1535 - Tanz der Nocturnen
nur noch höchstens ein paar Monate machen. Wenn nicht bald etwas passiert, dann kann ich Bauer werden und Straabkorn anpflanzen. Das ist noch das einzige, was Zukunft hat."
„Es wird schon wieder werden, Kennie", versuchte Beth den Recycler zu trösten. „Sie wird uns nicht im Stich lassen."
„Ich weiß nicht", sagte Kennon unsicher.
Beths Reporterinstinkt erwachte. Sie fragte: „Sind Zweifel angebracht? Hast du irgendwelche Anhaltspunkte, daß Sie nicht mehr für uns sorgen kann?"
Kennon schüttelte den Kopf. „Am Können wird es wohl nicht liegen. Oder doch? Wie auch immer. Es ist immerhin schon zehn Jahre her, daß uns die KANSCH zugeführt wurde. Aber von dem Gurradschiff ist kein syntronisches Bauteil mehr übrig, das nicht längst Verwendung gefunden hätte. Und die Lager der Hanse sind bis auf eine eiserne Reserve ebenfalls leer."
„Es gibt noch den Schwarzmarkt", erinnerte Beth.
Kennon lachte abfällig. „Ich war erst gestern bei Smorty. Er konnte mir nicht einmal ein einfaches Steckmodul für Megs Hausgehilfen anbieten. Ich brauche nur dieses einfache Ersatzteil, um den Roboter wieder auf die Beine zu bekommen. Aber Smorty mußte passen. Weißt du, was er mir statt dessen angeboten hat? Einen Gurrad aus der Besatzung der KANSCH als Hausdiener. Ausgerechnet einen dieser Rechtlosen. Der alte Halsabschneider hat aber gemeint, daß, der Gurrad nach entsprechender Hypnoschulung lammfromm sein würde und sogar als Hebamme für Meg einzusetzen wäre. Soweit sind wir gekommen, daß ein Syntronik-Spezialist zum Sklavenhändler wird."
Smortan Kobik führte einen Syntronikladen, der schon immer ein wahres Eldorado für alle Bastler und professionellen Recycler gewesen war. Es ging sogar das Gerücht, daß selbst die Hanse gelegentlich schon bei Smorty eingekauft hatte, um ihren Fuhrpark, die insgesamt 6 Raumschiffe und die 40 Lastenplattformen, in Schuß zu halten.
Woher Smorty seine Ware bezog, war offiziell nicht bekannt, ja, er handelte mit den seltensten Stücken nicht einmal offiziell, sondern verschob sie unter dem Ladentisch. Aber es mußte wohl so sein, daß er am Raumschiffwracks herangekommen war, von denen die Hanse nichts wußte. Wie dem auch sei, wenn Smorty nichts mehr auf Lager hatte, dann war es schlecht bestellt um Kontor Fornax.
Darüber hinaus war Smartys Syntronikladen neben Inxters Bar die größte Gerüchteküche der ganzen Stadt. „Wir sehen harten Zeiten entgegen", sagte Beth zustimmend. „Aber es ist nicht fair, dafür Sie die Schuld zu geben. Sie hat immer gut für das Hansekontor gesorgt."
„Ja, solange sie noch nicht geboren war ...", murmelte Kennon wie zu sich selbst. Er schreckte hoch und grinste gekünstelt. „Aber lassen wir das. Wenn nicht bald etwas passiert, muß ich mich wohl doch noch umschulen lassen."
Das war natürlich übertrieben, denn es gab unzählige technische Einrichtungen in der Stadt und über den Planeten verstreut, für deren Wartung es technisch begabter Leute wie Kennon Cyrians bedurfte.
Andererseits gab es bei den hypertechnischen Geräten auch genügend Bestandteile siganesischer Fertigung - und vor siganesischer Mikrotechnik mußten selbst die begnadetsten Recycler wie Kennon passen. Zu deren Instandhaltung und Reparatur bedurfte es solcher Winzlinge, wie es die Siganesen waren.
Das erinnerte Beth an ihr Gespräch mit Quint Correl. „Als Recycler hast du doch gelegentlich Kontakt zu den Souders, Kennie", sagte Beth. „Wäre es dir möglich, ›Ma‹ Kim zu fragen, ob sie mir ein Interview gewährt? Ich möchte sie mit der Aufzeichnung ihrer Lebensgeschichte würdigen."
„Keine Chance, zu ›Ma‹ Kim vorzudringen", sagte Kennon und winkte ab. „Quint behauptet, daß sie niemanden sehen will, aber ich vermute, daß er sie abschirmt."
„Hast du bei Smorty keine Gerüchte darüber gehört, warum Quint das tun sollte?"
„Du kannst dich ja selbst bei Smorty umhören", sagte Kennon. „Für mich ist das kein Thema. Du entschuldigst mich, Beth. Ich habe noch zu tun."
Beth verabschiedete sich von Meg mit dem Versprechen, daß sie den Bericht über sich in der morgigen Ausgabe der Fornax News finden würde.
Beth war nicht undankbar, und sie nahm sich daher vor, dieses Versprechen zu halten. Denn der Weg zur werdenden Drillinge-Mutter hatte sich gelohnt. Sie würde die Cyrians als die Mutter und den Recycler des Jahrhunderts in ihrer Kolumne vorstellen.
Aber irgendwie konnte sie an nichts anderes denken als an Quint Correls
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