1532 - Das Bermuda-Erbe
Licht?«
Ich hob die Schultern, obwohl ich ihm eine Antwort hätte geben können.
Von einer magischen Zone zu sprechen hätte ihn wohl überfordert. Aber ich dachte einen Schritt weiter. Wenn hier eine magische Zone entstanden war, dann musste es jemanden geben, der dafür verantwortlich war. Da ich nichts dergleichen entdeckte, machte ich mir schon meine Sorgen.
Abgelenkt wurde ich durch eine Bewegung an der anderen Seite. Dort strich sich Maxine Wells das Wasser aus dem Haar. Da unser Boot wieder einigermaßen ruhig auf dem Wasser lag, konnte sie es riskieren und das Deck überqueren, was sie mit kleinen, schwankenden Schritten tat. Als sie in meiner Nähe angelangt war, streckte ich ihr eine Hand entgegen.
Maxine schüttelte sich, bevor sie ihren Körper gegen den meinen drückte.
»Was ist hier abgelaufen, John?«
»Du hast es selbst gesehen.«
»Das weiß ich, und ich frage mich, was noch kommen wird.«
»Keine Ahnung.«
Anderson hatte zugehört. »He, glauben Sie, dass dies erst der Anfang war?«
»Das könnte sein.«
»Also werden noch mehr Schiffe an die Oberfläche steigen?«
»Ausschließen will ich das nicht.«
Anderson überlegte nicht lange. »Dann sollten wir Großalarm geben. Das Gebiet hier muss abgesperrt werden.«
»Das wäre eine Möglichkeit.«
»Und dann müssen Taucher nach unten geschickt werden.«
Er redete sich in Form, während Suko und ich mit Zurückhaltung reagierten. Anderson ging noch immer von der Normalität aus, was ihm keiner übel nehmen konnte. Bei uns beiden sah das anders aus. Wir gingen fest davon aus, dass Ursache und Wirkung etwas mit Magie zu tun hatten, und zwar mit einer, die nicht erst heute entstanden war und sehr alt sein konnte.
An Carlotta hatte ich in den letzten Sekunden nicht mehr gedacht. Dafür Maxine umso mehr.
»Ich schaue mal unter Deck nach. Mal sehen, ob da viel Wasser eingedrungen ist.«
»Okay, tu das.«
Sie hatte den wahren Grund bewusst nicht gesagt.
Anderson kam dabei auf keinen anderen Gedanken. Er überlegte laut, wen er alles alarmieren musste.
Es kam anders, und diesmal war es Maxine, die den Vorgang als Erste von uns sah.
»Da!«, rief sie nur und ging wieder einen Schritt zurück. So konnte sie sich wieder an mir festhalten. Sie deutete allerdings mit einer Hand auf das alte Schiff.
Ein Blick reichte uns, um zu sehen, was sie meinte, denn dort hatte es eine Veränderung gegeben.
»Nein!«, rief sie.
Egal, was Maxine auch sagte, ändern konnte sie nichts, denn auf dem Schiff war etwas geschehen, was uns völlig überraschte.
Zwei Gestalten waren erschienen. Sie mussten bisher unter Deck gelauert haben, jetzt aber waren sie da. Und sie sahen aus wie normale Menschen, waren es aber nicht mehr. Selbst auf diese Entfernung hin war zu erkennen, dass sie nur noch einen menschlichen Körper hatten.
Ihre Haut aber schimmerte in einem fahlen Grün, sodass mir der Vergleich mit einer lebenden Wasserleiche durch den Kopf schoss.
Beide Gestalten waren in Lumpen gekleidet. Nasse Fetzen, die an ihren Körpern klebten. Starre Gesichter, große, leblose Augen, in denen das Weiße überdeutlich zu sehen war. Mäuler, die nicht geschlossen waren, und eben diese grünliche Haut, die fahl schimmerte und mit einem schwachen Blauton durchsetzt war.
Wasserleichen!
Das hätte auch jeder Mediziner festgestellt, aber es kam bei ihnen noch etwas hinzu.
Beide lebten!
Wasserzombies also!
Jetzt stand für mich endgültig fest, dass ich es mit einem magischen Phänomen zu tun hatte, und mir ging es nach diesem Gedanken nicht besser. Zudem dachte ich einen Schritt weiter. Ich glaubte nicht daran, dass auf diesem alten Kahn nur zwei Menschen Dienst getan hatten. Sie waren nur gewissermaßen die Vorhut.
So dachte auch Suko, als er mir zuflüsterte: »Da kommt noch mehr auf uns zu, John.«
Anderson fuhr herum. »Was sagten Sie da?«
»Schon gut. Vergessen Sie es.«
Der Kampftaucher fing an zu lachen. »Vergessen? Hier kann man nichts vergessen! So was ist einfach irre. Wer ist das? Die beiden gehören doch nie und nimmer zur Besatzung. Die müssen längst ertrunken sein, verflucht noch mal.«
»Ja«, bestätigte ich. »Aber sie sind es nicht.«
Anderson schaute uns der Reihe nach mit einem Blick an, als wollte er fragen, ob wir den Verstand verloren hätten. Da er keine Antwort erhielt, schlug er einige Male mit der flachen Hand gegen die Reling und fing an zu schreien.
Und dann zog er seine Waffe. Es war eine großkalibrige
Weitere Kostenlose Bücher