1526 - Galaxis der Verdammten
Funkzentrale. „Anderes Schiff setzt Kode ab.
Es ist die VAARN-U-CIR, und sie funkt uns gerichtet mit dem Signal KOPERAK an."
„Ein Topar-Schiff", wandte sich Per-E-Kit erklärend an Gesil. „Das Signal KOPERAK bedeutet, daß es von einer Übermacht verfolgt wird und die Flucht fortsetzt."
Er sprach in Richtung des Interkom-Mikrofonfelds, das mit blaßblauem Leuchten markiert war. „Kommandant an alle! Wir stellen uns tot. Aktivortung einstellen und alle übrigen Hyperenergiestrahler desaktivieren!"
„Warum eilen wir dem anderen Schiff nicht zu Hufe?" wandte Stalker ein. „Es braucht unsere Hilfe nicht", erklärte Per-E-Kit. „Wir aber dürfen uns nicht verraten.
Wenn wir uns totstellen, kann der Gegner uns nicht orten. Sobald er weitergeflogen ist, führen wir das Auftanken zu Ende."
Gesil beugte sich in ihrem Sitz vor und beobachtete die Kontrollen der Passiv-Ortung, Die Meßinstrumente registrierten, daß das künstliche Schwerkraftzentrum vor der VAARN-U-CIR stärker und schneller wurde. Bis es sich in ein Pseudo-Black Hole verwandelte, würde aber noch einige Zeit verstreichen.
Der Feind kam vorher.
Ungefähr dort, wo etwa drei Minuten vorher die VAARN-U-CIR in den Normalraum zurückgefallen war, entstand eine Gravitations-Schockwelle. Sie war nur schwach, aber die Tatsache, daß sie überhaupt von der Passiv-Ortung angemessen wurde, zeugte davon, daß dort mehrere Großraumschiffe gleichzeitig aus dem Hyperraum gekommen waren.
Die Kontrollen zeigten gleich darauf die hyperenergetischen Emissionen von sechs Muschelschiffen an, die als 1200-Meter-Raumer eingestuft wurden.
Gesil wechselte einen Blick mit Stalker.
Sie waren sich beide klar darüber, daß der Feind die SHARN-Y-YAAK finden würde, wenn er den Hohlraum der Supernova-Explosionswolke systematisch durchtastete. Zwar konnte er ihnen auf viereinhalb Lichtjahre Distanz nichts anhaben, und sie konnten im Notfall fliehen, aber sie würden höchstens vierhundert Lichtjahre weit kommen. Dann mußten sie auftanken und sich erhöhter Ortungsgefahr aussetzen. Ganz abgesehen davon, daß der Tourou-Nebel danach kein sicherer Auftank-Platz für Topar-Raumschiffe mehr wäre.
Doch alle sechs Muschelschiffe konzentrierten ihre Hypertaster sofort auf die fliehende VAARN-U-CIR, die noch nicht weit genug gekommen war, um wenigstens eine halbe Minute lang unentdeckt zu bleiben. Die feindlichen Kommandanten waren vom Jagdfieber gepackt und kamen gar nicht auf den Gedanken, nach anderen Topar-Schiffen zu suchen.
Die VAARN-U-CIR hatte allerdings einen genügend großen Vorsprung und auch die höhere Geschwindigkeit, so daß die Verfolger nicht bis auf Schußdistanz herankamen. Sie entkam unversehrt in den Hyperraum.
Etwa zwei Minuten später folgten ihnen die feindlichen Schiffe.
Die SHARN-Y-YAAK war wieder allein.
Per-E-Kit setzte das Auftanken dennoch nicht sogleich fort. Er wartete eine Stunde lang, bis er sicher sein durfte, daß sich keine weiteren Verfolger an der Jagd beteiligten und plötzlich im Tourou-Nebel auftauchten.
Ein halbe Stunde später waren die Gravitraf-Speicher des Muschelschiffs gefüllt. Es beschleunigte und trat danach seine letzte Überlichtetappe auf dem Weg nach Talintan an.
Gesil blickte den Kommandanten fragend an, als das Schiff durchgeschüttelt wurde und die Beleuchtung erlosch - bis auf die Notbeleuchtung, die automatisch aktiviert wurde. Sie befanden sich noch im Hyperraum, bewegten sich mit einem Überlicht-Faktor von 30 Millionen, der aber seit anderthalb Minuten mit hohen Werten gedrosselt wurde, weil das Ende der letzten ÜL-Etappe bevorstand. „Es ist normal", erklärte der Kontide, wobei die Stellen seiner Schutzhülle, von denen die Stimme kam, von Wort zu Wort wechselte.
Gesil, die ihn inzwischen recht gut kannte, schloß daraus auf eine Gemütsbewegung, denn dieser, schnelle Wechsel kam nur selten vor. Gespannte Erwartung, gekoppelt mit Heiterkeit, konstatierte sie.
Das Schütteln hörte Sekunden später auf; die normale Beleuchtung ging wieder an. Doch die Überlichtetappe war noch nicht zu Ende. Sie dauerte noch gut eine Minute.
Gespannt blickte Gesil auf die Holoflachen, als die SHARN-Y-YAAK in den Normalraum zurückfiel.
Als erstes sah sie die brodelnde Materie eines roten Riesensterns, der ein Drittel der vorderen Holoflächen ausfüllte. Er kam ihr ungeheuer groß vor, aber ein Blick auf die Meßdaten der Taster verriet ihr, daß sein Durchmesser nur zwölfmal so groß war wie der von Sol. Das war
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