1535 - Der Satan von Soho
als der Satan von Soho berühmt. Er hat viele Menschen getötet. Auf seinem Weg hat er unzählige Leichen hinterlassen. Er kennt keine Rücksicht, denn ein Menschenleben ist ihm nichts wert.«
Sie setzte sich steif hin und glitt in eine Abwehrhaltung hinein.
»Doch, ich war ihm viel wert. Ich habe es gesehen. Er hat mich befreit.«
»Sie dürfen ihm auch dankbar sein. Das haben Sie ihm gezeigt, aber Sie dürfen auf keinen Fall bei ihm bleiben. Das sollten Sie sich immer vor Augen halten.«
Lucy Martin blieb still sitzen. Sie wusste offenbar nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie war starr geworden. Meine Hand, die auf ihrem Rücken lag, spürte sogar das Klopfen des Herzschlags.
Es war verdammt schwer, so etwas zu verkraften und zu verarbeiten, aber es musste sein.
Schließlich deutete sie ein Anheben der Schultern an und fragte mit leise Stimme: »Was soll ich denn jetzt tun?«
»Nichts, Lucy!«
»Bitte?«
»Sie sollen nichts tun, denn ich möchte, dass Sie alles mir überlassen.«
Lucy Martin schwieg. Mein Vorschlag musste sie leicht geschockt haben.
Sie sammelte sich und war dann in der Lage, eine Antwort zu geben.
»Aber was passiert dann mit uns beiden?«
»Mal sehen. Ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber ich kann Ihnen versprechen, dass ich auf Sie achten werde. Und wir sollten auch nicht hier im Wagen bleiben.«
»Wo wollen Sie mich denn hinbringen?«
»Ich denke, dass wir den Rest der Nacht in meiner Wohnung verbringen sollten.« Als sie zusammenzuckte, sprach ich schnell weiter. »Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben, es wird schon alles glatt gehen. Ich möchte nur in Ihrer Nähe sein.«
Sie blies die Luft aus, aber sie focht noch immer einen inneren Kampf aus. Bis sie schließlich sagte: »Ja, dann packe ich mal einige Sachen zusammen.«
»Tun Sie das.«
Lucy stand mit steifen Bewegungen auf und holte aus einem Einbauschrank eine rote Reisetasche hervor, die an den Außenseiten mit kleinen grünen Elefanten bedruckt war.
Ich freute mich darüber, dass sie sich so schnell mit meinem Vorschlag einverstanden erklärt hatte. Es war wirklich besser, wenn ich sie unter Kontrolle behielt.
Ich stand auf und öffnete die schmale Tür. Der Nebel hatte sich verzogen, und als ich auf die Uhr schaute, da war bereits die dritte Morgenstunde angebrochen.
Mein Blick glitt über die leere Rasenfläche hinweg. Nichts bewegte sich dort. Man konnte das Gefühl bekommen, sich am Ende der Welt zu befinden. Aber ich traute dem Frieden nicht. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, dass jemand wie dieser Satan von Soho so leicht aufgab.
Irgendwo war er. Der Gedanke, dass er zwischen den Wohnwagen lauern konnte, beunruhigte mich schon.
Und er sorgte auch für ein stärkeres Herzklopfen. Ich musste auch daran denken, dass mehrere Silberkugeln in seinem Körper steckten, die ihm nichts getan hatten.
Aber sie mussten ihn gewarnt haben, dass mit mir nicht zu spaßen war.
Er hatte auf eine gewisse Weise aufgegeben. Oder sich nur zurückgezogen, was besser klang, denn ich rechnete fest damit, dass er im Hintergrund lauerte und auf seine Chance wartete, um dann richtig zuschlagen zu können.
»Ich bin soweit«, hörte ich Lucys Stimme.
»Ist okay.« Ich drehte mich um.
Lucy stand vor mir. Sie hatte einen schwarzen Mantel übergezogen, der ihr bis zu den Knien reichte. In der rechten Hand hielt sie eine kleine Puppe mit struppigen Haaren. Die Finger der Linken umfassten den Griff der Tragetasche.
Als sie meinen Blick bemerkte, hob sie die Schultern. »Die Puppe ist mein Talisman.«
»Nett.«
»Sie beschützt mich.«
»Okay, dann kann ja nichts mehr schiefgehen.«
Ich spielte den optimistischen Menschen, aber ich wusste auch, dass wir noch längst nicht gewonnen hatten…
***
Der Rovermotor war angesprungen, kaum dass er den Zündschlüssel gerochen hatte.
Lucy Martin saß auf dem Beifahrersitz. Die Reisetasche hatte sie auf ihre Oberschenkel gestellt und die Arme darauf gelegt. In den Händen hielt sie die Puppe mit den struppigen Haaren, die ein lustiges Mondgesicht hatte.
Ich konnte mir vorstellen, dass sie, wenn sie im Zelt auftrat, als lustige Person agierte und ihre kleinen Gäste sicherlich zum Lachen brachte.
Davon war jetzt nichts zu sehen. Sie saß so steif neben mir wie ein Stück Holz. Den ganzen Weg über sprach sie kein Wort.
Als wir in der Tiefgarage ausstiegen, schaute sie sich ängstlich um, aber es gab niemanden, der uns erwartete.
Wir fuhren hoch zu meiner Wohnung. Um
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