1547 - Sabotage auf Terra
angebliche Informationsblockade NATHANS zu bedeuten hatte. „Keiner hat es gemerkt, und das ist gut so. Ich wollte auch nicht, daß du es erfährst, aber NATHAN riet mir, ich solle dich ins Vertrauen ziehen, liebe Kallia!"
Liebe Kallia, sagte er. Noch nie hatte sie so etwas aus seinem Mund gehört. „Und was willst du dagegen tun?"
Er deutete matt auf die Projektion. „Ich arbeite an einem System, mit dem ich den Attentäter überführen kann, ohne daß er es merkt.
Er ist sehr intelligent, das muß man ihm lassen. Und er ist einer von uns, Kallia. Ein Mitglied unseres Teams verübt Sabotage!"
„Und da läßt du mich ein? Einfach so?"
„Weil ich weiß, daß du nicht in Frage kommst. Nicht, weil NATHAN mir das sagt. Ich spüre es einfach. Du kannst es nicht sein."
„Hast du einen bestimmten Verdacht?" Übergangslos fühlte sie sich als seine Vertraute.
Er schüttelte traurig den Kopf. „Wenn es so wäre, müßte ich mir nicht bis zur körperlichen und geistigen Erschöpfung den Kopf zerbrechen.
Aber es gibt keinen anderen Weg. Ich brauche ein Ergebnis, bevor er erneut zuschlägt."
„Ich werde dir helfen, so gut ich kann!" versprach sie.
*
Die bunten Lichtreflexe irritierten ihn. Sie tanzten vor seinen Augen auf und ab. Er stieß einen lautlosen Fluch aus und wandte sich heftig ab. Eine ganze Weile stand er mit geschlossenen Augen da, um das Nachleuchten zu überwinden. Dann setzte er sich in Bewegung.
Laß dich nicht verrückt machen, redete er sich ein. Alles läuft zu deiner Zufriedenheit!
Er wußte, daß das nicht der Wahrheit entsprach. Nichts stimmte mehr. Sosehr er sich auch bemühte, er fand keine Erklärung dafür, daß die Vernichtung der Speicherinhalte keine Wirkung gezeigt hatte.
Eine Blockade durch NATHAN, der gar nicht über die Daten verfügte. Lächerlich.
Je länger er es sich überlegte, je intensiver er darüber nachdachte und sich das Bild des abgekämpft und übermüdet wirkenden Myles Kantor vor Augen führte, desto deutlicher empfand er es, daß diese Version nicht den Tatsachen entsprechen konnte.
Andererseits gab es den Myles Kantor, der vital und lebendig im Zentrallabor erschien, frisch geduscht und voller Energie, der manchmal einen kurzen, aber intensiven Blick mit Kallia Nedrun austauschte und dann nach einer knappen Stunde plötzlich sichtbar in sich zusammenfiel. Myles rannte hinaus und kehrte nach ein paar Minuten erfrischt und erleichtert zurück.
Es hatte nichts mit Kantors körperlicher Schwäche zu tun, das war ihm klar. Es war etwas anderes, und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Myles steckte dahinter! Er hatte in einer Rekordzeit von kaum zwölf Stunden alles rekonstruiert, was verlorengegangen war. Er hatte die Informationen aus seinem Gedächtnis geholt, mit NATHANS Hilfe alles in die richtige Reihenfolge bekommen und diese Ausrede ersonnen, die das Fehlen der Daten und Ergebnisse erklären sollte.
Er lachte unterdrückt auf, machte einen Schritt zur Seite und blieb hinter einem Gebüsch stehen, von dem aus er die Eingangshalle und die Schleuse nach draußen überblicken konnte. „Deine Anwesenheit stört hier", meldete sich der am Nährkübel des Gebüschs befestigte Sensor. „Du strahlst zuviel Hitze aus. Suche dir einen anderen Platz zum Ausruhen!"
Er machte, daß er davonkam, durchquerte die Halle, nickte dem Automaten in der Pförtnerloge zu und steuerte den Antigrav an, der ihn zunächst einmal nach unten brachte, wo die Kraftstationen des Gebäudes lagen. Er suchte den Raum mit den sekundären Steuerautomaten auf und ließ sich die Werte geben, verglich sie mit denen der Vortage. Es gab keine Schwankungen, die Energieerzeugung und der Verbrauch lagen zu allen Tages- und Nachtzeiten in dem vorausberechneten Rahmen.
Wieder einmal führte ihm das die geistige Überlegenheit des jungen Kantor vor Augen, der offenbar mit einem kleinen Sparsyntron gearbeitet und den Rest mit seinem Verstand erledigt hatte. „Wo hält sich Myles gerade auf?" fragte er in den Raum hinein. „Er befindet sich in seiner Wohnung", lautete die Antwort. „Er hat Besuch."
Mit Mühe unterdrückte er eine Bemerkung und fragte statt dessen: „Von wem?"
„Kallia Nedrun ist bei ihm. Sie arbeiten an einem Projekt!"
„Was ist es für ein Projekt?"
„Das ist nicht feststellbar. Der Syntron ist nicht vernetzt. Es handelt sich um ein abgekoppeltes Gerät. Myles nutzt es offenbar für ein paar private Spielereien."
„Interessant", bemerkte er
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