1535 - Tanz der Nocturnen
ihre Worte nicht aufgezeichnet, weil das Akustikmodul des Pikosyns, das schon die ganze Zeit gesponnen hatte, endgültig ausgefallen war.
Da redete sie sich den Mund fusselig und mußten letztendlich alles noch einmal manuell eintippen! Wo sie doch mit den Fingern sowieso nicht gerade geschickt war und Tippfehler am Fließband produzierte. „Was soll’s", seufzte sie ergeben. „Sind ja bloß Notizen von mir für mich."
Aber Tatsache war, daß es ein hartes Tagwerk werden würde, wenn sie die Interviews nicht würde direkt aufzeichnen können. Welche Interviews denn eigentlich? Es lag nichts wirklich Interessantes vor.
Beth sah schon, daß ihr nichts anderes übrigbleiben würde, als mal wieder Tratsch und Klatsch in ihrer Kolumne „Stadtrundgang" zu bringen. Sie produzierte ohnehin fast nichts anderes. Aber manchmal waren unter den Gerüchten auch kleine Perlen zu finden.
Zuvor wollte sie aber noch alles daransetzen, sich einen Ersatz für ihren Portable zu verschaffen oder ihn wenigstens reparieren zu lassen.
Sie rief in der Redaktion der Fornax News an, aber ihr Redakteur Konar Manhatt bedauerte: Er habe leider kein Ersatzgerät zur Verfügung.
Beth entschloß sich daraufhin schweren Herzens, sich mit Daniel Muhler in Verbindung zu setzen. „Noch sauer auf mich?" fragte sie zur Einleitung. „Nie sauer gewesen", sagte Dan distanziert.
Danach hörte er sich ihr Problem geduldig an und sagte dann: „Tut mir leid, Beth, ich kann dir nicht helfen."
„Du bist also doch noch sauer."
„Verdammt noch mal", explodierte Dan. „Ich sitze vor fast leeren Lagerräumen und bin zürn Daumen drehen verurteilt. Das bißchen Hi-Tech, das noch vorhanden ist, darf nicht ohne Sondergenehmigung raus. Es ist Ernstfällen vorbehalten. Du kannst ja mit Pirmin Deix verhandeln. Vielleicht ist er der Meinung, daß deine Klatschkolumne überlebenswichtig für uns ist."
„Hab’ schon verstanden", sagte Beth. „Nichts hast du verstanden, Kleines", sagte Dan, und es klang wieder wärmer. „Ich kann dir nicht helfen. Die Hanse ist so gut wie bankrott, wenn nicht bald Nachschub kommt. Warum wendest du dich denn nicht an einen Recycler. Die sind wahre Künstler beim Improvisieren."
„Okay, dann muß ich mir also doch Meg vornehmen."
„Wie?"
„Ach, nichts. Jedenfalls danke ich dir für dein Entgegenkommen, Dan."
Es war Beth aus irgendwelchen Gründen überaus zuwider, den Gang zu den Cyrians antreten zu müssen.
Darum unternahm sie noch einen letzten Verzweiflungsversuch, dies abzuwenden.
Sie wählte einfach die Siganesennummer, obwohl an die Souders fast ebenso schwer heranzukommen war wie an Sie.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die Verbindung zustande kam, und wie nicht anders erwartet, meldete sich nicht einer der Siganesen, sondern deren Beschützer, Quint Correl. „Hier ist Bethia Malaro von den Fornax News. Ich hätte gerne mit Kim oder Cano Souder gesprochen, Quint", sagte sie sachlich und in, wie sie hoffte, streng geschäftlichem Ton. „Worum geht es, Beth?" erkundigte sich Quint mißtrauisch. „Ich arbeite an einem Artikel über die Geschichte der Siganesensippe und brauche noch ein paar Statements von den Familiengründern", sagte Bethia. Es war eine blanke Lüge, aber während sie sie noch von sich gab ohne rot zu werden, da begann sie Gefallen an einer solchen Story zu finden. „Du kannst alles Wissenswerte von mir erfahren, Beth", sagte Quint abweisend. „Was willst du wissen?"
„Alles mögliche", sagte Bethia und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: „Vor allem Privates.
Was Kim und Cano bewegt, Highlights aus ihrem langen Leben, was sie rückblickend davon halten - das alles eben."
„Von mir kannst du alles erfahren", beharrte Quint. „Komm schon, Quint", sagte Beth. „Wenn ich bloße Fakten brauche, dann kann ich sie mir aus unserem Archiv holen. Ich weiß, daß Kim bald achthundert Jahre alt wird und Cano auch nicht mehr der Jüngste ist. Mir ist bekannt, daß sie schon hier Dienst taten, als noch Leila Terra Kontorchefin war. Diese Fakten kannst du dir schenken. Ich möchte von den beiden Stammeltern der Siganesen dagegen erfahren, wie sie darüber denken. Du darfst mir das nicht vermasseln, Quint."
„Ist auch gar nicht meine Absicht", erwiderte Quint Correl in gleichbleibend unverbindlichen Tonfall. „Ich stehe jederzeit zu deiner Verfügung. Komm her und ich sage dir, was die Siganesen denken und fühlen."
„Darauf pfeife ich", sagte Beth verärgert. „Ich möchte nicht
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