1529 - Rückkehr in die Provcon-Faust
von Nikki Frickel. „Nun, Arkonidenfürst?" Sie grinste schief. „Wenn du anrufst, brennt es irgendwo."
„Stimmt, Nikki." Atlan legte ihr in aller Kürze dar, worum es ging. Anschließend fragte er: „Was meinst du?
Bist du dabei? Es muß schnell gehen!"
„Und ob", meinte die Terranerin. „Wetten, wir sind schneller als die ATLANTIS?"
Atlan gab ihr kämpferisches Lächeln voll zurück. „Das werden wir sehen! Ende!"
In der ATLANTIS erwachte summendes Leben. Kurz darauf war die Zentralemannschaft komplett. Es könnte losgehen.
Der 500-Meter-Raumer der Tender-Klasse war eine rein arkonidische Konstruktion. Doch der technische Abstand zu terranischen Produkten bestand heutzutage kaum noch.
Innerhalb von zwei Minuten hatte die ATLANTIS ihren Platz in der Flotte der Belagerer verlassen. Gleichauf lag die TABATINGA; ihr Wettrennen hatte keinen Sieger.
Sie drangen in den Staubmantel ein.
Die Provcon-Faust! Wie lange hatte er die Dunkelwolke nicht mehr von ihnen gesehen? Atlan beobachtete angespannt sämtliche Kontrollen. Alles war wie früher, wie es heute nicht mehr hätte sein sollen.
Furchtbare Wirbelkräfte schüttelten das Schiff schon am Rand durch. Der Staub verglühte im Paratronschirm, immer heftiger, in immer dichteren Schwaden. Hinzu kamen schwer definierbare Kräfte aus dem 5-D-Kontinuum.
Sie hielten eine halbe Stunde durch.
Dann sah der Arkonide ein, daß es keinen Sinn hatte. „Umkehren", befahl er.
Und sein Extrasinn setzte hinzu: Wenn wir den Rückweg wiederfinden.
Zunächst schlug Atlan die Warnung in den Wind, doch am Ende brauchten sie sechs Stunden, bis der Staubmantel sie wieder freigab. Noch länger brauchte die TABATINGA, nämlich einen ganzen Tag.
Atlan verbrachte die Wartezeit wie auf glühenden Kohlen. Doch endlich war das andere Schiff zurück, und Sekunden später stand schon die Verbindung. „Nikki?" fragte er hastig über Hyperfunk. „Wie war’s bei euch?"
„Ein verflixtes Desaster." Die Frau schimpfte wie ein alter Prospektor. „Es gibt kein Durchkommen, Atlan.
Und ich weigere mich auch, es noch einmal zu versuchen."
„Das würde niemand von dir verlangen, Nikki."
Atlan brach die Verbindung ab.
Dieser Bani Makler hatte recht. Aber es mußte einen Weg geben. Wenn schon nicht wegen der Muschelschiffe, so doch für die Leute der AMATIL.
Nötiger als alles andere brauchten sie einen Vakulotsen. Es war ein Teufelskreis. Vakulotsen lebten - wenn überhaupt noch - im Innenraum der Wolke.
Und wer sonst hätte ihre Funktion ersetzen können? Moderne Syntroniken? Nein, beim besten Willen nicht.
Auch keine Porleyter oder sonst jemand.
Atlan wartete auf einen Kommentar seines Extrasinns.
Doch der schwieg
3.
Zehn Tage vergingen.
Atlan ertappte sich immer häufiger dabei, daß er wie ein hungriger Tiger durch die Gänge der ATLANTIS strich. Ein paarmal folgte ihm Kassian, sein junger Bewunderer. Doch er wies den anderen barsch zurück.
Seitdem hatte er Ruhe.
Zehn Tage ... Zehn Tage zuviel. Da die AMATIL noch immer nicht zurück war, hatte sie gewiß den Rückweg nicht mehr finden können. Oder sie war gar nicht erst ans Ziel gelangt.
An diesem Tag kam ihm die Erleuchtung. Dabei halfen die ständigen Sticheleien seines Extrasinns: Denke nach, Arkonide! Wo bleibt deine Erfahrung! Sieh das ganze Bild! Auch das, was weit außerhalb des aktuellen Horizonts liegt.
Ihm kam der Zipfel einer Idee.
Zunächst war es wirklich nur ein Zipfel - etwas, das sich an der Grenze zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein abspielte. Es war nicht einmal dem Logiksektor zugänglich. Aber er hatte eine halbe Ewigkeit Erfahrung mit sich selbst. Die Dinge ließen sich nicht drängen; er wartete geduldig ab.
Als er die Lösung endlich hatte, gab er mit unendlicher Erleichterung seine Wanderung auf, suchte sich in den Hangars ein kleines Beiboot und setzte zur ODIN über.
Er traf Rhodan in dessen Kabine. „Hallo, Perry!"
„Hallo. Du grinst, als wäre heute dein Geburtstag."
Jetzt lächelte Atlan wirklich breit. „Ich bitte dich. Nach dem zehntausendstenmal hört man auf, sich zu freuen.
Dann wird es Routine."
Rhodan deutete auf einen Sessel. „Setz’ dich, mein Freund. Und jetzt erzähle mir, was los ist."
„Ich weiß, wie wir den Staubmantel überwinden."
„Ach." Rhodans Augen waren plötzlich enge Schlitze. „Und wie kommt es, daß du dann nicht längst unterwegs bist? Daß du noch nicht auf der Suche nach deinen Arkoniden bist?"
„Weil wir Hilfe brauchen.
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