1542 - Mission auf Vaar
Bauwerk war ein schmuckloser dunkelgrauer Klotz, der ungefähr fünfzig Meter hoch aus einer kleinen Ansammlung zusammengestürzter Ruinen ragte. „KOM-Kontrolle", sagte Raman. „Es sieht nicht wohnlich aus, aber dort lebt ja auch niemand", fügte Hektor hinzu. „Es gibt nur Syntrons sowie Funkabhöranlagen - und natürlich die üblichen Abschreckungs- und Vernichtungssysteme gegen das rattenähnliche Ungeziefer, von dem es in Tragonsh wimmelt."
„Aber dann ist es dort auch für dich gefährlich", wandte Idinyphe ein. „Ich weiß, wie ich mich dort bewegen muß und welche Regionen ich zu meiden habe", beruhigte der Siganese sie. „Schließlich gehe ich nicht zum erstenmal hinein. Sag’ mir jetzt den ungefähren Wortlaut deines Gesprächs mit dem Unbekannten, damit ich in den Speichern danach suchen kann!"
Nachdem Idinyphe seine Aufforderung befolgt hatte, startete Hektor mit Hilfe seines winzigen Gravo-Paks und flog zu KOM-Kontrolle hinüber ...
*
Drei Stunden später kehrte der Siganese zurück und landete direkt auf der Hand, die ihm Raman aus der offenen Gleitertür entgegenstreckte. „Du wurdest aus dem Hotel Ikra Palpyron angerufen, Idinyphe", berichtete er. „Das ist ganz in der Nähe."
„Flieg hin!" befahl Raman dem Gleitersyntron.
Nach etwa anderthalb Minuten hielt das Taxi in der Luft vor einem Gebäude an, das sich durch sein glänzendes Äußeres angenehm von der tristen Umgebung abhob. Es war sogar von einem grünen Ring aus Kunststoffrasen umgeben: ein zirka hundert Meter hoher, zwanzig Meter durchmessender Turm aus schwarzem Glasfaserbeton und goldbedampfen Glassitfronten. „Ein Robotel", erklarte Raman. „Praktisch ein bewohnbarer Roboter. Dort gibt es kein lebendes Personal. Sehr praktisch für Gäste, die anonym bleiben wollen."
„Du wurdest aus Zimmer siebenundachtzig angerufen, Idinyphe", berichtete Hektor. „Der Unbekannte wird nicht damit gerechnet haben, daß du ihm nachspionierst. Schon möglich, daß er deshalb seine Spuren nicht verwischt hat."
„Auf dem Hoteldach landen!" befahl Raman dem Gleiter.
Kaum hatte das Fahrzeug sich in Bewegung gesetzt, starrte er in ein Holo, das einen Ausschnitt des Gebiets hinter dem Taxi abbildete. „Ich glaube, wir werden beschattet", flüsterte er. „Ein dunkelblauer Gleiter wartet zirka hundert Meter hinter uns, halb von einem Gebäude verdeckt. Es muß derselbe sein, der mir schon auffiel, als wir bei der Enklave ankamen."
„Dunkelblau!" wiederholte Idinyphe. „Dieser arkonidische Typ, der mir schon mehrmals unangenehm auffiel, stand bei einem dunkelblauen Gleiter, als wir das Hotel verließen."
„Hethar Vudam", sagte Raman. „Ein Gauner - und jetzt vielleicht ein angehender Kidnapper."
„Das wäre möglich", pflichtete Hektor ihm bei. „In Tragonsh kommt es öfter zu Kidnapping. Die Entführer verlangen dann Lösegeld von den Angehörigen."
„Hätte ich meinen SERUN und meine Waffe dabei, würde ich die Kerle stellen!" stieß Idinyphe grimmig hervor. „Das würde ich dir nicht raten", erwiderte Raman. „Ich sehe vier Hochenergie-Strahlwaffen in dem blauen Gleiter."
„Wie kannst du so etwas sehen?" fragte die Terranerin verblüfft. „Bist du ein Mutant?"
„Nein", wehrte Raman ab. „Ich besitze lediglich semiorganische, syntrongesteuerte Implantate anstelle von Augen. Mit ihnen kann ich auf gewisse Entfernungen unterschiedliche Energiemuster erkennen und zuordnen.
In Dynastu ist das etwas Alltägliches."
„Was sollen wir tun?" fragte Idinyphe. „Den Ordnungsdienst rufen?"
„Wir kämen nicht durch", sagte Hektor. „Hier benutzen die Verbrecher Störsender."
„Wir gehen erst einmal ins Robotel", bestimmte Raman Ukbar. „Dort riskieren die Verbrecher keinen Angriff, weil es zu viele Automaten gibt, die sofort einschreiten würden. Allerdings können wir nicht unbegrenzt lange dort bleiben."
„Ich gebe Calla Bescheid, meiner Frau", sagte Hektor. „Sie kann uns mit Bogy zu Hilfe kommen."
„Wer oder was ist Bogy?" fragte die Terranerin, während der Gleiter auf dem Hoteldach landete.
Raman lachte trocken. „Das schwarze Gespenst, ein sogenannter Daniel-Roboter", antwortete er. „Calla und Hektor haben ihm ein paar Spezialprogramme verpaßt. Sie betreiben zusammen ein Büro für diskrete Nachforschungen, mußt du wissen. Calla und Bogy, meine ich."
Der Siganese sprach unterdessen leise in seinen Armband-Telekom. Er schien keine Schwierigkeit damit zu haben. „Störungsfrei durch Relaiskette",
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