1541 - Ball der Vampire
wichtiger.
Tremaine hielt an. Das Geräusch des Motors erstarb. Das Licht erlosch.
Es war plötzlich still geworden, und der Mann hörte nur noch seinen eigenen Atem.
Hinter seiner Stirn tuckerte es. Er spürte den Druck in seinem Kopf. Sein Herz schlug schneller. Er war plötzlich höllisch nervös, was er früher nie gekannt hatte. Aber hier ging es um Doreen, und das war etwas ganz anderes.
Das helle Licht hatte ihm gezeigt, dass die Haustür nicht geschlossen war. Er würde also das Haus betreten können, aber er gab sich selbst gegenüber zu, dass ihm schon ein wenig mulmig war. Diese Situation war eine andere als die, mit denen er sonst konfrontiert wurde.
Es war so still. Zu still. Eine Ruhe, in der sich auch das Grauen verbergen konnte.
Die letzten Meter ging er zu Fuß. Als er die Treppe erreichte, zog er seinen Revolver, obwohl er noch keine Gefahr erkannte.
Aber er wollte sicher sein. Er stieg auf die erste Stufe. Laub knirschte unter seiner Sohle. Ihm war kalt, und das nicht nur äußerlich. Dann konnte er einen Blick ins Haus werfen. Da dort drinnen kein helles Licht brannte, mussten sich seine Augen erst an die Umgebung gewöhnen.
Stockfinster war es nicht. Von irgendwoher musste ein schwacher Lichtschein kommen. Tremaine sah es als einen Vorteil an. Er ging weiter und betrat das Haus, in dem sich nichts rührte.
Er versuchte, etwas von der Atmosphäre aufzunehmen, die zwischen den Wänden herrschte, aber er spürte nur diese Kälte und auch die Leere, die ihm entgegen gähnte.
Im Haus blieb er stehen. Es passte ihm nicht, dass er nur so wenig sah.
Er hätte jetzt eine Taschenlampe gebrauchen können. Aber die lag im Auto, und zurückgehen wollte er nicht. Nur noch nach vorn, nur noch zu ihr und…
»Hallo, Yago…«
Tremaine zuckte zusammen. Dass er nicht aufschrie, wunderte ihn, denn Doreens Stimme hatte ihn kalt erwischt. Sie war aus dem grauen Dunkel gekommen, und so wusste er, dass er einige Schritte gehen musste, um seine Freundin zu erreichen.
Sie wartete auf ihn.
Oder?
Das Leben hatte Tremaine misstrauisch gemacht, und dieses Misstrauen war auch jetzt vorhanden. Er hatte den Entführer nicht vergessen und sich auch darauf eingestellt, dass die Befreiung kein Kinderspiel werden würde. Der Kidnapper konnte überall im Haus lauern, sogar in seiner unmittelbaren Nähe.
Doreen sprach ihn wieder an.
»Bist du gekommen, um mich zu holen, Yago?«
»Ja, deshalb bin ich hier.«
»Dann komm bitte zu mir.«
Er nickte nur, weil er plötzlich nicht mehr sprechen konnte. Er versuchte, mit seinen Blicken die Dunkelheit zu durchbohren.
Ja, sie war da.
Sie war sogar nicht weit von ihm entfernt. Aus der Dunkelheit war die Stimme geklungen, und aus ihr schälte sich nun etwas hervor, das Tremaine nicht genau erkannte.
Erst als er näher heranging, sah er den Stuhl mit der hohen Lehne, und auf ihm saß seine Doreen, als hätte man sie zu einer Königin gemacht und sie auf einen Thron gesetzt.
Er hielt den Atem an. Die Szene gefiel ihm einfach nicht. So hatte er sich sein Zusammentreffen mit Doreen nicht vorgestellt. Dieser Anblick wies darauf hin, dass sich Doreen freiwillig in diese Lage begeben hatte.
Er hatte sie jammernd und hilflos erwartet, vielleicht sogar von ihrem Entführer bedroht. Dieses Bild aber war ihm mehr als suspekt, und er schüttelte den Kopf.
Von der Vorstellung, auf Doreen zuzulaufen und sie zu befreien, hatte er sich verabschiedet. Der Begriff Falle schoss ihm durch den Kopf. Aber noch wollte er nicht aufgeben. Doreen war ihm einfach zu wichtig, und deshalb ging er vorsichtig weiter auf sein Ziel zu.
Er sah auch nicht, ob seine Freundin lächelte. Sie hätte eigentlich aufstehen und ihm entgegenlaufen müssen, falls sie nicht gefesselt war, und das schien sie nicht zu sein.
»Willst du nicht zu mir kommen?«
Doreen schüttelte den Kopf.
»Nein, Yago. Ich habe hier auf dich gewartet.«
»Ja, das sehe ich. Aber wo ist dein Entführer? Dieser Hundesohn, der dich geholt hat?«
»Ich weiß es nicht.«
Tremaine wusste nicht, ob er seiner Freundin glauben konnte oder nicht.
Sein ungutes Gefühl verstärkte sich noch mehr, und als er den nächsten Schritt setzte, da zitterten seine Knie.
Es war unendlich schwer für ihn, diesen Weg zu gehen. Die Kälte lag wie Raureif auf seiner Haut. Er machte sich jetzt Vorwürfe, nicht auf die Bullen gewartet zu haben, und er ballte vor ohnmächtigem Zorn die Hände zu Fäusten.
Für einen Rückzug war es zwar noch nicht zu
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