1536 - Der Weise von Fornax
„Ich glaube, die Mutter ist tot. Sie soll zuvor aber noch eine Reihe von Wünschen, ihr Ungeborenes betreffend, geäußert haben. Und diese erfüllen wir jetzt."
Sie hatten die Hälfte der Strecke zum Medoschiff zurückgelegt. „Was genau tun wir denn, wenn wir den mechanischen Uterus mit dem Ungeborenen auf dieses Schiff bringen?" fragte Jeff herausfordernd. „Unterstützen wir etwa die Cantaro bei ihren Genexperimenten?"
„Rede keinen Blödsinn!" herrschte Burt seinen Kameraden an. „Du weißt, daß wir auf der anderen Seite stehen „ „Ich frage mich, ob man sich bei mir da so sicher ist, wenn man mich nicht eingeweiht hat", sagte Jeff in beleidigtem Ton. „Wer ist die Mutter - und was hat sie sich für ihr Ungeborenes gewünscht?"
„Ich wurde ebenfalls nicht informiert", sagte Burt. „Ich habe nur einiges aufgeschnappt."
„Spuck’s schon aus, Burt!" verlangte Jeff. „Oder bin ich etwa tatsächlich nicht vertrauenswürdig?"
Burt ließ den Zylinder für einen Moment los und machte in Richtung des Kameraden eine verächtliche Handbewegung. „Im Stützpunkt scheint niemand die Identität der Mutter zu kennen", erzählte der kleinere der beiden Männer. „Aber sie dürfte eine bedeutende Persönlichkeit gewesen sein. Das ist jedoch nicht so wichtig.
Jedenfalls wollte die Mutter nicht, daß ihr Kind in Zeiten wie diesen geboren wird. Darum wurde das Ungeborene in den cantarischen Uterus gepackt: damit es irgendwann später ins Leben geholt werden kann. Und sie wollte nicht, daß das Kind in der Milchstraße bleibt. Es soll mit dem Medoschiff in irgendeine andere Galaxis der Lokalen Gruppe gebracht werden, solange das noch möglich ist. Irgendwohin, an einen geheimen Ort, wo man es nicht aufstöbern kann. Offenbar hatte die Mutter Feinde und fürchtete, daß diese sich ihr Kind greifen könnten."
„Klingt ja mysteriös", sagte Jeff. „Und - was ist mit dem Vater? Wollte der beim Schicksal seines Kindes nicht auch ein Wörtchen mitreden?"
„Über den Vater ist ebenfalls nichts bekannt", sagte Burt. „Es heißt, daß die Mutter ihn nicht nennen wollte."
Sie hatten das Medoschiff erreicht. Die Luftschleuse öffnete sich, und die Stimme des Bordsyntrons sagte mit feminin klingender Stimme über Sprechfunk: „Stellt den Behälter in die Luftschleuse. Um alles andere kümmere ich mich schon." \„Ist denn keine Mannschaft an Bord?" erkundigte sich Burt, „Wozu?" fragte der Syntron des Medoschiffs. „Ich kenne den Bestimmungsort und kann das ungeborene Menschenkind betreuen. Das genügt. Stellt den Behälter einfach ab."
„Meinetwegen", sagte Burt. „Ist auch nicht mein Problem. Nur eines hätte ich gerne gewußt ..."
„Ich darf keine Fragen beantworten", fiel ihm der Syntron ins Wort. „Im übrigen besitze ich selbst keine Informationen und weiß noch weniger als ihr."
„He!" rief Jeff empört. „Der Syntron hat unser Gespräch belauscht!"
„Ich wußte ja, warum ich das Thema bleibenlassen wollte", sagte Burt zu seinem Kameraden.
Dann sprach er wieder den Syntron an. „Ich wollte dich gar nicht über das Kind ausfragen, Syntron. Ich möchte nur deine Meinung darüber hören, ob die Cantaro wirklich ihre Drohung wahr machen und die Milchstraße hermetisch abriegeln werden."
„Bestimmt", sagte der Syntron, während sich das Außenschott der Luftschleuse schloß. „Nach mir werden nicht mehr viele Raumschiffe aus der Milchstraße gelangen können. Ich fürchte, es werden dunkle Jahre über die Galaktiker hereinbrechen."
„Das sind ja schöne Aussichten", sagte Jeff deprimiert. Er straffte sich daraufhin und fügte mit fester Stimme hinzu: „Aber wir sind gewappnet. Wir werden darum kämpfen, daß die Isolation nicht lange dauert."
„Das ist allen freiheitsliebenden Galaktikern zu wünschen", sagte der Syntron. „Wir schaffen es schon", sagte Burt zuversichtlich. „Sorge du nur dafür, daß das Kind sicher ans Ziel kommt, Syntron."
Es entstand eine kurze Pause, bevor sich der Bordsyntron wieder meldete: „Weiß man wirklich nicht, wer die Mutter ist? Ich wüßte es gerne. Denn eines Tages werde ich das Kind in die Welt setzen müssen, und dann würde ich ihm wenigstens den Namen seiner Mutter nennen können."
„Ich kenne ihn wirklich nicht", beteuerte Burt. „Aber einen Hinweis kann ich dir geben. Die Mutter soll mit ihren letzten Worten noch gesagt haben: ›Galbraith Deighton ist ein anderer geworden, Homer Gershwin Adams und Geoffry Abel Waringer sind nicht mehr da,
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