1526 - Galaxis der Verdammten
nahm das Muschelschiff schon Kurs auf und beschleunigte.
Gesil schmunzelte verstohlen.
Ihre anfängliche Einstufung Per-E-Kits als Intelligenzwesen, das nach außen hin unbedarft und harmlos auftrat, in Wahrheit aber mit allen Wassern gewaschen war, hatte sich wieder einmal bewahrheitet. Das hatte sich nicht erst auf Gropnor gezeigt, wo es ihm gelungen war, Assu-Letel auszuschalten. Obwohl beim Tod des Fürsten des Hexameron noch andere Umstände mitgespielt hatten, denn dieses Wesen wäre mit normalen Mitteln nicht zu besiegen gewesen.
Gesils Augen verdunkelten sich, als sie an die Ereignisse auf der Minenwelt dachte. Assu-Letels Absicht, sie zu töten, war zwar vereitelt worden, aber einer Beibootpilotin der TABATINGA waren die technischen Geheimnisse seines Schiffes zum Verhängnis geworden. Sie hatte sich, anscheinend aus Neugier, in den Transmitterraum dieses Schiffes begeben und war mit unbekanntem Ziel abgestrahlt worden.
Ausgerechnet Juliane Runetra, für deren Sicherheit sich Gesil besonders verantwortlich gefühlt hatte, weil sie die Tochter eines alten Freundes war. „Ich ahne, woran du denkst", flüsterte Per-E-Kit ihr zu. „Und es tut mit leid, daß ich es nicht verhindern konnte. Aber ich wurde damals vom Djuury beherrscht, dem Schatten des Fürsten.
Deshalb weiß ich nicht, was mit Juliane geschah. Vielleicht fuhr ein flüchtiger Teil von Assu-Letel im Moment seines Todes in sie und zwang sie, durch den Transmitter zu gehen. Wenn es so war, muß ein Sinn darin gesteckt haben - und in diesem Fall darfst du hoffen, die dir Anvertraute wiederzusehen."
Gesil seufzte und riß sich zusammen. „Du bist ein prima Kerl, Per-E-Kit", sagte sie, „Vielen Dank." Sie zwang sich dazu, das Thema zu wechseln. „Wann werden wir bei Talintan ankommen?"
„In zirka dreißig Stunden", antwortete der Kommandant. „Aber dort werden wir die Spur des Bewahrers von Truillau noch nicht endgültig aufnehmen können. Talintan ist lediglich eine Zwischenstation. Dort haben die Topar eine Zentrale, wo wir neue Informationen und eine wirksame Tarnung bekommen."
Gesil horchte auf.
Die Topar, so nannten sich die Mitglieder der Vereinigten Widerstandsorganisationen, die es sich zum Ziele gesetzt hatten, die Macht des Bewahrers von Truillau zu unterhöhlen und zu brechen. Es würde interessant sein, diese Organisation näher kennenzulernen. Wenn sie so gut war, wie Per-E-Kit immer behauptete, dann mußte ihre Führung Informationen über das Hauptquartier des Wesens besitzen, das sich „Bewahrer von Truillau" nannte und das mit dem Vater von Monos identisch war, wenn Stalkers Behauptung sich als zutreffend erwies.
Rhodans Frau fühlte, wi6 ihre Handflächen feucht wurden.
Ob sie irgendwann und irgendwo in absehbarer Zukunft diesem Wesen gegenüberstehen würde, dessen Gene mit den ihren verschmolzen waren und Monos geformt hatten?
Was würde dann sein?
Eigentlich hätte sie Haß auf den Unbekannten fühlen müssen, denn er hatte nicht nur ihr Gewalt angetan, sondern Billionen Intelligenzwesen der Milchstraße auch. Die Gerechtigkeit forderte, daß er dafür bestraft würde.
Aber was war schon Gerechtigkeit?
Doch nur ein abstrakter Begriff, der in der Natur überhaupt nicht vorkam. Wer sich die Mikro- und Makrostrukturen des Multiversums vergegenwärtigte, der würde auch dort keinerlei Gesetzmäßigkeiten finden, die auf so etwas wie Gerechtigkeit beruhten.
Gesil schloß sekundenlang die Augen, als könnte sie damit den seelischen Abgrund bannen, der sich in ihr auftat.
Es konnte nicht normal sein, daß sie Monos' Vater nicht haßte. Es konnte nicht normal sein, daß sie sich nicht ausmalte, wie sie ihn zusammen mit den Topar vernichten würde.
Es sei denn, sie hatte unbewußt längst alle anderen Ziele hinter dem einen einzigen Ziel zurückgestellt: hinter dem Ziel, ES zu finden und von ihm den Zellaktivator ihres Mannes - und die Aktivatoren seiner Freunde - zurückzufordern.
Wenn es so war, dann konnte sie Monos' Vater nicht hassen, denn er war vermutlich das einzige erreichbare Wesen, das etwas über den Verbleib von ES wußte. Wer eine ganze Galaxis beherrschte, dem mußten mehr Informationen zur Verfügung stehen als gewöhnlichen Sterblichen.
Deshalb durfte sie ihn nicht hassen und nicht töten, sondern mußte alles tun, um von ihm zu erfahren, was sie wissen wollte.
*
Als die SHARN-Y-YAAK nach der dritten Überlichtetappe in den Normalraum zurückfiel, geschah das in der Nähe eines seltsamen
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