1536 - Der Weise von Fornax
wieder einmal so weit, daß Kytoma sich in seine Denkprozesse geschlichen hatte und seine Gedankenwelt zu beherrschen begann. In solchen Phasen hätte er selbst bei Topsidern Ähnlichkeiten mit ihr finden können. „Ihr werdet sehen, bevor ein Tag um ist, wird die Quarantäne aufgehoben sein", versprach Daniel Muhler.
Aber soweit war es auch nach drei Tagen noch nicht.
Alaska Saedelaere mußte die ganze Zeit an das Mädchen Siela Correl denken, ohne die Chance zu bekommen, sie kennenzulernen.
*
Die Quarantänezone lag etwa zehn Kilometer von Kontor Fornax-Stadt und dem Raumhafen entfernt an der Steilküste des St.-Elms-Meeres. Die Anlage bestand aus insgesamt zehn Gebäuden mit jeweils fünfzig spartanisch eingerichteten Quartieren. Nur zwei davon waren auf menschliche Bedürfnisse abgestimmt. Die anderen acht waren zu gleichen Teilen für Gurrads und Kartanin eingerichtet.
Die zehn Gebäude verteilten sich über ein quadratisches Areal mit einer Seitenlänge von fünfhundert Metern, das durch einen zehn Meter hohen Energiezaun abgesichert war. Dieser stellte für Träger flugfähiger SERUNS natürlich kein Hindernis dar.
In jedem der Gebäude befand sich ein Gemeinschaftsraum, der über einen altertümlich wirkenden Holorama-Empfänger und eine Bildsprechanlage mit jeweils zehn Anschlüssen verfügte. Die Kommunikationsgeräte waren jedoch desaktiviert.
Als Alaska Saedelaere Daniel Muhler bei seinem letzten Besuch darauf ansprach, die Geräte zu aktivieren, hatte dieser stotternd versprochen, einen Recycler vorbeizuschicken. „Die zuletzt hier einquartierten Gurrads und Kartanin haben sich wie die Vandalen aufgeführt", sagte Daniel Muhler entschuldigend. Als er Sey-Nia-M’ens drohenden Blick bemerkte, beeilte er sich, rasch hinzuzufügen: „Es waren natürlich Karaponiden."
Eine Überprüfung der Kommunikationsanlagen durch Annu Simila, die Cheftechnikerin der TAMBO, ergab, daß an den Anlagen wichtige Teile fehlten. Diese waren jedoch nicht nach „Vandalenart" zerstört, sondern fachmännisch entfernt worden. „Ich gehe jede Wette ein, daß Pirmin Deix auf diese Art verhindern will, daß wir aktuelle Informationen über das Leben auf Kontor Fornax erhalten", behauptete Annu Simila. „Aber das ist naiv gedacht.
Wozu haben wir unsere SERUNS! Damit können wir das Kommunikationsnetz spielend leicht anzapfen."
„Dann tu es", forderte Alaska die Cheftechnikerin auf.
Bald darauf konnten sie über ihre SERUNS die Sendungen von Fornax-TV empfangen. Diese beschäftigten sich fast ausschließlich mit ihnen, den „Schiffbrüchigen", denen die Nocturnen zum Verhängnis geworden waren. Bezeichnend für die Einstellung der Hanseaten war möglicherweise die Aussage, daß man alles tun werde, um den Gestrandeten „auf Kontor Fornax eine neue Heimat zu bieten". „Danke, nein!" meinte Viira Quenschar dazu. „Vielleicht meinen es die Hanseaten nur gut mit uns", sagte Modlar Pereviz darauf. „Und wegen unseres Mißtrauens interpretieren wir alles nur falsch. Ich würde es mir wirklich wünschen, daß es so ist.
Andernfalls sitzen wir ganz schön in der Patsche."
FTV brachte zwischendurch Nachrichten über alltägliche planetare Ereignisse wie etwa, daß die Hanseatin Meg Cyrian von Drillingen entbunden worden sei, die sie nach den drei Söhnen von Kim Souder, der „Siganesenmutter", Nil, Pit und Gorn taufen wollte; daß das Hansekontor jetzt schon Vorbestellungen auf syntronische Bauteile entgegennehme, die auch über Smortys Fachgeschäft ausgeliefert werden konnten; dazwischen gab es Werbung von der Art: „Sei nicht zu lange trocken, laß dich bei Igor Inxter Nockschocken." ... und dann die Meldung, daß die beiden flüchtigen Gurrads immer noch nicht dingfest gemacht werden konnten. Dazu sagte der Sprecher: „Solange diese beiden gefährlichen Verbrecher auf freiem Fuß sind, sollten unsere Ehrengäste von den beiden havarierten Schiffen in Schutzhaft bleiben."
„Was denn?" regte sich Modlar Pereviz auf. „Sind wir nun in Quarantäne oder in Schutzhaft? Es kann doch nicht ernst gemeint sein, daß wir uns vor zwei Gurrads zu fürchten hätten."
Alaska überlegte sich, ob die beiden Gurrads nicht vielleicht aus anderen Gründen von ihnen ferngehalten werden sollten ... „Wir machen da nicht mit", sagte Sey-Nia-M’en am zweiten Tag der Quarantäne. „Das lassen wir uns nicht länger bieten. Welche Ausreden dieser Pirmin Deix auch erfindet, um unsere Isolation zu rechtfertigen, er kaschiert
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