1527 - Phantom der Hölle
Sie nicht gewesen wären, wäre ich nicht mehr am Leben.«
Ich beruhigte ihn. »Das kann man nie so genau sagen.«
Stefanie Kirchner stellte eine Frage.
»Stimmt es denn, was mein Kollege mir alles erzählt hat?«
»Pardon, ich habe nicht zugehört.«
»Sie müssen doch wissen, was Sie beide erlebt haben.«
»Ich denke schon, dass es stimmt.«
»Und wie konnte es dazu kommen?«
»Da muss ich leider passen, Frau Kirchner. Ich kann Ihnen keine Einzelheiten nennen. Gehen Sie mal davon aus, dass es Vorgänge gibt, die man nicht erklären kann, die aber trotzdem existieren. Gewisse Phänomene eben. Das muss man akzeptieren.«
Sie schüttelte trotzdem den Kopf. »Ich weiß das nicht einzuordnen. Gerade in unserem Beruf müssen wir uns an die Fakten halten, aber das kann ich in diesem Fall wohl vergessen.«
»Das müssen Sie.«
»Und trotzdem muss ein Protokoll geschrieben werden. Was denken Sie, soll ich da hineinschreiben?«
Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Ich denke nicht, dass Sie das müssen, Frau Kirchner. Das wird Herr Stahl übernehmen. Er handelt diesen Fall ab.«
»Das würde mich freuen.« Sie stellte eine weitere Frage: »Sind Sie denn davon überzeugt, dass dieser unbegreifliche Fall abgeschlossen ist?«
Ich wollte sie nicht anlügen. Deshalb sagte ich: »Das glaube ich nicht, Frau Kirchner. Sie selbst haben diese Gestalt erlebt, und ich kann mir denken, dass Sie auch gespürt haben, welch eine Kraft oder Macht von ihr ausging. Sie ist nicht vernichtet. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass sie ihren Weg weitergehen wird. Sie wird die Menschen drangsalieren und versuchen, sie unter ihre Knute zu bekommen. So und nicht anders wird es laufen.«
»Woher wissen Sie das?«, hauchte sie.
»Erfahrungswerte, Frau Kirchner. Es ist nicht der erste Fall für mich, der in diese Richtung läuft.«
»Und was haben wir damit zu tun?« Sie bewegte schnell und zuckend ihre rechte Hand. »Noch weiterhin zu tun, meine ich.«
»Das kann ich Ihnen so direkt nicht sagen. Ich kenne die Pläne der anderen Seite nicht.«
»Also glauben Sie daran, dass uns noch immer Gefahr drohen könnte«, sagte Rico Appelt.
»Ich schließe es nicht aus.«
Beide blickten sich an. Dann schauten sie wie abgesprochen zum Himmel. Es war auch zu sehen, dass eine Gänsehaut über ihre Gesichter lief und sie schauernd die Schultern hochzogen.
»Würden Sie uns ein Versteck empfehlen, Herr Sinclair?«
»Gern, wenn ich es könnte. Ich kenne unseren Gegner noch zu wenig. Es kommt nicht auf die äußere Erscheinung an, sondern darauf, was in ihm steckt. Mit welch einer Kraft er ausgestattet ist. Das kann ich noch nicht sagen.«
»Ist er denn ein Mensch?«, fragte Rico.
Ich schüttelte den Kopf. »Als was würden Sie ihn dann ansehen?«
»Es wäre nicht falsch, wenn ich von einem Dämon spreche, auch wenn dies schwer für Sie zu begreifen ist. Aber Sie müssen umdenken und sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass auf der Welt nicht nur Menschen und Tiere existieren, wenn man von Lebewesen spricht. Da gibt es noch andere, aber ich möchte da nicht von Lebewesen sprechen, sondern von Existenzen.«
Die beiden Kollegen schauten sich an. Das alles war völlig neu für sie.
Wäre jemand in ihr Revier gekommen und hätte ihnen das Gleiche gesagt, sie hätten ihn nur ausgelacht.
»Das - ahm - ist nur schwer zu begreifen«, sagte Rico Appelt mit leiser Stimme.
»Ich weiß. Es erfordert schon ein gewaltiges Umdenken.«
»Und welchen Rat geben Sie uns?«
»Ich kann Ihnen keinen direkten geben. Denken Sie einfach um. Alles andere ist unwichtig. Oder nur so lange, bis die Sache ausgestanden ist.«
Stefanie Kirchner schaltete schnell. »Kann ich davon ausgehen, dass es eine Warnung sein soll?«
»Sie können es so sehen.«
»Scheiße«, flüsterte Rico Appelt und erbleichte. »Das habe ich mir fast gedacht.« Er sah mir in die Augen. »Seien Sie ehrlich, Herr Sinclair. Rechnen Sie damit, dass wir in akuter Gefahr schweben? Dass man uns jagen wird, weil Steffi und ich entkommen sind?«
»Es könnte sein, dass dieses Phantom der Hölle so denkt. Es ist selbst für mich schwer, sich in die Gedanken dieser Existenzen hineinzuversetzen, obwohl ich schon lange mit ihnen zu tun habe und man sie als meine absoluten Erzfeinde ansehen kann.«
Rico senkte den Blick und erschauderte. Er presste die Lippen zusammen.
»Wir werden uns etwas einfallen lassen«, sagte ich zu seiner Beruhigung. »Machen Sie sich keine zu großen Gedanken. Außerdem
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