1532 - Das Bermuda-Erbe
in der Regel aus mehr als zwei Leuten. Wir sollten uns darauf gefasst machen, dass noch einige erscheinen werden. Das sind Gestalten, die Beute machen wollen.«
»Leider.«
Anderson hatte uns gehört. »Was reden Sie da? Sie glauben, dass noch mehr dieser lebenden Toten kommen werden?«
»Es ist damit zu rechnen.«
»Super. Wenn Sie so schlau sind, haben Sie dann auch eine entsprechende Lösung?«
»Ja, die haben wir.«
»Ich höre.«
»Wir ziehen uns zurück.«
Anderson dachte einen Moment nach. »Mit anderen Worten, Sie denken an eine Flucht.«
»So könnte man es auch nennen.«
»Verdammt, das passt mir nicht. Ich bin noch nie vor etwas weggelaufen.«
»Es ist auch nur ein taktischer Rückzug. Haben Sie nicht davon gesprochen, Alarm zu geben?«
»Das habe ich.«
»Okay, dann sollten wir das tun. Aber dort, wo es auch klappt. Also weg aus diesem Dunstkreis.«
Anderson überlegte nicht mehr lange. Mit leiser Stimme gab er seine Zustimmung. Er schaute noch mal zu dem alten Frachter hinüber und sah die beiden Gestalten auf dem Deck. Sie starrten zu uns herüber, als überlegten sie, ob sie einen Angriff versuchen sollten. Das würde ihnen allerdings schwerfallen. Von einem Deck zum anderen konnten sie nicht springen.
Sie warteten, was mich wiederum etwas befremdete. Wenn sie so scharf darauf waren, uns zu bekommen, hätten sie schon längst etwas unternehmen müssen.
Anderson verließ uns, und so kam Maxine Wells dazu, eine Frage zu stellen.
»Wie sieht es wirklich aus, John?«
»Ich denke, dass diese beiden erst die Vorhut sind. Wir sollten wirklich Distanz zwischen uns und das andere Schiff legen.«
»Denkst du auch an Carlotta?«
»Klar, und ich bin froh, dass sie sich nicht an Deck gezeigt hat.«
Maxine lächelte mich an. »Danke, ich habe ebenso gedacht. Aber ich muss dir eines sagen. Ich glaube nicht, dass hier alles für uns vorbei ist. Diese Flucht…«
Flüche sorgten dafür, dass sie nicht mehr weitersprechen konnte.
Zu dritt drehten wir uns um.
Nur einer hatte die Flüche ausstoßen können. Und das war Wesley Anderson. Er hielt sich im Steuerstand auf. Er hatte das Boot starten wollen und schlug wütend um sich.
»Ich gehe mal zu ihm«, sagte ich.
Sein Gesicht war hochrot, als er mich anschaute. »Der Motor tut es nicht mehr«, flüsterte er. »Es ist zum Kotzen. Ich drehe noch durch.«
»Wie oft haben Sie es denn versucht?«
»Einige Male.«
Ich hob die Schultern und wollte ihm nicht sagen, dass ich beinahe damit rechnet hatte, denn ich kannte die andere Seite verdammt gut.
»Und jetzt, Meister Sinclair?«, fragte Anderson mit scharfer Stimme.
»Jetzt haben wir ein Problem…«
***
Er schwieg, ich schwieg, und wir starrten uns nur an.
»Ja«, sagte ich, »das haben wir. Rudern können wir nicht. Man hat uns gefangen. Die andere Seite ist verdammt stark.«
»Wieso gefangen? Wieso die andere Seite? Was ist das überhaupt?«
»Man kann vielleicht von einer anderen Dimension sprechen«, sagte ich.
Meine Stimme blieb dabei völlig unaufgeregt.
»Was ist das nun schon wieder? Hat es Sinn, dass ich nachfrage?«
»Können Sie, Wesley, nur weiß ich nicht, ob Ihnen das weiterhilft. Die andere Dimension ist vorhanden. Sie ist sogar verdammt vielfältig. Normalerweise zeigt sie sich nicht. Leider gibt es immer wieder Ausnahmen, und in eine sind wir hineingeraten. Da ist es dann zu einer Überlappung gekommen. Die Auswirkungen sehen wir jetzt. Da tauchen Personen als Tote auf, die sich bewegen wie Lebende und…«
Er winkte ab. »Höre Sie auf! Wir sind hier nicht bei Stargate oder so ähnlich.«
»Okay, Wes, wie Sie wollen. Konzentrieren wir uns deshalb auf die Tatsachen.«
»Genau.« Er griff zu seinem Satellitentelefon. »Das habe ich zum Glück bei mir. Ich werde Alarm geben und…«
»Es hat doch schon einmal nicht funktioniert.«
Die Antwort gefiel ihm nicht. »Aber Sie haben nichts dagegen, dass ich es noch einmal versuche - oder?«
»Bitte.«
Er warf mir noch einen finsteren Blick zu und versuchte es mit seinem Anruf.
Ich blieb bei ihm und wartete nur ab. Auf dem Deck war es ruhig, und ich sah es als die Ruhe vor dem Sturm an. Die Geschichte hier war noch längst nicht ausgestanden, das stand fest, und den Beweis erhielt ich in den nächsten Sekunden.
Dass Anderson nicht explodierte, grenzte schon an ein kleines Wunder.
Hochrot war er im Gesicht geworden. Er hielt zwar den Mund weit offen, nur brachte er kein Wort hervor. Und sein Satellitentelefon schaute er
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