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153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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übernahm.
    Das Gelände wurde immer unübersichtlicher. Meist ging es durch ausgedehnte Wälder mit eng beisammen stehenden Baumgruppen, dann wieder durch widerspenstiges Gestrüpp, dessen Dornen rasiermesserscharf waren. Sie wickelten sich, so gut es ging, in ihre zerschlissene Kleidung und mieden tunlichst jede Berührung. Linus konnte nicht ausschließen, dass manche der Pflanzen lebensgefährliche Kontaktgifte absonderten.
    Eve bemühte sich unterdessen, Pat wieder mehr in die Gruppe einzubeziehen.
    Sie versuchte ihm begreiflich zu machen, um was es hier eigentlich ging und warum sie es gemeinsam viel leichter schaffen würden.
    Eigentlich hätte er auf ihre Worte hören müssen; schließlich war Pat durchdrungen vom soldatischen Gedankentum, das stets die Gruppe und keinesfalls das Individuum in den Vordergrund stellte. Aber er gab sich Eve gegenüber taub, beobachtete sie bloß mit schmutzigen Blicken, die nicht viel Platz für Interpretationen ließen.
    Nach einiger Zeit bemerkte selbst Eve unmissverständliche Anzeichen dafür, dass sie auf Schritt und Tritt verfolgt wurden.
    Bleiche, abgenagte Knochen, die in den Boden gerammt worden waren, sprachen eine eindeutige Sprache; ebenso das Gejohle und Geschrei, das aus der Ferne zu ihnen drang.
    »Was haben sie mit uns vor?«, fragte Eve, während sie sich keuchend bemühte, mit Linus und seiner Schwester Schritt zu halten.
    »Für die Barbaren ist es ein Spiel«, antwortete der Junge, der seine körperliche Schwäche zu überspielen suchte. »Wir dürfen unter keinen Umständen Angst zeigen.« Flüsternd setzte er fort:
    »Sorg unbedingt dafür, dass Pat ruhig bleibt. Eine falsche Reaktion, ein Schrei, ein Schuss – und sie fallen trotz Maddie Kools Versprechen über uns her…«
    »Wie lange werden sie uns folgen?« Eve spürte den Druck auf ihre Psyche förmlich wachsen. Trotz der gediegenen Ausbildung, die sie in London genossen hatte, fühlte sie sich schlichtweg hilflos.
    »Gegen Abend, so hat mir Maddie Kool gesagt, erreichen wir ein schmales Ruinenfeld. Eine Stadt aus der Zeit vor ›Christopher-Floyd‹. Weiter als bis dorthin gehen seine Leute nicht. Irgendein Aberglaube hält sie davon ab.«
    »Und dann?«, fragte Pat misstrauisch, der näher gekommen war. Immer wieder nestelte er an seiner Waffe herum, zählte die Patronen, ließ die Trommel klackernd kreisen.
    »Bei den Ruinen beginnt Niemandsland. Wenn ihr… wir Glück haben, begegnen wir bis London keinem einzigen Barbaren mehr.«
    Das Buschwerk wurde höher und undurchdringlicher. Immer wieder musste Linus weite Umwege nehmen. Fast schien es, als wollte die Flora sie zurückhalten.
    »Schon wieder dieser verdammte Nebel!«, fluchte Eve.
    »Bald werden wir unsere Hände nicht mehr vor Augen sehen.«
    In der Tat begann es frühzeitig zu dunkeln, und mit der Finsternis kam schwerer, erstickender Nebel über sie. Die Feuchtigkeit kroch durch die dicken Gewänder, ließ jeden Schritt zur Qual werden.
    »Ich mache nicht mehr weiter«, hörte Eve plötzlich Mbotos müde, verzerrte Stimme hinter sich.
    Alarmiert drehte sie sich um. Wohin war der alte Mann verschwunden? Sie rief seinen Namen. Einmal, mehrmals. Keine Antwort.
    »Wir müssen ihn suchen!«, sagte sie aufgeregt. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, doch der alte Mann war für sie zum Symbol ihrer Wanderschaft geworden. Völlig sinnentleert stapften sie einem ungewissen Ziel entgegen, getragen nur vom Hauch einer Hoffnung. Wenn Mboto aufgab, so glaubte Eve, würde auch die Gruppe zerbrechen.
    »Lasst ihn doch!«, sagte Pat mürrisch. »Er will einfach nicht mehr. Dabei sollten wir’s belassen.«
    So daneben lag der Soldat mit seiner Meinung ausnahmsweise nicht. Mbotos Lebenswillen wirkte tatsächlich gebrochen. Warum, so fragte sich Eve beschämt, sollten sie ihn weiterhin gegen seinen Widerstand mitschleppen?
    Weil es immer neue Ziele im Leben gibt!, gab sie sich im gleichen Atemzug selbst die Antwort. Genau das predigst du doch immer deinen Patienten, wenn sie nicht mehr weiter wollen oder können. Also halt dich gefälligst an deine eigenen Wahrheiten!
    Eve straffte die Schultern und rief weiter nach Mboto. Sie achtete tunlichst darauf, sich dabei nicht zu weit von der Gruppe zu entfernen. Bei diesem verfluchten Nebel konnte es passieren, dass sie nur wenige Meter aneinander vorbei gingen.
    Schemenhaft konnte sie die Reisegefährten noch ausmachen.
    Sie waren ebenfalls stehen geblieben, fünf Meter voraus, und orientierten sich in

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