1542 - Mission auf Vaar
verdächtig", sagte Raman. „Ich bin froh, daß du meine Begleitung akzeptiert hast. Es könnte sich um eine Falle handeln. Tragonsh ist das Ära-Quartier von Pozalin, und ich hörte das Gerücht, daß die Leute, die in Tragonsh verschwanden, zu Biomasse für verbotene Experimente umgewandelt worden seien.
Ich würde das als Verleumdung abtun, denn Aras sind genauso ehrenwert und gesetzestreu wie Blues, aber die Aras von Pozalin sind Ausgestoßene ihres Volkes. Sie sollen den Cantaro als Hilfskräfte bei genetischen Manipulationen gedient haben und wurden zum Teil selbst genetisch verändert. Auf Vaar erhielten sie Asyl, aber sie sind nur geduldet."
„Das muß sie ja zu ungesetzlichem Handeln treiben", meinte Idinyphe.
Raman Akbar nickte, dann sagte er: „Wir brauchen mehr als deinen sehr vagen Anhaltspunkt, um in einem Randbezirk mit vielleicht fünfzigtausend Einwohnern herauszufinden, wer dich angerufen hat. Am besten sichten wir die Speicherdaten der KOMKontrolle von Tragonsh. Dort werden alle Ferngespräche registriert, die in diesem Quartier geführt werden.
Es ist eine Sonderregelung wegen der extrem hohen Verbrechensrate in Tragonsh."
„Woher weißt du das alles?" fragte Idinyphe. „Ich denke, du bist nur als Abgesandter eine Weltraumstadt hier, also vielleicht erst ein oder zwei Tage."
„Das stimmt", erwiderte Raman. „Aber ich bin nicht zum erstenmal auf Vaar. Deshalb kenne ich mich aus.
Gleiter, zum Zentrum von Tragonsh! Dort lotse ich dich weiter."
„Zentrum?" fragte Idinyphe erstaunt. „Wir holen dort meinen Freund Hektor ab", erklärte Raman mit feinem Lächeln. „Er ist Siganese und ein begabter Syntroniker. Nur ein Däumling wie er kann durch Kabelrohre und auf ähnlichen Schleichwegen in KOM-Kontrolle eindringen."
„Er ist doch nicht etwa kriminell?" rief die Terranerin aus. „Aber nein", wehrte Raman Ukbar ab. „Er arbeitet nur ein wenig außerhalb der Legalität."
Er lehnte sich zurück und schloß die Augen.
Idinyphe schwieg daraufhin und beobachtete in den entsprechenden Holos das Stadtgebiet, das der Gleiter gerade überflog. Nach ein paar Minuten sah sie die unter weitgespannten Bögen aus transparenter Formenergie liegenden Arkaden Pozalins. Sie waren äußerlich ungefähr im Stil der präkosmischen Einkaufsarkaden Terras gebaut worden, dienten aber mehr dem Amüsement und der Geselligkeit als dem Betrachten und Auswählen der kunstvoll ausgestellten Waren von nahen und fernen Welten der Lokalen Galaxiengruppe.
Als der Gleiter die Arkaden überquert hatte, breitete sich unter ihm ein wahrer Dschungel aus ineinander verschachtelten, kastenförmigen Häusern aus, die durch Antigravbahnen, aber auch durch urtümlich anmutende Treppchen und Gassen miteinander verbunden waren.
Raman öffnete die Augen. „Tragonsh", erklärte er, auf die Holos zeigend.
Idinyphe nickte bedrückt. Sie empfand Mitleid mit den Aras, die dort unten dahinvegetierten, mochten sie nun Helfer der Cantaro gewesen sein oder nicht.
Nach ein paar Minuten erteilte Raman dem Gleiter neue Anweisungen. Er änderte den Kurs und landete kurz darauf auf dem flachen Dach eines Hauses aus dunkelgrauem Plastikbeton mit schlitzförmigen Fensteröffnungen.
Mitten auf dem Dach stand ein Frachtcontainer, dessen Wände liebevoll bunt angemalt waren und in denen es winzige Fenster und Türen gab. „Die siganesische Enklave von Tragonsh", sagte Raman. „Es sind sogenannte Aussteiger, die dort leben."
Niemand ließ sich an Fenstern und Türen blicken, bis Raman ausstieg. Dann reckten sich plötzlich zahlreiche winzige Köpfe aus den Fenstern und ein paar Daumen- bis handspannengroße Siganesen kamen ins Freie und umringten den Gesandten. Anscheinend kannten sie ihn gut und vertrauten ihm.
Als Raman später wieder einstieg, stand auf seiner flachen linken Hand ein daumengroßer Siganese in braunem Overall. „Das ist Hektor Carex", stellte Raman vor. „Hektor, das ist Idinyphe."
„Sehr angenehm", sagte der Siganese über den Verstärker, der sich in einer schmalen Spange vor seinem Mund befand. In den Ohren steckten Dämpfer. Sie reduzierten die Lautstärke von Terranern und anderen großen Lebewesen auf ein für Siganesen erträgliches Maß.
Während das Taxi wieder startete, erläuterte der Gesandte von Dynastu seinem kleinen Freund, was er von ihm erbat. Hektor war sofort damit einverstanden.
Einige Minuten später stoppte der Gleiter rund hundert Meter von einem Gebäude entfernt in der Luft ab. Das
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