1535 - Tanz der Nocturnen
aller Ruhe das am Vortag erarbeitete Material, sonderte die Nieten aus und bereitete jene Notizen auf, die vielversprechend klangen.
Mag Cyrian erwartet Drillinge, das war nichts für heute. Bethia hatte keine Lust, werdende Mütter zu interviewen, wenngleich Meg die Frau eines der angesehensten Recycler war. Kennon, Megs Mann, der Recycler, wäre da schon ergiebiger gewesen, aber den hatte sie erst vergangene Woche über die Nachschubprobleme ausgefragt. Außerdem hatte sie diesbezüglich eine bessere Quelle.
Daniel Muhler.
Dan war im Hansekontor Lagerverwalter, und darüber hinaus ihr Geliebter. Wenn er sagte, daß die Regale des Kontors bis auf ein paar antiquierte Ersatzteile leer waren, dann brauchte sie keine zusätzliche Bestätigung von dritter Seite, zumal, wie gesagt, sie die Meinung der Recycler zu diesem Thema ohnehin bereits vor einer Woche eingeholt hatte.
Das Stichwort „Daniel Muhler" lenkte sie ein wenig von der Arbeit ab. Was sollte sie mit Dan tun? Er drängte auf eine engere Beziehung, wollte auch Kinder mit ihr haben. Doch dieser Gedanke machte Beth angst. Sie hatte Dan eine Woche lang im Haus gehabt, und es war plötzlich alles ganz anders gewesen als zuvor.
Wenn sie von ihrem Waldlauf zurückgekommen war und, wie gewohnt, mit ihrer Arbeit hatte beginnen wollen, war irgendwann Dan wie ein Fremdkörper aufgetaucht und hatte sie aus dem Konzept gebracht, was früher oder später im Bett geendet hatte. Und damit war die Sache gelaufen.
Dan war ja ein ganz lieber Junge, aber sie hatte ihn hinauswerfen müssen. So ging es einfach nicht. Und jetzt schmollte er.
Beth seufzte. Vielleicht war dieses Kapitel abgeschlossen. Sie hoffte es beinahe, obwohl ihr mit Dan etwas fehlen würde, andererseits kannte sie seine Hartnäckigkeit und glaubte nicht, daß er sich mit der augenblicklichen Situation abfinden würde. Sie fürchtete, daß es noch etliche langwierige Diskussionen mit ihm über das Thema „Ehe" und „Kinder" geben würde.
Auch darum wollte sie der werdenden Drillinge-Mutter aus dem Weg gehen.
Was hatte sie noch?
Raumakademie entläßt 6 neue Kadetten - Frischlinge für Albans Sturmtruppe. Das wäre doch vielleicht was.
Aber Beth taten die Raumkadetten jetzt schon leid. Sie hatten ihr Patent lediglich erworben, um bei Manöverspielen alt zu werden. Niemand konnte sagen, ob sie je wirklich in den Einsatz geschickt werden würden. Der letzte lag immerhin schon zehn Jahre zurück.
Man müßte Sie fragen. Ja, das wäre ein Thema! Aber an Sie war meist schwer heranzukommen.
Beth versuchte es trotzdem. Sie schaltete ihren Portable von Memo auf Kommunikation um und führte eine Reihe von Gesprächen in dieser Sache. Aber es kam nichts dabei heraus. Niemand konnte oder wollte ihr verraten, wie sie mit Sie in Verbindung treten könnte. Einmal hieß es, daß sie bei VATER weile, dann wiederum, daß sie mit MUTTER unterwegs sei, die meisten Kontaktleute aber stellten sich dumm. Und von den Hanse-Sprechern waren sowieso nur hohle Worte zu hören.
Ein Anruf bei FTV betreffs der für heute nacht angesetzten und von Sie initiierten Show war ebenso unergiebig.
Der Sendeleiter berief sich auf seine Schweigepflicht und ließ sich nicht mehr als das Versprechen entlocken, daß die Show programmgemäß um Punkt 23 Uhr ablaufen würde. „Was steht auf dem Programm?" wollte Beth wissen. „Tänze und Gesänge mit einmaligen, noch nie dagewesenen choreographischen Elementen."
„Das habe ich in diesem und auch im letzten Jahr schon hundertmal gehört."
„Ja, weil die Choreographie immer einmalig ist und die neueste Show die vorangegangenen stets übertrifft.
Schau dir das an, Beth, du wirst begeistert sein."
„Wie war’s denn damit, statt der Tänze und Gesänge wieder mal einen Nocturnenzauber zu veranstalten!" regte Beth an. „Das ist nicht mein Ressort", erwiderte der Sendeleiter pikiert. „Da mußt du dich schon bei Sie beschweren."
„Möcht ich ja. Nur, wie komme ich an Sie heran?"
Die Antwort war Schweigen. Die Verbindung zu Fornax Television war unterbrochen worden.
Beth goß sich noch ein Glas Straab ein und vergewisserte sich, daß ihr Portable das Gespräch aufgezeichnet hatte. Danach sprach sie eine Anmerkung: „Zu Sie: Wie wäre es mit einem kritischen Feature über unseren ›guten Geist‹? Nachlassen der Fähigkeiten?
VATER-MUTTER-Beziehung? Kommunikationsschwierigkeiten? Pubertätsprobleme?"
Beth machte die Gegenprobe, aber der Portable blieb stumm. Das Gerät hatte
Weitere Kostenlose Bücher