1534 - Weg der Verdammten
Aber wir dachten beide auch daran, dass es jemanden gab, der als Auftraggeber fungierte, und dieser Mann war auch Claudine nicht bekannt.
»Wie hoch war euer Lohn?«, fragte ich sie.
»Hundert Euro.« Sie hob die Schultern. »Das ist für uns viel Geld gewesen. Auch nur eine Anzahlung. Wir sollten später noch mehr bekommen, aber dann kam jemand anderer zu uns.«
»Der Mörder?«
»Ja.« Sie bestätigte meine Annahme. »Der verdammte Mörder, und er präsentierte uns eine Rechnung, an die wir nicht mal im Traum gedacht hatten. Es war nur grauenhaft. Ich habe ja überlebt, aber meine Freunde nicht, und es ist ein Zufall gewesen…«
»Dann können Sie den Mörder beschreiben?«, fragte Godwin.
Claudine zögerte. Die Erinnerungen waren noch zu frisch und auch zu schrecklich. Sie atmete heftig und schlug die Hände vor ihr Gesicht.
Dann weinte sie, und wir ließen sie in Ruhe. Wir hätten es auch gern weiterhin getan, aber das war nicht möglich, denn sie war unsere einzige Zeugin.
Godwin reichte ihr ein Taschentuch.
Sie nahm es dankbar entgegen. Es dauerte allerdings ein paar Minuten, bis sie so weit war, dass sie sich wieder an unsere Frage erinnerte.
»Ja, ich sah ihn«, flüsterte sie erstickt, »und ich werde ihn niemals vergessen.«
»Dann sollten Sie versuchen, ihn uns zu beschreiben«, schlug Godwin vor.
»Es ist so schwer. Es ist grauenhaft. Er - er - war ja kein normaler Mensch. Er war etwas, das es nicht geben kann. Er war ein verdammtes Monster.«
»Er sah aus wie ein Monster?«, hakte ich nach.
Claudine nickte.
»Er trug einen Umhang«, flüsterte sie. »Einen dunklen Umhang. Er war geschlossen, aber sein Gesicht lag frei, obwohl er die Kapuze übergestreift hatte. Das Gesicht - das Gesicht - das - das gehörte keinem Menschen mehr. Nein, so sieht kein Mensch aus. Es sei denn, er liegt schon lange unter der Erde.«
»Wie sah es denn aus?«
»Es war ein Totenschädel. Aber es war einer, der blutete. Ja, ich habe überall das Blut gesehen, das über seine bleichen Knochen rann. Es war grauenhaft. Ich - ich - habe gedacht, dass es so etwas nicht geben kann, aber das gab es wirklich.«
Sie musste sich erst sammeln, um weitersprechen zu können.
»Und dann hatte er noch eine Waffe. Die - die - sah aus wie eine Sense. Aber es war keine richtige. Ich sah den Holzgriff und oben eine lange spitze Klinge. Sie war sogar leicht gebogen, und damit wollte - nein, damit hat er zugeschlagen. Ich habe es gesehen. Er hat sie aufs Bett geworfen und dann - dann…« Sie wollte weitersprechen, doch sie schaffte es nicht. Es war einfach zu viel für sie gewesen. Die schlimmen Erinnerungen stürzten auf sie ein wie ein gewaltiger Berg, der sie unter sich begrub. Sie sackte zusammen und presste ihr Gesicht gegen beide Hände.
Ich strich über ihr Haar, um ihr so etwas wie einen winzigen Trost zu geben.
Godwin de Salier stand in der Nähe und erinnerte in seiner Haltung an eine Schaufensterpuppe. Er sagte nichts, aber in ihm arbeitete es, das las ich am Spiel seiner Muskeln an den Wangen ab.
Schließlich drehte sich Godwin zu mir um und stellte eine leise Frage.
»Was sagst du dazu? Glaubst du ihr?«
»Kann sich jemand so etwas ausdenken?«
»Kaum, John.«
»Eben, und damit haben wir unseren Mörder.« Der Templer schüttelte den Kopf. »Es ist der reine Wahnsinn, wirklich. Ich - ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht im Würfel gesehen hätte. Ein Monster, ein lebendes Skelett mit blutigem Totenschädel und einer primitiven Sense. Und ich glaube nicht, dass sich da jemand verkleidet hat.«
»Das denke ich auch.«
»Aber wie konnte es dazu kommen?«
Ich schaute Godwin in die Augen.
»Auch wenn es dir nicht passen sollte, aber es hängt mit den Templern zusammen, die hier früher agiert haben. Es gibt den Friedhof, es gibt diese alte Burg oder was auch immer, und deshalb müssen wir die Lösung des Problems in der Vergangenheit suchen.«
»Dahin können wir nicht reisen.«
»Genau, deshalb jagen wir ihn hier.«
»Und was machen wir mit Claudine?«
Da hatte der Templer eine gute Frage gestellt. Die Antwort blieb ich ihm schuldig. Ich wusste es nicht. Sie gehörte hierher, aber hier lagen die beiden Toten. Wir konnten sie nicht mit ihnen allein lassen. Ich spielte auch mit dem Gedanken, die französischen Kollegen anzurufen, verwarf ihn jedoch wieder, denn das hätte nur viele Fragen bedeutet, und natürlich auch Unannehmlichkeiten.
Godwin kümmerte sich um Claudine. »Ich denke, dass Sie
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