1530 - Sturm in der Dunkelwolke
vollenden", fuhr Lystron fort.
Seine großartige Geste umspannte die ganze Kuppel. „Dies alles fiel in die Hände der Vin-Vac-Sekte. Dies und die Anlagen auf Teconteen IV und Arwalal II. Wir Klonmutanten sind die rechtmäßigen Erben."
„Und die Muschelschiffe, Lystron?"
Der Vincraner wandte ihm sein Gesieht zu. Beau erschauerte unter seinem Blick.
Sie gerieten in den Schatten eines Pilzschiffs, das fast vollendet war. Nur die Außenhülle fehlte noch. Beau erhaschte einen langen Blick auf die Innereien; ein Gewirr aus syntronischem Steuergerät und Energieerzeugern. „Die Muschelschiffe ...", nahm Lystron den Faden wieder auf. „Vor einigen Jahren kamen die Fremden von Truillau zu uns. Sie wollten keine Öffentlichkeit, sie wollten nicht entdeckt werden. Nur wir Vincraner von der Vin-Vac-Sekte bekamen Kontakt. Wir stellten fest, daß unsere Ziele identisch waren."
Beau zuckte zusammen.
Das nächste der Pilzschiffe war von Gestalten umlagert. Sie trugen zerschlissene Arbeitsoveralls und Halskragen aus Metall. Es waren Vincraner - nein, Tekheter!
Lystron lachte zynisch. „Da siehst du es, Jaffe! Ja, du vermutest richtig. Du selbst hast die Arbeitskräfte geliefert, die die Steuersatelliten bauen."
Beau ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste.
Lystrons Gelächter steigerte sich noch. „Wir Vincraner sind die bevorzugte Rasse! Wir sind ausersehen, den kosmischen, universellen Plan zu verwirklichen! Und die Tekheter sind unsere Speichellecker, so wie auch du ..."
„Und die Truillauer?"
Lystrons Miene verfinsterte sich. „Sie sind unsere Partner. Gemeinsam haben wir die Steuersatelliten erbauen lassen. Kommt jetzt."
Beau konnte es nicht lassen. Er hatte das untrügliche Gefühl, daß die Truillauer für Lystron einen wunden Punkt darstellten. „Ich weiß, weshalb sich Vin-Vac um den Staubmantel kümmert. Die Vincraner sollen ihre alte Stellung als Vakulotsen zurückerhalten. Aber was haben die Truillauer davon?"
Lystron preßte die Lippen aufeinander. „Ich weiß es nicht. Und jetzt genug, kein Wort mehr."
Beau hielt den Mund. Er war kein Selbstmordkandidat.
Schweigend legten sie den Rest des Weges zurück. Nach mehr als einem Kilometer erreichten sie zu Fuß ein Gebäude. Es lag mitten zwischen den Arbeitsstätten, und große Fenster erlaubten rundum ungehinderte Sicht.
Der Vincraner führte sie durch eine Tür hinein.
Hinter ihnen folgten die Wachroboter, seine Gefährten und ein paar weitere Klonmutanten.
Schon nach wenigen Metern hielt Beau wie vom Blitz getroffen inne. Das unterste Stockwerk des Gebäudes bestand aus einem einzigen Raum - und hinter fremdartigen Kommandopulten arbeitete ein Dutzend ebenso fremdartiger Wesen.
Lystron lachte. „Das sind die Truillauer."
Die Wesen sahen aus wie flachgedrückte, ovale Fladen mit Lederüberzug. Einige von ihnen waren bis zu achtzig Zentimeter hoch, die meisten um die einszwanzig breit. Ihre Bewegungsart war am ehesten als Rollen zu bezeichnen; die Körper bestanden offenbar aus Gallertmasse.
Das also waren sie. Die, die ihn liebend gern hätten ermorden lassen ... Und was hatte er jetzt zu erwarten, als Gefangener? „Der Kommandant der siebzehn Schiffe wartet oben auf uns."
Lystron wandte sich dem Antigravschacht in der Mitte des Raumes zu. Der Vincraner stieg als erster hinein.
Dann folgten ein paar Roboter, anschließend die Gefangenen und das Wachkommando. „Ant-I-Yaan!" rief er. „Hier sind wir!"
Eine Stimme sprach auf Interkosmo: „Ich sehe euch."
Beau kniff die Augen zusammen, doch er starrte nur in grelles Licht. Keine Einzelheit war zu erkennen. „Du, mein Vasall, wirst dafür sorgen, daß die Gefangenen in Sicherheit verwahrt werden. Wir brauchen sie später noch."
„Jawohl", antwortete Lystron fast unterwürfig.
In seinen Augen stand Angst - und das bei einem Klonmutanten wie ihm. Beau begriff, daß seine eigene Furcht vollauf begründet war. „Dieser Mensch ist es also, der uns so viel Sorge bereitet hat. Fast wäre es ihm gelungen, seine Kenntnisse nach draußen weiterzugeben. Eine beachtliche Leistung."
Beau drängte die Furcht zurück. Er verneigte sich spöttisch. „Aber", fuhr der unsichtbare Sprecher fort, „das nutzt ihm nichts. Ich erhalte seit einigen Stunden Nachrichten, die mich beunruhigen. Ich werde abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Bis dahin, Lystron, schaffe die Gefangenen fort. Ich wünsche, daß sie am Leben bleiben. Melde dich anschließend noch einmal bei mir. Wir müssen reden."
Bevor
Weitere Kostenlose Bücher