothy schrak zusammen, als sich etwas tat. Über eine Wand floss so etwas wie ein Schatten.
Dorothy hielt den Atem an. Sie verspürte einen starken Druck in ihrer Brust. Etwas rieselte über ihren Körper hinweg, und sie spannte den Rücken an.
Seltsamerweise dachte sie nicht an Flucht. Sie fühlte sich hierher gehörig, und dann hatte sie Mühe, einen Schrei zu unterdrücken, denn plötzlich waren sie da.
Sehr groß malten sie sich auf einer der Wände ab. Und sie hatten erneut ihre alten Positionen eingenommen. Einer stand vorn, die beiden anderen leicht versetzt dahinter.
Und sie waren so deutlich wie nie zu sehen, sodass sich Dorothy von dem Gedanken löste, in ihnen nur Geister zu sehen, denn auf der Wand sahen sie schon fast normal aus. Sogar Kleidung trugen sie, auch wenn diese zerfetzt war. Hemden und Hosen. Auch bei der Frau war das der Fall. Sie hatte lange Haare. Ihr Gesicht wies die gleiche Starre auf, wie die ihrer Begleiter.
Der vordere junge Mann war dunkelhaarig. Der andere blond wie auch die Frau. Ein Trio, das das Medium immer nur anstarren musste.
Dorothys Gedanken schlugen Purzelbäume, denn der Anblick schockte sie, obwohl sie doch damit gerechnet hatte.
Sahen Geister wirklich so aus? Oder gab es noch ein Mittelding zwischen Mensch und Geist?
Dorothy hatte keine Ahnung. Sie wollte sich auch nicht weiter den Kopf zerbrechen, weil sie wusste, dass bald etwas geschehen würde. Das musste einfach so sein, denn die drei Gestalten würden nicht für immer wie Fresken auf der Wand bleiben.
Etwas trieb Dorothy nach vorn. Es war nicht durch ihren eigenen Willen geschehen, denn der war ausgeschaltet worden. Sie musste einfach gehen, und sie ging auf die Wand zu, auf der sich die drei Gestalten befanden, die so schrecklich stumm waren.
Dorothy versuchte, sich gegen den Zwang zu wehren. Das schaffte sie nicht. Sie ging weiter, ohne dass sie es wollte, und wartete darauf, gegen die Wand zu prallen.
So weit kam es nicht.
Plötzlich stoppte sie.
Jetzt hätte sie nur noch zwei Schritte gehen müssen, um die Wand zu erreichen, aber das schien man nicht zu wollen.
Sie kam sich klein vor, als sie auf die drei Fremden schaute. Sie litt unter ihrer Angst, aber sie konnte ihr auch nicht entfliehen, denn hier gaben drei Geister den Ton an, auch wenn sie von ihnen bisher nichts gehört hatte.
Das änderte sich, denn plötzlich hörte sie ihren Namen. Es war wie in der vergangenen Nacht, und die Begrüßung ähnelte sich sehr.
»Wir grüßen dich, Dorothy. Endlich bist du zu uns gekommen. Endlich hast du den Weg gefunden. Wir brauchen dich, Dorothy, wir brauchen dich dringend…«
Sie hatte jedes Wort verstanden. Aus großen Augen und mit einem totenblassen Gesicht schaute sie nach vorn auf die Geister auf der Wand, und sie fand sogar die Kraft, eine Frage zu stellen.
»Wer seid ihr?«
»Die Verfluchten!«
Die Frau nickte. »Ja, ihr findet keine Ruhe, weil eure Körper verbrannt sind. Es ist eure Strafe, verflucht zu sein.«
»So ist es.«
»Und was soll ich tun?«
»Wir haben lange gesucht und dich endlich gefunden. Du bist anders als die meisten Menschen, und deshalb wollen wir von dir, dass du uns erlöst. Du bist es, die wir brauchen. Wir wollen nicht mehr als Verfluchte durch die Welt geistern. Wir wollen nicht mehr die Schmerzen spüren, wir wollen das Feuer nicht mehr, das uns noch jetzt begleitet, deshalb haben wir dich für uns ausgesucht.«
»Habt ihr auch Namen?«
»Ja, die haben wir. Ich heiße Ken
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