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1535 - Tanz der Nocturnen

Titel: 1535 - Tanz der Nocturnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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deine Darstellung der Gefühlswelt der Siganesen.
    Ich möchte ein Live-Interview. Wenn ich das nicht bekommen kann, dann verzichte ich lieber."
    „Das wirst du auch müssen", sagte Quint und unterbrach die Verbindung.
    Es wäre zu schön gewesen, wenn alles so gelaufen wäre, wie Beth es sich vorgestellt hatte: Während der Vorbereitung für das Interview der Souders hätte sich herausgestellt, daß das Akustikmodul ihres Portables nicht funktionierte, woraufhin einer der jüngeren Siganesen, Nil oder vielleicht Pit, sich des Problems angenommen und den Schaden repariert hätte.
    Es wäre auch zu schön gewesen. Abgesehen, daß sie ihren Portable repariert bekommen hätte, wäre die Lebensgeschichte von Kim und Cano Souders ein echter Knüller gewesen.
    War Kim wirklich schon 800 Jahre alt? Wie alt wurden Siganesen eigentlich? Wie hatte Kim es verkraftet, daß sie im Lauf ihres Lebens nur Jungen bekommen hatte? Wie oft war Kim schwanger gewesen?
    Wie viele Fehlgeburten hatte sie gehabt? Woran lag das ...?
    Beth bremste ihren Gedankengang. Nein, nein, diese Fragen hätte sie alle nicht gestellt, denn eine seriöse Biographie über die Souders hätte ein sensationelles Zeitdokument ergeben und ihr, Bethia Malaro, dazu verhelfen, aus der Klatschspalte in den Header der Fornax News zu kommen.
    Aber vielleicht hatte sie auch gar nicht das Zeug dazu. Trotz der Träume, die sie manchmal hatte, machte es ihr Spaß, über die kleinen Dinge des Lebens zu berichten. Und sie mußte zugeben, daß es sie schon interessiert hätte, wie viele Fehlgeburten Kim in den 724 Jahren der Isolation gehabt hatte.
    Von all ihren vielen Kindern lebten nur noch Pit, Nil und Com.
    Und alle drei waren männlichen Geschlechts. „Okay", sagte Bethia Malaro ergeben zu sich. „Auf zu den Cyrians."
     
    *
     
    „Oh", machte Meg, als sie hörte, daß Beth in ihrem „Stadtrundgang" über ihre bevorstehenden Mutterfreuden berichten wollte. „Oh, was für eine Ehre. Kennie, hast du das gehört? Kennie!"
    „Klar, Liebes", kam Kennons Baß durch die offene Tür aus der an das Wohnzimmer grenzenden Werkstatt. „Das ist einfach super! Du bist die Mutter des Jahres. Wahrscheinlich des Jahrhunderts."
    „Nicht wahr?" Megs ausgemergeltes Gesicht hatte sich vor Aufregung gerötet. Sie setzte sich in den hochlehnigen Schaukelstuhl, die Hände über der riesigen Kugel ihres Bauches gefaltet. An Beth gewandt, fragte sie kokett: „Ist es so gut? Bin ich gut im Bild? Du wirst mich doch ablichten?"
    „Klar bringe ich ein Bild von dir", versicherte Beth trotz der Tatsache, daß das Scancam-Modul ihres Portables schon seit Wochen nicht mehr funktionierte.
    Aber das verriet sie nicht, sondern tat gerade so, als entdecke sie den Fehler erst jetzt. Beth warf die Arme in die Luft und fluchte. „Was ist, Beth?" erkundigte sich Meg unsicher. „Stimmt irgend etwas nicht?"
    „Nur keine Aufregung, das bekäme deinen Drillingen nicht gut", sagte Beth beruhigend. „Es ist nichts weiter.
    Nur die Scancam und das Akustikmodul sind im Eimer. Dabei hat vor Minuten noch alles tadellos funktioniert.
    Schade, aber wir müssen die Sache auf später verschieben."
    Meg wurde blaß, alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Für sie, die Hochschwangere, gab es kein später. Es war ihre letzte Chance, vor ihrer Niederkunft noch einmal in den Fornax News groß herauszukommen. „Aber ... aber ... Warum denn?" stammelte Meg. „Kann man den Schaden nicht beheben?"
    „Es wird wohl nur eine Kleinigkeit sein", meinte Beth. „Laß doch mal einen Fachmann ran, Beth", bot Meg fast flehend an.
    Und dann legte sie los, daß ihr Mann glauben mußte, die Preßwehen hätten bei ihr eingesetzt: „Kennie! Kennie!
    Komm, rasch!"
    Drei Stunden später war Beth wieder im Besitz eines voll funktionsfähigen Portable, an dem sogar wieder der verloren geglaubte Scancam lief - und besser als seit Jahren. „Du hast wahrlich goldene Hände, Kennie", sagte Beth in ehrlicher Anerkennung. „Was würden wir ohne Leute wie dich nur tun? Wir würden arm dastehen und den Laden dichtmachen können."
    Kennon betrachtete traurig seine schmalen Hände mit den langen, sensiblen Fingern und sagte: „Aber zaubern können diese goldenen Hände leider auch nicht."
    „Wie meinst du das?" hakte Beth nach. „Es mangelt hinten und vorne an Ersatzteilen", antwortete Kennon. „Kein Nachschub, keine Innovation der Technik. Ich muß immer öfter improvisieren, um nicht zu sagen, pfuschen. Dein Portable wird es leider auch

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