1530 - Sturm in der Dunkelwolke
Funkspruch."
„Hm." Atlan ließ den Anblick auf sich wirken. „Kaum modulierte, schwache Signale. Ich würde sagen, das ist ein Notruf.
9.
KEEMILA: Heute, mein Tagebuch, hatte ich erneut eine Vision.
Und diesmal fühle ich mich noch immer beklommen. Den Zwottern ist eine neue Welt versprochen. Aber dies ...
Ich sah eine Stadt, die nur aus Maschinen bestand. Eine Maschinenstadt, ohne den Atem der versunkenen Zwotterstädte, ohne die Geschäftigkeit der Menschlinge.
In der Mitte der Stadt ragte ein großer Turm auf. Von dort aus führen Straßen in alle Richtungen.
Solche Straßen, mein Tagebuch, habe ich nie zuvor gesehen. Auf ihnen liegt ein silbriger, kalter Schimmer.
Ich habe Angst.
Ich will schnell vergessen, was ich heute gesehen habe. Und ich überlege, ob ich den anderen überhaupt berichten soll; zum Glück hat die Vision mich überfallen, als ich draußen in der Schlucht war.
Tagebuch, könntest du nur reden ... Statt dessen saugst du das auf, was ich in meiner Unwissenheit von mir gebe. Was werde ich denken, wenn ich nach dem Verlust meines gesamten Wissens diese Stimme höre? 10.
Beau wollte auf dem Absatz herumfahren.
Doch der Robot hinter ihm erkannte bereits den Anfang der Bewegung. Ein Schlag traf ihn im Rücken.
Von nun fugte er sich. Gehorsam trat er mit den anderen in den Antigravstrahl, der sie in den Leib der CIRBAT hinaufzog.
Aus den Augenwinkeln sah er noch die GÄA NOVA: ein kleiner Strom von Leuten verließ die Walze, ebenfalls bewacht.
Lystron und seine Klonmutanten hatten ganze Arbeit geleistet. Das war das einzige, womit Beau nicht gerechnet hatte: Der Vincraner war ein Verräter. Aber weshalb? Was hatten Lystron und die Unbekannten gemein?
Denn eine Verbindung gab es.
Den Beweis dafür hatte Beau mit Lystrons letzten Worten erhalten. Zwotta III hieß das Ziel - und eben dieser Planet gehörte zu denen, an die er Tekhetersklaven geliefert hatte. Dort war die unbekannte Macht ansässig, die ihn hatte verfolgen lassen. „Vorwärts!" rief einer der Vincraner.
Der spindeldürre, gebeugte Mann lief hinter ihnen und ließ sie nicht aus den Augen. Seine Augen traten weit aus den Höhlen hervor, der Schädel wirkte wie ein überdimensionales Ei.
Beau stolperte, fiel aber nicht.
Neben und hinter ihm folgten Beiken, Killmert, Melda, Mieka und Sammité.
Am Ende eines Korridors schwang eine Tür auf. Sie wurden hineingetrieben, hinter ihnen schloß sich die Tür.
Plötzlich herrschte Stille. Beau hörte nur noch die matten Schritte seiner Begleiter und ein fernes Brummen von Energieerzeugern.
Mutlos ließ er sich in eine Ecke fallen.
Der Raum war zwanzig Quadratmeter groß. Es schien sich um eine Art Lager zu handeln; auf der Hälfte der Fläche stapelten sich Watteballen und ein gummiartiges Material.
Mit Sicherheit nichts, was ihnen weiterhalf.
Er zog mit steifen Gliedern seine Jacke aus und musterte den breiten Riß, der den Stoff zerstört hatte. Auch vom früheren Blütenweiß war nichts mehr übrig. Jetzt besaß er nur noch sein Lächeln, den Blick voller Melancholie ...
Er lachte sarkastisch. Bei Lystron konnte er damit nicht landen.
Plötzlich kniete Mieka vor ihm. „Beau ..."
„Was ist?" fragte er unwirsch. Er hatte es nicht mehr nötig, Höflichkeit vorzutäuschen. Dieser Falle würden sie nicht entkommen. „Lystron hat den Namen Zwotta III erwähnt. Und er hat es auf eine bestimmte Weise getan - als ob du damit etwas Besonderes anzufangen wüßtest."
„Ach was."
„Du lügst doch, Beau."
Er holte mit der Faust aus, ließ dann aber den Arm sinken. „Beau?" Diesmal war es andere Stimme, nämlich die des Ertrusers. „Soll ich versuchen, die Tür einzutreten?"
„Wenn du willst." Es interessierte ihn nicht besonders. Überhaupt nichts interessierte ihn im Moment.
Der Ertruser nahm Anlauf und ließ seine fünfzehn Zentner Lebendgewicht gegen die Tür krachen. Der Boden erzitterte, doch an der Tür hatte sich nichts getan.
Beiken erhob sich scheinbar unverletzt. Nur sein rechtes Bein zog er ein wenig nach. „Das war nichts", grollte er. „Ich könnte ..."
„Hör auf damit, ich will schlafen."
Beau schloß die Augen und legte sich auf den Boden. Seine zerrissene Jacke benutzte er als provisorisches Kopfkissen. Auf der Brust trug er noch immer die Staubdiamanten und Kreditkarten - doch ein Toter brauchte keinen Reichtum mehr.
Im Hintergrund hörte er, wie sich Mieka und Sammité über weitere Fluchtmöglichkeiten unterhielten. Alles umsonst.
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