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153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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alle Richtungen.
    Ein Knacksen, rechts von ihr. Nervös zuckte Eve zusammen.
    War das Mboto? Hatten die anderen das Geräusch ebenfalls gehört?
    »Bleibt, wo ihr seid!«, rief sie ihnen zu. »Ich glaube, ich habe ihn gefunden.« Vorsichtig teilte sie das Gestrüpp und stapfte in die Richtung, aus der sie das Geräusch gehört hatte. Fünf, sechs, sieben…, zählte sie die Schritte, darauf bedacht, den Weg zu ihren Begleitern wieder zu finden.
    »Mboto?«, fragte sie erneut.
    Da! Erneut ein Knacken und ein Rascheln, als wollte der alte Mann vor ihr flüchten.
    Dieser Narr! Eve schüttelte stumm den Kopf und ging den Geräuschen nach. Sechzehn, siebzehn, achtzehn… Jetzt konnte sie bereits sein heftiges Atmen hören. Warum spielte Mboto mit ihr? Was versprach er sich davon?
    Sie gelangte auf eine Art… Straße?
    Der Weg verlor sich kerzengerade im Nebel. Links und rechts wucherte Dornengestrüpp übermannsgroß, wuchs über ihrem Kopf zusammen und bildete so einen Gang, drei Meter breit und mehr als zwei hoch.
    Das ist ein Wildwechsel!, erkannte sie. Dort liegt Losung, und hier hängen buschige Fellreste. Haare so dick wie Draht.
    Eve sah rasch nach beiden Richtungen. Sie musste so schnell wie möglich weg von hier! Welche Tiere auch immer diesen Weg gewalzt hatten – sie mussten über große Kräfte verfügen und über ein verdammt dickes Fell.
    Doch woher war sie eigentlich gekommen?
    Ratlos drehte sie sich im Kreis. Alles sah gleich aus; dorniges Gestrüpp, wohin sie auch blickte.
    Verdammt!, fluchte Eve. Ein einziger Moment der Unachtsamkeit, und schon hatte sie sich verirrt. Linus wäre das sicher nicht passiert…
    Ein Schnaufen. Ein Schemen.
    Sie schaffte es gerade noch, die Arme über den Kopf zu reißen – da traf sie auch schon der wuchtige Schlag.
    ***
    Sterne explodierten vor Eves Augen. Augenblicklich überfiel sie Übelkeit. Ein unglaublich ätzender Geruch nach Urin drang in ihre Nase.
    Eve trat blindlings um sich. Ein Zufallstreffer! Unterdrücktes Stöhnen und Grunzen. Sie hatte wohl ein Weichteil des animalischen Angreifers erwischt.
    Zorn packte sie, Zorn auf ihre eigene Dummheit, dass sie überhaupt in diese Situation geraten war. Sie schlug zu, mit aller Kraft, die noch in ihr steckte. Dann erinnerte sie sich ihres Messers, zog es hervor, fuchtelte wild damit umher und landete wohl weitere Treffer, wie sie an dem Gequieke erkennen konnte. Dabei glaubte sie jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren.
    Ein weiterer Schlag traf Eve, schleuderte sie meterweit beiseite. Das Messer entglitt ihrer Hand. Halb blind und orientierungslos lag sie am Boden.
    Der Angreifer war kein Tier, er war eine Bestie . Eine menschliche Bestie.
    Ein Lord, in dessen Blick Wahnsinn und Blutgier loderten.
    Er beugte sich zu ihr hinab, wehrte mit schwachsinnigem Grinsen ihre verzweifelten Abwehrversuche ab, packte ihre beiden Hände und hielt sie so fest, dass sie meinte, die Knochen brechen zu hören.
    Mit der Rechten griff er nach ihrem Kopf. Drückte mit dem Daumen gegen die rechte und mit den anderen Fingern gegen die linke Schläfe. Presste fester und fester zu und keuchte dabei, als fühlte er Erregung.
    »Fegaashaa!«, brüllte er, und »Voi tuu magaro!«
    Sie verstand nichts, interessierte sich auch nicht für die gestammelten Worte. Da war nur noch Schmerz, als die vor Dreck starrenden Finger fester und fester zudrückten.
    Und schließlich kam die Dunkelheit, die so ganz anders war als jene, die sie im Bunker kennen gelernt hatte.
    6.
    Sir Leonard Gabriel:
    Duncans Meuchelmörder kamen nicht unerwartet.
    Ich hatte Sarah Kucholsky, Maeve McLaird und auch Peter Sriphan eindringlich vor dem Wahnsinnigen gewarnt. Doch zumindest Peter hatte mich nicht Ernst nehmen wollen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ein Octavian dem anderen nach dem Leben trachtete, vor allem nicht angesichts der prekären Situation, in der wir eigentlich alle an einem Strang ziehen sollten, ja mussten!
    Ich wehrte den Angriff des Mannes mit einem Handkantenschlag in seinen Nacken ab. Überrascht und betäubt ließ er von mir ab, drängte zurück zur Tür, durch die er gekommen war.
    Die heruntergebrannten Reste einer Kerze erzeugten gerade noch ausreichend Licht, um die Umrisse des Meuchlers zu erkennen. Es war nicht »Seven« Duncan. Natürlich nicht. Der Fette würde sich niemals die Finger schmutzig machen. Für derlei Drecksarbeit fand sich immer irgendein Tor, den er mit Engelszungen belog; wahrscheinlich hatte er ihm Macht,

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