1541 - Ball der Vampire
das, Mr Tremaine?«
»Nun ja, sie waren plötzlich weg. Nicht alle auf einmal. Das hat sich schon etwas hing ezogen. Aber sie waren von einem Tag auf den anderen wie vom Erdboden verschwunden.«
»Wie viele sind es genau?«
»Wenn ich das wüsste. Vielleicht vier oder auch fünf. Den genauen Überblick habe ich nicht.«
»Und eine ist dann zurückgekehrt - oder nicht?«
»Ja, so war das.«
»Als Vampirin?«
Er trank und nickte.
»Jane hat Sie schon informiert, das ist ausgezeichnet. Eine nur ist gesehen worden. Ich denke aber einen Schritt weiter. Warum sollte nur eine so geworden sein? Ich zähle die anderen Verschwundenen ebenfalls dazu. Damit habe nicht nur ich ein Problem, sondern auch Sie, Mr Sinclair.« Er legte den Kopf schief und lächelte mokant. »Oder lassen Sie so etwas laufen?«
»Ich denke nicht.«
»Das ist gut.«
»Aber sind Sie sich hundertprozentig sicher?«
Er verengte die Augen. Die dunklen Pupillen verschwanden fast völlig.
»Ja, das bin ich. Und ich bin es deshalb, weil ich eine verdammt gute Zeugin habe.«
»John Sinclair kennt den Namen«, sagte Jane.
»Ist ja gut. Ich kann mich auf Doreen Hill verlassen. Sie hat eine der verschwundenen Mitarbeiterinnen gesehen. In der Nacht, als sie allein im Wintergarten saß. Da ist es passiert. Da tauchte sie plötzlich auf und presste ihr Gesicht gegen die Scheibe. Sie ist zum Glück wieder verschwunden, aber Doreen hat sie deutlich gesehen. Natürlich auch ihre verdammten Zähne, denn sie hielt den Mund offen.«
»Und was hat sie sonst noch getan?«, wollte ich wissen.
»Nichts, sie verschwand wieder.«
»Sie wollte demnach kein Blut?«
»Genauso ist es.«
»Komisch.«
»Warum?«
»Weil Vampire doch davon existieren, das Blut der Menschen zu trinken. Warum hat sie Ihre Freundin nicht angegriffen? Es wäre doch kein Problem gewesen - oder?«
»Ich habe keine Ahnung, welche Pläne die andere Seite verfolgt. Ich würde mich auch selbst aus der Scheiße herausziehen, aber ich bin in diesen Dingen kein Fachmann, und wenn Vampire herumlaufen, das geht uns alle was an.«
»Ja.«
Er lachte. »Super, Sinclair, dann sind wir uns ja einig.«
Ich wiegte den Kopf. »Bis auf eine wichtige Kleinigkeit. Das reicht mir nicht als Beweis.« Fast treuherzig blickte ich ihn an. »Sie glauben gar nicht, Mr Tremaine, wie oft Menschen zur Polizei kommen, die davon erzählen, dass sie das oder jenes gesehen haben und deshalb Meldung machen müssten. Die Fliegenden Untertassen sind noch im Gespräch, ebenso wie Werwölfe und andere Monster. Es kommt oft darauf an, welcher Film gerade Furore macht.«
Die Antwort hatte ihm nicht gepasst. Das sah ich seinem Gesicht an.
Trotz der Sonnenbräune konnte es rot anlaufen. Er krallte seine Hände in die Schöße seines Mantels.
»Wollen Sie mich als Lügner hinstellen?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Scheiße«, flüsterte er, »ich würde mich nie mit einem Bullen treffen, wenn es mir nicht ernst wäre. Es gibt diese Vampirin. Ich kann mich auf Doreens Aussagen verlassen.«
Er trank sein Glas leer und drehte sich Jane Collins zu.
»Und du hast ihn mir empfohlen. Das ist doch eine verdammte Scheiße, ist das.«
»John Sinclair ist der Einzige, der helfen kann. Aber auch er braucht Beweise.«
»Die hat er!«, schrie Tremaine, und andere Gäste zuckten dabei zusammen.
»Indirekte«, sagte ich mit ruhiger Stimme. Und bevor sich der Typ wieder einmischen konnte, kam ich ihm zuvor. »Wenn Sie bessere Beweise haben, lassen Sie es uns wissen.«
»Ach - und sonst?«
Ich hob die Schultern. »Müssen Sie allein mit dem Fall fertig werden. So ist das nun mal.«
Yago Tremaine kochte innerlich vor Wut. Es war nicht der richtige Ort, um sie rauszulassen. Er riss sich zusammen, trank von seinem Edelgesöff und nickte schließlich, bevor er eine Antwort gab.
»Okay, ich sehe, dass ich hier auf Granit beiße. Ihr wollt nicht mitspielen, aber die verschwundenen Frauen interessieren euch auch einen Dreck.«
»Sie müssten sich an das Ressort für Vermisstenangelegenheiten wenden«, schlug ich vor.
»Toll, wirklich toll. Die lachen mich aus, wenn ich denen mit Vampiren komme.«
»Bringen Sie einfach nur bessere Beweise«, schlug ich vor. »Dann wird alles geregelt.«
»Ja, das sagen Sie!« Er funkelte Jane an, dann mich, holte einen Schein aus der Tasche, bevor er sich ruckartig erhob. »Es wird Beweise geben«, flüsterte er, »und dann, dann…«
»Was ist?«, fragte ich. »Egal, Sinclair. Aber Sie werden
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