154 - Die Kralle des Todes
Dämonenseuche."
Dabei war es keine Seuche im eigentlichen Sinn. Es war ein Krankheitskeim, mit dem ihn der Dämon Federico Retti vor seinem Ende infiziert hatte. Eine Krankheit, die das Opfer innerhalb weniger Tage förmlich skelettierte, so daß es starb. Es gab kein Heilmittel. Kein Arzt der Welt konnte den Krankheitskeim überhaupt feststellen, denn er war magisch.
Coco brauchte die Erinnerung erst gar nicht abzurufen; sie war noch zu frisch, da es erst ein paar Tage her war. Sie hatten die rothaarige Teufelin Angelina gejagt. Aber Angelina stand mit einem anderen Dämon im Bund - eben diesem Filmproduzenten Retti. Er hatte es geschafft, Dorian zu infizieren. Dorian wäre fast gestorben. Aber Coco hatte dann in Rom einen Magier ausfindig gemacht, der es geschafft hatte, den Keim zu blockieren. Die Krankheit war zum Stillstand gekommen, und mit etwas guter Pflege, so hatte Giorgio Fontanelli versichert, werde Dorian in ein paar Wochen wieder auf den Beinen sein.
Sie hatten es alle geglaubt, daß die Krankheit blockiert war - wahrscheinlich sogar Fontanelli selbst. Aber jetzt, nach ein paar Tagen, brach sie wieder aus!
„Fontanelli ist ein Stümper", sagte Dorian leise. „Aber ich glaube nicht, daß er uns hereingelegt hat. Ich bin sicher, daß er sein Bestes getan hat. Er meinte es ehrlich."
„Ich bin da eher skeptisch", sagte Coco. Sie setzte sich auf die Bettkante. „Ich werde ihn mir vorknöpfen. Es ist gut, daß wir noch in Rom geblieben sind."
„Sei höflich zu ihm", bat Dorian. „Vielleicht kann er die Krankheit noch einmal stoppen. Vielleicht wird er sie noch öfter stoppen müssen, bis wir ein tatsächlich wirkendes Gegenmittel finden. Coco, ich habe keine Lust, zu sterben. Ich habe - Angst."
Die Hexe mit dem schulterlangen, blauschwarzen Haar nickte. Sie beugte sich über Dorian und küßte ihn auf den Mund.
„Du stirbst nicht", sagte sie. „So schnell stirbt keiner von uns. Es gibt mit Sicherheit eine Lösung. Vielleicht dieselbe wie bei Marco, dem Ministersohn. Bei ihm hat der magielose Zustand den Keim zerstört."
„Wer weiß, wann Rom wieder von einem magielosen Zustand befallen wird", sagte Dorian. „Wenn überhaupt. Das Chaos geht überhaupt zurück. Der für die Zustände verantwortliche Halleysche Komet entfernt sich von der Erde und geht dem Perihel auf der anderen Seite der Sonne entgegen. Erst wenn er wieder herumschwingt, wird es erneut lustig zugehen wie jüngst in New York."
„Unga könnte ausrechnen, wo sich der nächste magielose Zustand manifestiert", sagte Coco.
„Und das dauert Stunden, vielleicht Tage… wenn ich nicht bis dahin ohnehin tot bin, überstehe ich den Transport zum nächsten Magnetfeld nicht", sagte Dorian. „Und dann ist es immer noch nicht sicher, ob ich überhaupt in die Nähe des angestrebten Zieles komme - unter Umständen spielen auch die Magnetfelder verrückt. Es muß eine andere Lösung geben."
„Ich rufe Unga dennoch an", sagte Coco. „Vielleicht haben wir Glück. Und ich werde Fontanelli holen."
Sie griff nach dem Zimmertelefon und wählte zu Fontanellis Haus durch. Doch der Magier hob nicht ab.
„Ich werde zu ihm fahren", sagte Coco. Vorher nahm sie über Dorians Kommandostab Kontakt mit Unga auf, der sich wieder in Island befand, und bat ihn, festzustellen, wo sich die nächsten magielosen Zustände abspielen würden. Unga versprach, sich sofort an die Arbeit zu begeben. Coco kleidete sich an. „Ich schicke dir Abi", versprach sie. „Er wird sich ein wenig um dich kümmern."
Der schweigsame Däne verließ sein Zimmer und begab sich in Cocos und Dorians Quartier, während die Hexe den auf Dauer gemieteten Fiat aus der Garage des Hotels Villa Doria Pamphili im Westen Roms holen ließ.
Sie fuhr zu Fontanelli. Aber auf ihr Klingeln meldete sich niemand.
Fontanelli wohnte allein in seiner Villa. Coco sah seinen Wagen unter der Überdachung stehen. Es war also unwahrscheinlich, daß er für längere Zeit fort war. Sie versuchte die Haustür zu öffnen, und es gelang ihr. Überrascht trat Coco ein.
Coco fand den Magier in seinem Schlafzimmer. Im ersten Moment erkannte sie ihn nicht einmal. Da lag ein uralter, weißhaariger Greis. Er war tot.
„Angelina", keuchte Coco erschrocken.
Die Teufelin mußte dem Magier den Liebestod beschert haben. Sie suchte sich ihre Opfer vorzugsweise in der Welt der Männer. Sie entzog ihnen Lebenskraft und Lebenszeit, nahm ihnen den größten Teil ihrer Lebensspanne. Auf ihre Weise konnte sie also
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