1541 - Ball der Vampire
ging da um eine Hure, die mit ihrem Wohnmobil an einer bestimmten Straße steht. Der Zeuge wollte sie als Kunde aufsuchen, was er nicht mehr geschafft hat. Aber lies selbst.«
Ich bekam das Blatt gereicht und fing an zu lesen. Der Mann war von einer schrecklichen Gestalt niedergeschlagen worden. Er hatte sie nicht genau beschreiben können, aber eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vampir, den wir suchten, war vorhanden.
Als dieser Thorn wieder erwacht war, hatte er die Hure Laura auf dem Fahrersitz des Wohnmobils gesehen. Sie war von ihrem Stammplatz weggefahren und hatte verändert ausgesehen.
»Passt das zu eurem Fall, John?«
Ich musste nicht lange über die Antwort nachdenken. »Mit einiger Fantasie schon.«
»Es ist zumindest eine Spur«, sagte Suko. »Lohnt es sich, dass wir uns mit dem Mann unterhalten?«
»Nur wenn alle Stricke reißen.« Ich schlug auf das Blatt. »Aber die Beschreibung stimmt. Davon gehe ich mal aus. Und ich glaube auch, dass diese Laura, von der die Rede ist, in den Diensten unseres Freundes Yago Tremaine steht.«
»Dann ruft ihn an!«, schlug Glenda vor.
Ich war dagegen und erklärte es auch.
»Ich glaube nicht, dass Yago Tremaine über jedes seiner Mädchen genau Bescheid weiß, das für ihn anschaffen geht. Wir lassen ihn aus dem Spiel.«
Damit war auch Suko einverstanden. So blieb uns nichts anderes übrig, als im Büro zu bleiben und zu hoffen, dass die Dinge an anderer Stelle vorangetrieben wurden.
Es war für uns beide ein schlimmes Gefühl, nichts tun zu können und nur zu warten.
»Der Vampir-Ball«, sagte Suko schließlich.
»Was ist mit ihm?«
»Wann wird er beginnen?«
»Erst wenn es dunkel geworden ist. Viel wichtiger ist die Antwort auf die Frage, wo er stattfindet und wer alles dazu eingeladen ist. Wir jedenfalls nicht.«
»Vielleicht die Cavallo?«
»Das glaube ich nicht. Bei diesem Stück spielt sie nicht mit. Aber das kann sich alles noch ändern, und ich wäre froh, wenn sie dort mitmischen würde.«
»So ändern sich die Zeiten«, meinte Suko.
Ich konnte nur nicken…
***
Yago Tremaine hatte das hinter sich, was er eine Höllennacht nannte, obwohl er vom Teufel keinen Besuch erhalten hatte. Es war nur eine Nacht ohne Schlaf gewesen. Die hatte es bei ihm zwar schon öfter gegeben, nur nicht unter diesen Voraussetzungen. Er fühlte sich gedemütigt, fertiggemacht. Er war eigentlich derjenige, der das Sagen hatte, doch jetzt war er klein wie ein Wurm geworden, der leicht zertreten werden konnte.
Beim Hellwerden hatte er sich unter die Dusche gestellt und sich danach einen starken Kaffee gemacht. Der möbelte ihn etwas auf. Dann rief er in seinem Büro an, das sich in bester Citylage befand, und meldete sich für diesen Tag ab.
Sein Vertreter war ein Mann, auf den er sich verlassen konnte. Knallhart und rücksichtslos. Außerdem gab es bei ihm kein Privatleben wie bei Tremaine.
»Gibt es irgendwelche besonderen Vorkommnisse, Gino?«
»Nein. Ich habe nichts gehört.«
»Gut, dann sieh zu, dass es auch ruhig bleibt. Irgendwelchen Ärger kann ich jetzt nicht gebrauchen. Ich werde mich wieder melden.«
Das war's für Tremaine.
Ihm war klar, dass der Tag lang werden würde. Jede Stunde oder Minute würde sich hinziehen wie Kaugummi. Er wartete darauf, dass ihn ein erlösender Anruf erreichte. Entweder von Doreen oder von ihrem Entführer, damit dieser endlich mit seinen Forderungen herausrückte.
Tremaine konnte sich nicht vorstellen, dass man Doreen nur so aus Spaß entführt hatte.
So wartete er weiter.
Er fühlte sich immer schlechter, je mehr Zeit verstrich. Er war nicht mehr der große, unangreifbare Boss. Wenn er in den Spiegel schaute und sich darin sah, dann erschrak er über sich, denn er sah beinahe schon verzweifelt aus, worauf auch die Ringe unter seinen Augen hindeuteten.
Noch nie hatte es ihn so erwischt wie bei Doreen. Es war der berühmte Blitz gewesen, der bei ihm eingeschlagen hatte, und beide passten wunderbar zusammen. Sie ergänzten sich gegenseitig, und sie hatte auch nichts gegen seinen Job einzuwenden.
Er ließ sie zudem aus seinen Geschäften heraus. Das Leben im Luxus gefiel ihr. Sie besaß viele Freiheiten, doch wenn es darauf ankam, dann war sie an seiner Seite.
Und jetzt wollte er an ihrer sein, um sie zu beschützen. Aber wo steckte sie? Wohin hatte dieses Schwein sie verschleppt?
Es machte ihn fast wahnsinnig, dies nicht zu wissen. Das Haus kam ihm plötzlich wie ein Knast vor.
Die andere Seite ließ ihn warten.
Weitere Kostenlose Bücher