1547 - Sabotage auf Terra
festgestellt, daß keinem etwas aufzufallen schien. Kein einziges Wort fiel darüber, und sie unterließ es, das Thema von sich aus anzuschneiden. Die Versuchsreihen mit dem winzigen Teil des Himmlischen Stücks und dem Peacemaker liefen, und die Männer und Frauen diskutierten den interessantesten Gesichtspunkt ihrer ganzen Arbeit, der aus Bohannons Rekonstruktion des WER hervorging.
Hatte ES mit dem Colt das letzte, noch mögliche Signal ausgesandt? Konnten die Terraner und die Galaktiker der Superintelligenz helfen, wenn sie die Spur sofort fanden?
Eine innere Stimme sagte ihr, daß es so sein mußte. In einem halben Jahr war es zu spät, vielleicht sogar schon in einem Monat. Ihr Unternehmen war aussichtslos, und Myles wußte das. Machte er deshalb Überstunden?
Versuchte er auf eine unkonventionelle, verrückte Art herauszufinden, wie sie den Weg zu ihrem Ziel abkürzen konnten? „Überwinde die Raumkrümmung, die durch die Gravitation hervorgerufen wird, kürze die Strecke ab, und du gelangst in minimaler Zeit an dein Ziel", hatte er einmal auf eine Frage geantwortet. Das Problem der interstellaren und intergalaktischen Raumfahrt war lange gelöst, doch die Abkürzung auf dem Weg zu ES war noch nicht gefunden.
Kallia wollte wissen, ob er daran arbeitete. Sie hatte Angst um Myles. Es war bereits die zweite Veränderung innerhalb kurzer Zeit, die sie spürte. Es beunruhigte sie, und sie hatte den Eindruck, daß Myles verschlossener als früher oder zumindest oft geistesabwesend war.
Sie ließ sich vom Antigrav nach oben tragen, erreichte die Wohnung und blieb stehen.
Die Tür stand offen. Kallia beugte den Oberkörper vor und warf einen Blick hinein. Sie sah die Einrichtung, aber keinen Myles.
Vorsichtig trat sie an die Tür und klopfte gegen den Türrahmen. „Myles?" fragte sie leise.
Von irgendwoher hörte sie ein Atemgeräusch, das sie nicht einzuordnen vermochte. „Myles?" wiederholte sie. „Guten Tag, Kallia!" meldete sich der Syntron, der die Tür bediente. „Myles läßt dir ausrichten, daß du eintreten sollst!"
Sie befolgte die Einladung und blieb mitten im Zimmer stehen. Die Tür zum Bad stand offen, die in die kleine Küche auch. Die dritte, geschlossene führte in das Schlafzimmer.
Hinter ihr glitt die Wohnungstür zu. Sie fuhr herum und betätigte den Öffner, aber er funktionierte nicht.
Wütend hieb sie ein zweites Mal dagegen. „Tut mir leid, aber Myles möchte, daß du bleibst", klang die modulierte Stimme unmittelbar vor ihr auf.
Gleichzeitig öffnete sich die Schlafzimmertür, und Myles tauchte auf. Er mußte sich am Türrahmen festhalten, damit er nicht stürzte. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, das Gesicht war grau und gelb zugleich.
Kallia sprang vorwärts, fing ihn auf und zog ihn zurück in das Zimmer. Sie legte ihn auf das Bett und schob ein Kissen unter seinen Kopf. Mit einem Blick nahm sie alles in sich auf, was es in dem Zimmer zu sehen gab.
Neben der üblichen Einrichtung hatte Myles einen Projektor aufgebaut, der ein Kommunikationsund Operationsterminal projizierte. Kantor hatte daran gearbeitet, und noch immer leuchtete das Symbol auf dem Holoschirm, das sie wie alle Terraner sehr gut kannte. Es symbolisierte NATHAN, Myles hatte mit der Mondsyntronik kommuniziert.
Ein kleiner Servorobot rollte herein und brachte zwei Vitaminsäfte. Kallia reichte Myles das eine Glas und wartete, bis er es leergetrunken hatte. Dann drückte sie ihm auch das zweite in die Hand und nickte auf seinen fragenden Blick. „Austrinken!" sagte sie. „Alles andere wäre unvernünftig!"
„Guten Tag, Kallia!" meldete NATHAN sich. „Wundere dich nicht. Es war mein Wunsch, daß Myles dich einläßt. Du wirst als außergewöhnlich vertrauenswürdig eingestuft. Myles möchte dir sein Herz ausschütten!"
Das Symbol erlosch, die Syntronik hatte die Verbindung von sich aus unterbrochen.
Myles Kantor setzte das zweite Glas auf der Tablettoberfläche des Servos ab und lächelte sie an. „Der terranische Wetterkontrolleur nimmt sich wieder einmal sehr ernst", scherzte er und fing sich von der jungen Frau einen durchdringenden Blick ein. „Aber er hat recht. Ich schaffe es allein nicht."
„Was ist los?" flüsterte sie. „Es war ein Attentat", murmelte er. „Eine glatte Sabotage an unserem Projekt. Hätte ich nicht regelmäßig alle Speicher abgerufen und mir die Ergebnisse und die Wege dorthin eingeprägt, wäre alles verloren."
Er berichtete, was gewesen war und was die
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