1547 - Sabotage auf Terra
haben?"
„Vielleicht liegt es am Erbe, das wir von den Arkoniden erhalten haben, Tiff." Homers Gesicht verdüsterte sich deutlich. „Sie haben uns Technik und Wissenschaft vererbt, aber keine sinnvollen Moralvorstellungen. Sie waren ein degeneriertes Volk, weit abseits jeglicher Initiative und Kreativität. Sie waren zum Untergang verurteilt. Vielleicht sind wir es auch, nur dauert es bei uns noch ein paar tausend Jahre, bis sich das deutlich sichtbar auswirkt."
Sie verzichteten darauf, den Transmitter zu benutzen, und ließen sich mit einem Gleiter an ihr ursprüngliches Ziel zurückbringen. Und wieder standen sie vor der Tür und starrten die Schrift an, die Augenblicke später erlosch. Die Tür glitt zur Seite, und sie hörten die Stimme von Myles Kantor, der sie zum Eintreten aufforderte.
Sie taten es und schritten in den Steuerraum der Etage hinein, der sich am Ende des Korridors befand, gut hundert Meter vom Eingang in das Zentrallabor entfernt. „Ist es wirklich so schlimm?" wollte Tiff wissen, kaum daß sich die drei Männer die Hand geschüttelt hatten. „Es war so schlimm!" Myles gähnte. Dunkle Ringe hatten sich unter seinen Augen gebildet. Sein Gesicht glänzte von einem dünnen Schweißfilm. „Ich habe euch bewußt erst heute morgen verständigt. In Wirklichkeit sitze ich seit gestern nachmittag ununterbrochen hier. Es handelt sich eindeutig um Sabotage.
Und nur ein fähiger Mensch kann es getan haben!"
In kurzen Sätzen umriß er die Funktionsweise des Syntronverbunds und die Art der Kommunikation mit NATHAN. „Das meiste konnte ich aus der Erinnerung heraus wieder einfügen und zusammenstellen, so daß der weitere Fortgang der Arbeiten nicht durch Datenverluste behindert wird. Ich habe auch nur euch beide gerufen, weil ich nicht will, daß es bekannt wird. Nicht einmal meine Mitarbeiter wissen davon."
Adams runzelte die Stirn. „Du hast sie nach Hause geschickt?"
„Nein. Ich habe ihnen gesagt, daß NATHAN aus bestimmten Gründen einen Teil der Daten abgezogen hat und binnen achtundvierzig Stunden wieder zurücksenden wird. Sie haben es akzeptiert, schließlich ist sich jeder bewußt, daß die Entscheidung über die Verwendung unserer Arbeit nicht bei uns selbst, sondern bei anderen Stellen liegt."
„Das ist richtig, die LFT hat ein Wörtchen mitzureden, die Hanse will auch wissen, was alles läuft, sobald es gelingt, die Spur zu ES zu finden", bestätigte Adams. „Doch ist dies eine rein zweitrangige Angelegenheit, würde ich sagen. Jeder Terraner muß ein Interesse daran haben, die Superintelligenz von ihrem Irrtum zu überzeugen und die Abgabe der Zellaktivatoren rückgängig zu machen."
„Nicht jeder Terraner", widersprach Tiff. „Es gibt immerhin den Oktober ‘69."
„Ich habe davon gehört." Myles nickte matt. „Ihr entschuldigt mich jetzt!"
Er schob sich an ihnen vorbei und schwankte auf den Korridor hinaus. Als sie ihm folgten und sich hinter ihnen die Tür schloß und verriegelte, da war er bereits am Abschluß des Korridors angelangt, wo es nicht weiterging.
Er blieb stehen und schüttelte den Kopf. Dann machte er kehrt und ging an ihnen vorbei. „Wieder bin ich in die verkehrte Richtung gegangen, wo ich doch in meine Unterkunft wollte", sagte er vor sich hin. „Und wieder lag es daran, daß wir zuvor von ES gesprochen haben. Jedesmal ist dann bei mir der Wurm drin!
7.
Obwohl alles geklärt schien, hatte Gaylord Exepuis den Eindruck, als würde er noch immer überwacht. Zwar ließ man ihn nicht rund um die Uhr beobachten, aber da war dieser Gleiter, der ihm bis in die Dünen am Südufer des Goshun-Sees gefolgt war, und dann hatte er am Vortag im Gewühl der Menschenmassen auf dem Stardust-Gelände eine der drei Frauen entdeckt, die ihn schon einmal beschattet hatten. Sie hatte von seiner Entdeckung nichts mitbekommen, und er hatte sie kein zweites Mal gesehen.
Die halbe Nacht lag Exepuis wach und dachte nach. Nach allem, was er von den Beamten der LFT erfahren hatte, traute man ihm zwar und schien endlich von der Lauterkeit seiner Absichten überzeugt, doch das traf nicht auf die Gruppe zu. Und das gab dem Wissenschaftler zu denken. Die Äußerungen, die die tödlich verletzte Terwela gemacht hatte, mußten die Herren in den hohen Gebäuden wachgerüttelt haben.
Ja, Gaylord war jetzt überzeugt, daß sie mehr gesagt hatte als nur seinen Namen und seine Adresse. Hatte sie über den Plan gesprochen? Und was wußte Enza inzwischen darüber? Sie hatte recht,
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