1535 - Der Satan von Soho
hatte das Vergnügen, in das eiförmige Gesicht des Satans zu schauen, in dem mir besonders die eisigen Augen auffielen.
Samson ging mir entgegen. Um seine Freundin kümmerte er sich nicht.
Sie blieb auf der Stelle stehen. Ob sie sich um mich oder mehr um Samson Sorgen machte, konnte ich nicht erkennen, nur wäre sie bei mir besser aufgehoben gewesen.
Samson war wütend. Das sah ich ihm an. Mit einer wilden Bewegung schleuderte er den zweiten der Morgan-Brüder zur Seite. Der Handrücken prallte gegen dessen Kopf und wuchtete ihn gegen die Karre.
Erst jetzt hatte er freie Bahn.
Ich sah es und blieb stehen!
Zum Glück hatte ich nicht sehr weit rennen müssen. So zitterte ich nicht, was mich beim Schießen behindert hätte. Ich fühlte mich wie auf dem Schießstand, als ich ihn anvisierte.
Ich warnte ihn. »Bleib stehen!«
So etwas überhörte Samson. Damit hatte ich auch gerechnet. Schon einmal hatte ich auf ihn geschossen und jetzt versuchte ich es erneut.
Zweimal krachte die Waffe!
Beide geweihten Silbergeschosse trafen. Sie schlugen in die Brust dieser Höllengestalt.
Samson zuckte tatsächlich zusammen. Er wollte auch nicht mehr sein Schwert schleudern. Dafür drehte er sich um die eigene Achse, und ich schaute auf seinen Rücken.
In ihn jagte ich die dritte Kugel!
Samson fiel nicht. Er zuckte zwar zusammen und duckte sich, aber er hielt sich auf den Beinen. Er schüttelte sich wie ein großer Hund, der das Wasser aus seinem Fell loswerden wollte.
Dann richtete er sich auf, und ich hörte ein Geräusch, das mich irritierte.
In meiner Nähe schien sich ein Schwein aufzuhalten, denn dieses Geräusch war ein Grunzen.
Ich kam nicht mehr dazu, näher darüber nachzudenken, denn Samson gab auf. Er sprang zur Seite und damit auf Lucy Martin zu, die noch immer schreckensbleich auf der Stelle stand.
Mich hielt nichts mehr, denn mich durchzuckte ein bestimmter Verdacht.
Als sich der Satan von Soho in Bewegung setzte, rannte ich los. Ich sah seine wilden Bewegungen, die er mit seiner freien Hand vollführte, und ich sah, dass die seltsamen Bänder wieder entstanden. Diese Lassos sorgten dafür, dass ein Riss im Gefüge der Zeit entstand. Woher Samson diese Begabung hatte, wusste ich nicht, aber es war auch nicht wichtig. Für mich zählte allein seine Macht, die ich für mich nutzen wollte.
Er riss Lucy an sich.
Eine Sekunde später hatte ich die beiden erreicht, und ich sprang plötzlich in die magische Spirale hinein. Ich hörte noch Rowan meinen Namen rufen, dann packte mich die andere Gewalt und zerrte mich einfach fort.
Diesmal gab es nichts, wogegen ich mich hätte wehren können, denn der Zeittunnel hatte sich geschlossen…
***
Und er öffnete sich wieder, wobei ich den Eindruck hatte, dass keine Zeit vergangen war.
Ich war wieder da!
Und ich befand mich in meiner Welt, in meiner Zeit. Zudem noch an einem Ort, den ich kannte.
Recht schwindlig stand ich auf einem weichen Grasboden. In meiner Nähe reihten sich die Wohnwagen aneinander. Ich sah das Zelt, in dem die Vorstellungen abliefen, ich sah auch meinen Rover. Ich hielt noch die Beretta in der Hand, nur von Samson sah ich nichts und auch nichts von Lucy Martin.
Die Weichheit in meinen Knien war eine natürliche Reaktion. Ich lebte noch, aber auch der Satan von Soho existierte weiterhin. Er war jemand, dem es nichts ausmachte, die Zeiten zu wechseln. Er konnte in der Vergangenheit agieren und in der Gegenwart. Das war leider eine Tatsache, und damit musste ich mich abfinden. Der Gedanke, dass er mir über sein könnte, versetzte mir für einen Moment einen gelinden Schock.
In seinem Körper steckten die Silberkugeln. Er hätte vernichtet sein müssen, aber er war es nicht. Das bereitete mir ebenfalls Sorgen. Samson war so mächtig, dass er die Kugeln überlebte, und das schafften nur Dämonen oder dämonische Wesen, die in die obere Hierarchie gehörten. Damit schien ich es hier zu tun zu haben.
Ich war es gewohnt, schnell umzudenken, und das tat ich auch jetzt.
Meine Kurzreise in die Vergangenheit musste ich abhaken, jetzt galt die Gegenwart, und da gab es Samson auch noch.
Aber wo steckte Lucy?
Der Satan von Soho hatte sie gesucht. Er hatte sogar ihretwegen die Zeiten gewechselt, und hier hatte er sie gefunden. Eine Frau, die seiner echten Lucy zum Verwechseln ähnlich sah. Ich glaubte nicht, dass er sie wieder loslassen würde.
Ich drehte mich um und sah die Tür von Lucys Wohnwagen vor mir.
Sie war nur angelehnt, und ich
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