1536 - Der Weise von Fornax
des Ungeborenen befriedeten die Nocturnen nicht nur, sie lockten sie auch an. Sie erreichten bei einem Teil des Schwarmes, daß sich die Nocturnen teilten und einen neuen, jungen Schwarm bildeten. Die Mehrzahl der ausgewachsenen Nocturnen mit einem Körperdurchmesser von 100 Metern aber ließ sich auf Planet 14 nieder.
Membrankörper auf Membrankorper lagerten sie sich Schicht für Schicht ab und wuchsen so zu einem imposanten Nocturnenstock.
Und die Nocturnen, die jeder für sich ohne Intelligenz gewesen waren und sich nur von ihren Instinkten hatten leiten lassen, erlangten im Kollektiv von Hunderttausenden jene wunderbare Gabe des bewußten Denkens, jenen Funken der Intelligenz, der ihnen zuvor gefehlt hatte. „Habe ich das vollbracht?" fragte das Neugeborene. „Ja, du hast den Nocturnen dazu verholten, eine Kollektivintelligenz zu werden", bestätigte das Schiff. „Was für ein wunderbares Geschehen. Ich habe den Vorgang mit meinen besonderen Gaben mitverfolgen können. Was für ein einmaliges Erlebnis!"
„Die Hanseaten waren ebenfalls Zeuge dieses Vorgangs", sagte das Schiff. „Ich habe mir erlaubt, ihnen die Bilder zu schicken. Sie waren wie berauscht von diesem ›Nocturnentanz ‹, und sie können nicht genug davon bekommen."
„Ich kann ihnen ein solches Schauspiel noch öfter bieten. Wann immer ihnen danach ist. Sag ehrlich, MUTTER, könnte ich ihnen als strampelndes, quäkendes und nässendes Baby so gut dienen?"
„Willst du es nicht genug sein lassen?"
„Nein! Ich habe in dir eine MUTTER gefunden. Jetzt mochte ich noch viele Nocturnenschwärme anlocken, damit der Nocturnenstock auf Planet vierzehn wächst - und die Weisheit eines VATERS erlangt.
3.
Bethia Malaro flog weit in die Bay hinaus und landete auf einer langgestreckten Insel, die sich im Süden flach aus dem St.-Elms-Meer schob und im Norden eine Höhe von 400 Metern erreichte; hier war das Land wie abgeschnitten, und das Meer brandete gegen senkrechte, manchmal überhängende Felswände.
Die junge Frau landete den schneckenförmigen Schweber direkt an der Steilküste. Sie nahm ihren Portable an sich und schritt durch das übermannshoch wuchernde Gras den sanft abfallenden Hang hinab gegen Süden. „Hier haben es eingebürgerte Gurrads mal mit dem Anbau von Straabkorn versucht", rief sie Alaska zu, der sich an ihrer Seite tapfer gegen den steifen Wind stemmte. „Aber irgendwann haben sie wieder die Lust verloren. Seitdem schießt hier der Straab wild in den Himmel."
„Aha", sagte Alaska. „Kein Gras, sondern Korn. Wie viele eingebürgerte Gurrads gibt es auf Kontor Fornax, Bethia?"
Je tiefer sie kamen, desto schwächer und leiser wurde der Wind. „Du kannst Beth zu mir sagen, das tun alle meine Freunde", sagte Bethia Malaro kokett lächelnd und schaltete ihren Portable auf Aufnahme. „Aber jetzt bin ich erst einmal an der Reihe mit dem Fragen.
Erzähle mir mal in knappen Worten deine Lebensgeschichte, Alaska."
Alaska Saedelaere faßte sich kurz, als ob er den Beitrag aus einem Lexikon vortrage. Dennoch dauerte es geraume Zeit, bis er fertig war.
Bethia Malaro hatte Alaska Saedelaeres Lebensbericht mit großen Augen und offenem Mund zugehört. „Wow!" machte sie, nachdem er geendet hatte. „Mit deiner Lebensgeschichte könnte ich tausend Ausgaben der Fornax News füllen. Bis zu deinem vermeintlichen Tod im Loolandre bin ich in groben Zügen aus der galaktischen Chronik über dein Leben Informiert. Aber nun zu den Einzelheiten nach diesem Ereignis."
„Du wolltest einen knappen Bericht, und der muß dir erst einmal genügen", erwiderte Alaska Saedelaere. „Alles andere sollte sich aus einem zwanglosen Gespräch ergeben."
„Einverstanden", stimmte Beth zu und fragte anschließend: „Wie fühlt man sich als Unsterblicher, dem man die Unsterblichkeit weggenommen hat?"
„Die verlorene Unsterblichkeit ist kein Problem für mich", antwortete Alaska. „Viel wichtiger ist die Antwort auf die Frage, warum ES so irrational gehandelt hat. Der Weise von Fornax könnte da weiterhelfen. Was wißt ihr, die Hanseaten von Kontor Fornax, über den Weisen, Beth? Das Zyklop-System ist ja bloß fünfundvierzig Lichtjahre entfernt."
„Da bist du bei uns an der falschen Adresse, Alaska", sagte Beth. „Wir haben keinen Kontakt zum Weisen.
Soviel ich weiß, hat vor über hundert Jahren nur Unbred Correl den Vorsatz gefaßt, den Weisen aufzusuchen, diesen aber nie verwirklicht."
Als Alaska den Namen „Correl" vernahm, wurde
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