Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1535 - Der Satan von Soho

1535 - Der Satan von Soho

Titel: 1535 - Der Satan von Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Teufel ist.«
    »Habt ihr denn Beweise?«
    »Nein, aber wir wissen Bescheid. Jetzt holt er sich die, die ihn damals aus der Stadt gejagt haben. Und nicht nur diejenigen, die damit zu tun hatten, auch die, die zu den Verwandten gehören. Er tötet sie alle, auch Kinder.«
    »Und was tut oder sagt die Polizei?«
    Der Bart bewegte sich, als der Fischer kicherte.
    »Angst«, flüsterte er in meine Richtung. »Die Polizei hat Angst vor ihm, denn er ist ein Schlächter. Und auch du solltest Angst vor ihm haben.«
    »Nein, ich habe mit ihm nichts zu tun. Ich bin ein Fremder, der zufällig in die Stadt gekommen ist. Warum sollte ich mich vor ihm fürchten? Ich habe ihm nichts getan.«
    Eine Antwort erhielt ich nicht. Dafür schaute mich der Fischer skeptisch an. Er musste erst nachdenken, bevor er eine Antwort gab.
    »Du bist so anders. Du bist nicht nur ein Fremder, du bist auch fremd. Du trägst nicht unsere Kleidung, aber auch nicht die des Adels. Wer bist du?«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Hm, ein Schotte also.« Der Fischer schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, ich kann dir nicht recht glauben.«
    »Und wer bist du?«
    »Rowan, und ich bin jemand, der seine Frau durch den Tod verloren hat und nicht die Kraft hat, bei ihr zu bleiben. Deshalb sitze ich hier draußen und warte auf den neuen Tag.«
    Ich hatte keinen Grund, an seiner Aussage zu zweifeln, doch ich sprach ihn auf diesen einsamen Platz an und darauf, dass der Satan ihn hier leicht finden könnte.
    »Das weiß ich, aber das ist mir im Moment egal. Wenn der Satan kommt, dann erwarte ich ihn.«
    »Bist du auch dabei gewesen, als man ihn aus der Stadt jagte?«
    »Nein, das haben andere Menschen getan. Er hat als Henker ja nicht aufgehört. Er geht durch die Gassen und holt sich die Diebe, die Mörder und all die anderen Verbrecher. Es sind Menschen, die er für schuldig hält und die das Gesetz nicht hat fassen können. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen.«
    »Aber du erwartest ihn?«
    »Ja, denn es ist nicht so ruhig, wie es scheint. Ich weiß, dass hier ein Schiff liegt, auf dem viel Opium versteckt ist. Man hat es aus Asien mitgebracht.«
    »Und weiter?«
    »Das Schiff soll noch in dieser Nacht entladen werden. Wenn Samson Wind davon bekommen hat, ist das bestimmt sein Ziel. Dann wird er köpfen, dann wird er die Menschen zerstückeln, und danach wird er wieder verschwinden wie ein trauriger alter Mann, der jede Hoffnung verloren hat.«
    »Das hört sich seltsam an.«
    »Wieso?«
    »Ein Mörder ist nicht traurig.«
    »Er schon.«
    »Und welch einen Grund soll er dafür haben?«
    Rowan lehnte sich zurück und winkte ab. »Auch Henker oder Mörder können lieben.«
    »Ja, das ist möglich.«
    »Und er hat geliebt. Es war eine wunderschöne junge Frau. Lucy hieß sie. Aber es passte der Gesellschaft nicht, dass sich eine Bürgerliche mit einem Henker einlässt. Man hat sie ihm entrissen. Man wollte sie in ein Kloster stecken, aber dann hat sie sich umgebracht, und jetzt sucht er nach einer Frau, die ihm Lucy ersetzt. Er ist ein Einsamer, dem nicht mal der Teufel helfen kann. Vielleicht wird er nicht mehr töten, wenn er seine neue Lucy gefunden hat. Man muss es abwarten.«
    Ich hielt meinen Mund. Was ich gehört hatte, waren völlig neue Perspektiven. Samson musste unter dem Verlust der geliebten Frau wahnsinnig gelitten haben. Er hatte seine Konsequenzen gezogen und einen Pakt mit den Mächten der Finsternis geschlossen, die dafür sorgten, dass er überlebte. Eine andere Möglichkeit schoss mir zusätzlich durch den Kopf. Vielleicht war er gar kein richtiger Mensch. Er sah nur so aus und war in Wirklichkeit ein mächtiger Dämon, der sich in eine normale Frau verliebt hatte. Das war schon bei den griechischen Göttern so gewesen, dass sie sich hin und wieder Menschen geholt hatten.
    »Dann sucht er immer noch weiter?« Rowan hob seine breiten Schultern an.
    »Ja, er gibt wohl nicht auf. Aber wo er auch hingeht und sucht, er hat bisher nichts gefunden.«
    Der Ansicht war ich nicht. Er hatte sich seine Braut geholt. Und Lucy sah wahrscheinlich so aus wie die Verstorbene, die in dieser Zeit gelebt hatte.
    Er aber hatte überlebt. Die Zeiten überdauert oder übersprungen. Er war aus der Vergangenheit als Satan von Soho in unsere Zeit eingedrungen und hatte dort das Glück gehabt, jemanden zu finden, der so wie seine Lucy aussah und zudem noch den gleichen Vornamen trug.
    War das Zufall oder von irgendwelchen Kräften gelenkt?
    Ich wusste es nicht.

Weitere Kostenlose Bücher