1534 - Nocturnen-Alarm
wurden nicht mehr gebraucht und konnten gefälligst aus Fornax verschwinden."
„Einige sind geblieben!"
„Das sind Ausnahmen."
„Ich finde es bezeichnend, daß keine Kartanin darunter sind!"
„Da irrst du dich", sagte Giu-Nal-H’ay gelassen. „Es ist keineswegs so, daß die Kartanin den Fornax-Nebel verlassen haben. Sogar auf Ang-Oeban wirst du viele von ihnen treffen!"
„Und was sagen die Nocturnen dazu?"
„Ich habe keine Ahnung. Seit damals hat meines Wissens niemand mehr einen Kontakt zu einem der alten, mächtigen Stöcke herstellen können, und die Meinung der kleineren Stöcke zählt nicht. Aber ich schätze, daß die Nocturnen ihre Miniatur-Galaxis lieber ganz und gar für sich hätten."
Sie fragte sich, welche Folgen das für Fornax haben mochte.
Vor allem aber für Ang-Oeban. „Vielleicht gelingt es ihnen, dieses Ziel eines Tages zu erreichen", sagte sie nachdenklich.
Aber obwohl sie gewisse Sympathien für Nocturnen hegte, wußte sie nicht, ob sie ihnen wünschen sollte, daß es soweit kam. „Das mag sein", murmelte Rea-Nam-G’or.
In ihren Augen lag ein Ausdruck, der Giu-Nal-H’ay ganz und gar nicht gefallen wollte.
Gleichzeitig fragte sie sich, was es wohl mit den von Mei-Mei-H’ar erwähnten Experten auf sich hatte. Bisher hatte sie noch keinen von ihnen zu Gesicht bekommen.
Sie befürchtete, daß der Kenntnisstand dieser Experten dem der Protektorin sehr ähnlich war. „Wir sollten dafür sorgen, daß alle Kartanin in der CHIANG-LU und auch in der WO-MUN über diese Zusammenhänge informiert werden", sagte sie.
Aus einem spontanen Gedanken heraus fügte sie hinzu: „Sonst blamieren wir uns bis auf die Knochen - und das vor den Augen der Terraner."
„Ich werde mich darum kümmern", versprach Rea-Nam-G’or, aber es klang etwas zerstreut. „Bereite du inzwischen entsprechendes Informationsmaterial vor. Alles andere kannst du mir überlassen."
„Verschwende keinen Gedanken mehr an den Paratau!" warnte Giu-Nal-H’ay. „Wir werden auch so genug Mühe haben, heil und gesund aus dieser Sache herauszukommen. Und was immer du dort auch finden magst: Die Tränen der N’jala sind für alle Zeiten verloren!"
Das schien die Protektorin nicht sonderlich zu beeindrucken. „Im übrigen warte ich darauf, daß ich endlich Kontakt zu den Experten bekomme, die laut Mei-Mei-H’ar in der CHIANG-LU mitfliegen sollen", sagte sie ärgerlich. „Eine davon steht bereits vor dir", versetzte Rea-Nam-G’or herablassend. „Du bist eine von den Experten?"
„Paßt dir etwas daran nicht?"
In Rea-Nam-G’ors Augen funkelte es auf sehr beunruhigende Weise. Giu-Nal-H’ay mahnte sich selbst zur Ruhe. „Wenn es so ist", sagte sie langsam, „dann wirst du mir ja wohl auch verraten können, worum es hier eigentlich geht."
„Ich denke, du bist so schlau und weißt über alles Bescheid", erwiderte Rea-Nam-G’or schnippisch. „Dann solltest du dir den Rest auch von alleine denken können."
Und damit marschierte sie davon.
3.
12.9.1170 NGZ
Es war ein seltsames Gefühl, in den Sternennebel von Fornax hineinzufliegen.
Mittlerweile war allen - auch den kartanischen - Teilnehmern der Expedition bekannt, daß diese Klein-Galaxis nicht sicher war und daß die Nocturnenstöcke keine Passagesymbole mehr lieferten, mit deren Hilfe man sich die Schwarm-Nocturnen vom Hals halten konnte.
Und sie wußten auch, wie die Nocturnenschwärme auf Raumschiffe reagierten: Daß sie regelrecht von ihnen angelockt wurden.
Das Schlimme daran war, daß ohne Kenntnis der Passagesymbole man nicht das geringste tun konnte, um sich vor den in der Schwarmphase befindlichen Nocturnen zu schützen.
Fünfdimensionale Energien waren das Aund Oder überlichtschnellen Raumfahrt. Raumschiffe wie die, die die Terraner und die Kartanin benutzten, strahlten so viel davon aus, daß sie den Nocturnen wie hell erleuchtete Futterstellen erscheinen mußten.
Entsprechend vorsichtig tastete man sich nach Fornax hinein.
Wobei alle Vorsicht nichts helfen würde, wenn es einem Nocturnenschwarm in den Sinn kam, sich mit den drei Raumschiffen zu befassen. Sie würden per Hypersprung so schnell zur Stelle sein, daß es für Ausweichmanöver ohnehin viel zu spät war, sobald man sie bemerkte.
Denn genau das war sehr schwer: Sie zu bemerken, bevor es zu spät war.
Auf den Bildschirmen würde man ein seltsames Glitzern sehen, fast so, als befinde man sich inmitten von lauter Glasscherben, die aus unerfindlichen Gründen im Raum
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