1545 - Die Welten von Truillau
Bewahrer. Du willst dich nicht zeigen, aber ich habe genug von diesem Versteckspiel und der endlosen Warterei. Wenn du etwas von mir willst, dann sprich es aus. Deine Scheu ist überflüssig und unverständlich. Deine Ängste sind lächerlich. Deine Forderung ist mir zu unklar und zu undurchsichtig. Wie kann sich zwischen uns etwas zum Guten wenden, wenn du den Verklemmten und Schweigsamen spielst?
Vertrauen gegen Vertrauen. Offenheit gegen Offenheit. Das verlange ich von dir. Äußere dich endlich klar und deutlich. Oder entlasse mich dorthin, wo ich hingehöre."
Damit war aus ihrer Sicht alles gesagt.
Die erhoffte Reaktion blieb jedoch aus.
Ein völlig neues Gefühl drang auf sie ein.
Sie brauchte ein paar Minuten, um es zu verstehen. Sie empfand sich selbst plötzlich als transparent. Ihr ganzer Körper, ihr Geist, ihr Ego, alles wurde durchsichtig. Jede Regung ihrer Gedanken und Gefühle wurde geprüft, analysiert und bewertet.
Ein anderer Gedankenhauch wehte in sie hinein. Der Bewahrer zog in keiner Sekunde in Erwägung, sie aus seinem Griff zu entlassen. Im Gegenteil.
Er wollte, daß sie sich auf eine weitere Wartezeit einstellte.
Gesil konnte sich gegen diese Art der Untersuchung nicht wehren, auch als sie alle eigenen Gedanken und Gefühle hinter mentalen Barrieren versteckte.
Sie spürte, daß er sich entfernen wollte. Er hatte seine Analyse und die Durchleuchtung ihres Ichs abgeschlossen.
Da kam ein Gedanke klar herüber, in dessen Hintergrund herbe Enttäuschung mitschwang: Du bist mir nicht genug, Gesil!
ENDE
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