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1535 - Der Satan von Soho

1535 - Der Satan von Soho

Titel: 1535 - Der Satan von Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekanntesten war Jack the Ripper gewesen. Dieser Killer, der Soho unsicher gemacht und Frauen brutal gejagt hatte. Was war nicht alles über ihn spekuliert und geschrieben worden. Die reine Wahrheit hatte man bis heute nicht herausgefunden.
    Auch ich hatte vor Jahren mit dem Ripper zu tun gehabt, doch es war nicht der echte gewesen.
    Und jetzt dieser Satan von Soho!
    Hätte ich davon durch Gespräche gehört oder auch nur Artikel über ihn gelesen, ich hätte mich eher damit anfreunden können. So war er-mir völlig neu. Niemals hatte ich von ihm gehört, und er war in den Annalen der Geschichte dieses Stadtteils auch nicht aufgetaucht. Jedenfalls nicht nach meinen Kenntnissen.
    Aber es gab ihn. Ich hatte seine Opfer gesehen, dann ihn selbst und war in den Bereich seiner mächtigen Magie geraten.
    Jetzt saß ich hier in der Vergangenheit und wusste nicht mehr weiter. Ich konnte eigentlich nur darauf warten, dass die Gestalt auftauchte und auch Lucy Martin mitbrachte.
    Dabei war die Vorstellung, dass eine Gestalt wie er lieben konnte, für mich so weit weg. Aber die Erfahrungen hatten mich gelehrt, dass vieles auf den Kopf gestellt werden konnte.
    »Du bist so schweigsam«, sagte Rowan.
    »Ja, ich denke nach.«
    »Und du kennst keine Lösung.«
    »Genau.« Ich nickte. »Es ist nicht leicht für mich, damit fertig zu werden.«
    »Ja, man muss schon hier leben, um alles begreifen zu können. Es sind keine guten Zeiten im Moment. Auch ich spüre, dass sich vieles verändern wird oder sich schon verändert hat. Ich weiß nicht, woher du kommst, aber ich ahne, dass du nicht zu uns gehörst.«
    »Das kann stimmen.«
    Rowan ließ nicht locker. »Du bist für mich wie ein Bote«, erklärte er und lächelte.
    »Aha, und weiter?«
    Er schaute auf das dunkle Wasser, das nur dort glitzerte, wo Schaumkronen entstanden. »Ich kann dir nichts weiter sagen. Dieser Bote muss reichen, und ich kann damit leben.«
    »Dann belassen wir es dabei.«
    »Meine ich auch.«
    Es wurde still zwischen uns, weil jeder seinen Gedanken nachhing.
    Der Fluss bewegte sich weiter in Richtung Osten, die vertäuten Segler schaukelten träge. Es gab nur wenig Licht in unserer Nähe. Wenn ich Feuer sah, dann blakten sie und gaben nicht nur Helligkeit ab, sondern verursachten auch Schatten.
    »Wann willst du wieder zurück?«, fragte Rowan.
    Beinahe hätte ich gelacht. Ich wollte schon zurück. Aber das musste die andere Seite erst einmal zulassen. Und so hob ich die Schultern und sagte mit leiser Stimme: »Ich weiß es nicht. Ich weiß wirklich nicht, wann ich wieder zurückgehe.«
    »Du wirst-den Satan nicht besiegen können.«
    »Wir werden, sehen.«
    Rowan trat einen Schritt von mir weg. »Bitte, ich weiß nicht, wer du bist, Fremder, aber nimm dir nicht zu viel vor. Samson hat bisher jeden geschafft. Er hat viele Leichen hinterlassen. Er hat schrecklich abgerechnet und einen ganzen Friedhof gefüllt. Daran solltest du denken und dich nicht zu weit vorwagen.«
    »Ja, das habe ich auch schon gedacht. Aber ich werde trotzdem nicht aufgeben.«
    Rowan sagte nichts mehr, zuckte allerdings zusammen, als er ein Geräusch hörte, das noch recht leise erklang und in unserem Rücken zu yernehmen war.
    »Sie kommen, John.«
    »Wer?«
    »Die Männer, die das Opium holen. Ich weiß nicht, auf welchem Segler es versteckt ist, aber sie werden sofort zuschlagen, wenn sie uns sehen. Sie dürfen uns nicht finden.«
    »Du willst dich verstecken?«
    »Ja.« Seine Stimme klang hektisch. »Und zwar schnell, bevor sie uns sehen.«
    Das gefiel mir zwar nicht besonders, denn ich war jemand, der sich den Dingen lieber stellte, aber wenn Rowan der Meinung war, dann sollte es eben so sein.
    Ich zog mich mit ihm zurück, und es war gar nicht so einfach, ein gutes Versteck zu finden. Wir sahen in der Nähe keine Hütte, die uns hätte aufnehmen können, aber es gab den Haufen aus alten Netzen, der auf dem Pier lag. Er bot zwar keine besonders gute Deckung, doch wenn wir uns duckten, würde man uns so leicht nicht sehen.
    Wir gingen beide auf die Knie, und ich stellte fest, dass altes Netzwerk auch verdammt stinken konnte. Der Geruch war nicht zu identifizieren.
    Jedenfalls tranig und auch nach altem, verwestem Fisch.
    Es war eine gute Position, die wir eingenommen hatten. Sie gestattete uns den besten Überblick in eine bestimmte Richtung.
    Das Geräusch blieb auch weiterhin bestehen, und schon bald bekamen wir den hochrädrigen Karren zu Gesicht, der von zwei Männern gezogen wurde.

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