1541 - Ball der Vampire
werden.«
»Ja, ich halte an.«
»Sehr gut.«
Es dauerte, bis er sich wieder meldete, und Suko warf mir mehrere schräge Blicke zu.
Tremaine hatte sich wieder gefangen. Mit hastiger Stimme und schnellen Worten haspelte er die Beschreibung herunter. Ich zeichnete das Gespräch auf, denn alles behalten konnten wir nicht.
»Sind Sie jetzt zufrieden?«, fragte er.
»Nicht ganz«, erklärte Suko.
»Was ist denn noch?«
»Bleiben Sie bitte, wo Sie sind. Wir werden uns dort treffen und gemeinsam hinfahren.«
»Das glauben Sie doch selbst nicht«, erwiderte Tremaine fast kreischend und legte auf.
Für uns wurde es ab jetzt höchste Eisenbahn…
***
Eintauchen und auftauchen!
Beides überlappte sich bei Doreen Hill. Es kam ihr vor, als wäre sie in einen tiefen Traum gestürzt worden, um dann aus ihm wieder hoch zu schweben und in eine Wirklichkeit zurückzugelangen, die ganz anders war als die ihr bekannte, aber trotzdem eine Tatsache blieb.
Es war die andere Realität. Eine Wirklichkeit, in der es andere Gesetze gab. Die Wirklichkeit in einem Schwebezustand, der dafür sorgte, dass Doreen nichts spürte. Keine Wärme, keine Kälte, keinen Wind auf der Haut, einfach nichts - bis auf etwas Bestimmtes.
Und das war ein Trieb, der in ihr steckte. Sie glaubte, einen großen Hunger zu verspüren, und dabei dachte sie nicht an die normale Nahrung, mit der sie sich vor ihrer Verwandlung ernährt hatte, jetzt war es etwas anderes, das in ihr bohrte und kochte.
Sie wollte Trinken und Essen zugleich.
Blut!
Genau das war es. Die Sucht, der Hunger nach dem Blut anderer Menschen. Es ihnen zu rauben, sie anzufallen, um selbst stark und kräftig zu werden.
Sie stöhnte auf. Der Gedanke an das Blut hatte sie so reagieren lassen.
Sie merkte auch, dass sie nicht auf ihren Füßen stand, sondern auf dem Boden lag, als hätte sie jemand niedergeschlagen.
Sie richtete sich auf.
Ja, das klappte gut. Sie war nicht mehr schwach. In ihren Körper war die alte Stärke zurückgekehrt, und nicht nur das, sie fühlte sich sogar kräftiger als zuvor.
Aber was war das Zuvor?
Nur dieser Begriff war ihr in den Kopf gekommen, mehr konnte sie nicht denken. Gab es überhaupt ein Zuvor, eine Vergangenheit - oder war das alles verschwunden?
Es fiel ihr schwer, sich darüber Gedanken zu machen. Deshalb ließ sie es bleiben und kümmerte sich um die Gegenwart, die sich als Dunkelheit präsentierte.
Und trotzdem sah sie. Da sie von keinem Windhauch erfasst wurde, ging Doreen davon aus, in einem geschlossenen Raum zu sitzen. Es mochte ein Verlies sein, denn sie sah, dass die Wände nicht unbedingt glatt waren. Sie setzten sich aus Steinen zusammen, und dies in der Dunkelheit zu erkennen bereitete ihr Freude.
Im Dunkeln sehen, das war gut. Das hatte sie noch nie gekonnt. Ihr fielen sogar die Umrisse einer Tür auf, die vor ihr lag. Jetzt wusste sie, wo sie den Raum verlassen konnte.
Noch blieb Doreen sitzen. Sie hob die linke Hand und führte die Finger an ihren Hals, weil sie dort eine Veränderung gespürt hatte. Jetzt tastete sie ihre Haut ab und wusste plötzlich, dass sie sich nichts eingebildet hatte.
Es gab diese Veränderung tatsächlich. Die Haut war an einer bestimmten Stelle ein- oder aufgerissen. Sie konnte in eine kleine Wunde fassen und dachte daran, dass man sich dort zu schaffen gemacht hatte.
Da war etwas mit ihr geschehen, was sie allerdings nicht als schlimm empfand. Es hatte sie nur in diesen Zustand versetzt, dem sie niemals mehr würde entrinnen können und es auch nicht wollte.
Dafür wollte sie etwas anderes. Sich nähren, sich kräftigen. Sie dachte an Blut, an einen heißen kochenden Lebenssaft, der in den Adern der Menschen floss.
Doreen Hill sah zwar aus wie ein Mensch, aber sie wusste, dass sie nicht mehr dazu gehörte. Sie würde sich nicht mehr so verhalten wie eine normale Frau. Ihr Sinnen und Trachten stand ausschließlich danach, weiterhin zu überleben und nicht zu sterben.
Doreen drehte sich sitzend zur Seite und nutzte den leichten Schwung aus, um auf die Beine zu kommen. Sie blieb stehen, ohne zu zittern. Sie hatte sich sogar gereckt, und ihr Blick war starr nach vorn gerichtet. In den Augen bewegte sich nichts, es schlug kein Herz in ihrer Brust, sie glich einer Person, die jetzt so weit war, in die neue Existenz eintreten zu können.
Genau das tat sie.
Sie ging die ersten Schritte und wunderte sich nicht darüber, wie gut das ging. Es gab keine Empfindungen mehr in ihr. Was sie als Mensch getan
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