1527 - Phantom der Hölle
stehe ich ganz oben auf seiner Liste. Ich habe ihm eine Chance versaut, kann man sagen. Und das wird er mir nicht verzeihen.«
Harry Stahl kam zu uns.
»Die Absperrung wird aufgehoben«, erklärte er. »Oder hast du etwas dagegen, John?«
»Nein.« Ich wies dorthin, wo vor Kurzem noch das Loch gewesen war.
»Er wird dieses Gebiet aufgeben müssen. Das haben wir ihm entrissen.«
»Was er dir nicht vergessen wird.«
»Stimmt.«
»Also wird er sich auf deine Spur heften.«
»Ich hoffe es. Dann lässt er die anderen beiden hier in Ruhe. Und ich werde auch herausfinden, was hinter ihm steckt. Ich will wissen, woher er kommt und welche Vergangenheit er hat.«
»Bestimmt keine menschliche.«
»Das befürchte ich auch.«
»Ich habe ihn ja auch gesehen«, sagte Stefanie und trat einen Schritt auf uns zu. »Darf ich Ihnen meine persönlichen Eindrücke beschreiben, Herr Sinclair?«
»Gern.«
»Danke.« Sie nagte für einen Moment an ihrer Unterlippe. Ihr Gesicht zeigte den Ausdruck einer tiefen Konzentration. Ihr Atem ging dabei schnaufend.
»Ich meine, dass er nicht in einer festen und menschlichen Gestalt zu uns gekommen ist. Oder, Rico?«
Appelt hob nur die Schultern.
»Wie dann?«, fragte ich.
»Ja, wie dann?«, wiederholte sie mit leiser Stimme. »Wenn ich mir das alles vor Augen halte, habe ich ihn zuerst als einen Schatten gesehen.«
»Und dann?«
»Er flog auf uns zu. Da war er noch eine Art riesiger Schattenvogel. Er nahm erst später diese Gestalt an, die wir gesehen haben. Das ist es, was ich meine. Aus dem Schatten wurde eine menschliche Gestalt.« Sie lachte. »Na ja, so etwas in diese Richtung.«
»Ein Schatten also«, sagte ich.
»Ja.«
»Bringt dich das weiter?«, fragte Harry Stahl.
»Nicht direkt«, gab ich zu. »Aber es hat mich auf eine Idee gebracht, die ich schon unten im Loch hatte, wo es wirklich stockfinster war. Dort kam mir der Gedanke an den Spuk.«
Ich hatte schon mal mit Harry Stahl über ihn gesprochen. Nur deshalb hörte ich ein lang gezogenes »Eeeerrr!«
»So ist es.«
»Aber der hat doch keine Gestalt.«
»Ich weiß. Es könnte allerdings auch sein, dass er sich einen Helfer gesucht hat, weil er sich allein nicht um gewisse Dinge kümmern kann oder will. Weiß ich denn, was in den dämonischen Reichen und den Gefilden der schwarzmagischen Mächte los ist? Auch Dämonen sind nur Menschen«, fügte ich sarkastisch hinzu.
»Dann wollen wir diesen Menschen mal suchen«, schlug Harry vor.
»Ja.« Mehr erwiderte ich nicht.
Wenn ich ehrlich war, dann steckte mir der Frust bis hoch in meiner Kehle. Es fing alles wieder von vorn an, und wir stocherten im Unbekannten.
Stefanie Kirchner dachte nicht nur wie eine Polizistin, sie sprach es auch aus. »Wo wollen Sie denn jetzt ansetzen? Ich will mich ja nicht groß einmischen, aber einen Punkt, wo man ansetzen kann, den haben wir nicht und Sie auch nicht.«
»Das ist mir schon klar. Wir müssen warten, bis er sich meldet.«
»Bis also noch solch ein Loch entsteht?«
»Im schlimmsten Fall schon.«
Sie schloss für einen Moment die Augen. »Und wo könnte das sein?«, fragte sie. »Haben Sie da einen bestimmten Verdacht?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.«
Wir standen tatsächlich vor einem riesigen Berg und wussten nicht, wie wir hoch kommen sollten. Und genau das machte mich so fertig.
Vielleicht gab es noch eine kleine Chance, und die mussten wir nutzen.
Der Truckfahrer, der das Loch entdeckt hatte, konnte uns womöglich mehr sagen.
Ich wollte von Rico wissen, in welchem Krankenhaus er lag.
»Da müssen wir nach Fürth.«
»Das ist nicht mehr weit - oder?«
»Nein, nur ein Katzensprung.«
Ich nickte den beiden Polizisten zu. »Was ist mit Ihnen? Wo befindet sich Ihre Dienststelle?«
»Auch in Fürth«, sagte Stefanie.
Ich lächelte. »Perfekt. Was soll uns da noch passieren?«
Der Satz war so locker dahin gesagt. Hätte ich in die nähere Zukunft schauen können, ich hätte ihn mir verkniffen…
***
Nachdem wir die Autobahn verlassen hatten, hielten wir noch mal an und verabschiedeten uns von Stefanie Kirchner und Rico Appelt. Ihren Job hatten sie getan, um den Lastwagen würden sich andere Personen kümmern. Die Sperrung des Parkplatzes war aufgehoben worden.
Die beiden wollten zu ihrer Dienststelle fahren. Wir gaben ihnen den Rat, nichts über die erlebten Vorfälle zu erzählen. Das hatte auch Harry Stahl nicht getan. Er hatte alles unter der Decke halten können.
»Und jetzt zum Krankenhaus«, sagte mein
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