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1548 - Höllensturz

1548 - Höllensturz

Titel: 1548 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesehen?«
    »Die schwarzen Gestalten. Die Verbrannten. Sie - sie - sahen so anders aus, und sie konnten sogar fliegen.« Sie nickte. »Ja, sie sind geflogen.«
    Das glaubte ich ihr, denn ich dachte daran, wie bei ihrem Sturz vom Dach jemand aus dem Nichts erschienen war und sie aufgefangen hatte.
    Es war so etwas wie ein rettender Engel gewesen. Aber daran zweifelte ich. In Wirklichkeit stufte ich ihn eher als ihren Entführer ein, der sie später wieder freigelassen hatte.
    »Was haben Sie genau gesehen, Kathy?«
    »Eine Hölle habe ich gesehen. Menschen und auch Monster.«
    »Und kannten Sie das Gebiet?«
    »Wieso?«
    Ich sah in ihrem Gesicht den Ausdruck des Unverständnisses. Ich wollte auf etwas Bestimmtes hinaus und hielt damit auch nicht hinter dem Berg.
    »Es gibt doch da dieses Relief, das Sie zusammen mit dem Professor gefunden haben.«
    »Ja, das gibt es.«
    »Und können Sie sich daran erinnern?«
    Sie überlegte eine Weile, bis sie mir durch ihr Nicken zustimmte.
    »Sehr gut«, lobte ich sie. »Ich habe es noch nicht gesehen. Aber man hat es mir beschrieben, und ich weiß genau, dass dort acht Menschen abgebildet sind, die irgendwohin gehen. Das Ziel kenne ich nicht, aber vielleicht haben Sie etwas erfahren können.«
    Kathy Hamilton überlegte. Ich hatte auch den Eindruck, dass sich ihr Blick allmählich klärte, und sie gab mir auch eine Antwort.
    »Sie sind auf dem Weg gewesen. Sie sind in die Hölle gegangen. Es war ein großes Maul. Es ist das Tor gewesen. Es war eine Strafe. Sie waren verdammt, glaube ich. Aber ich bin es nicht gewesen, ich bin wieder hier.« Sie schloss die Augen und ließ sich zurücksinken. »Sie haben mich nicht gewollt.«
    »Das wissen Sie genau?«
    »Ja.«
    »Aber Sie sind auf das Dach gestiegen, um in die Tiefe zu springen, was Sie schließlich auch getan haben.«
    »Das musste ich tun. Ich sollte wohl zu ihnen gehören, aber ich war wohl nicht die Richtige. Ich will es auch nicht gewesen sein. Ich bin so durcheinander. Ich habe auch so vieles vergessen. Es tut mir leid.«
    »Und wer hat Sie wieder hergebracht? Wie ist das alles abgelaufen?«
    Kathy Hamilton sah in mein Gesicht und dachte nach. Ich erkannte, dass sie sich große Mühe gab, und als etwa eine halbe Minute verstrichen war, schüttelte sie den Kopf.
    »Sie wissen nichts mehr?«, fragte ich.
    »Ja, so ist es. Ich weiß nichts mehr. Gar nichts. Da ist etwas Fremdes gewesen, das ich nicht erklären kann. Es hat mich völlig durcheinander gebracht.«
    »Das verstehe ich. Und wann kamen Sie wieder zu sich?«
    »Hier im Haus. Im Flur. Ich stand plötzlich dort und bin dann in meine Wohnung gegangen.« Ihr Kopf bewegte sich nach vorn. Ich deutete dies als Zeichen, dass sie alles gesagt hatte.
    Im Moment konnte ich nichts für sie tun. Ich hoffte, dass das anders wurde, wenn es mir gelang, in diesem Fall voranzukommen.
    Aus dem Hintergrund meldete sich der Professor mit einer Frage.
    »Haben Sie alles verstanden, Mr Sinclair?«
    »Nein, ich habe nichts begriffen. Oder nur wenig.«
    »Und wie stufen Sie das Wenige ein?«
    Das war eine gute Frage. Die Antwort darauf fiel mir schwer. Ich wusste es nicht. Ich hatte das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Es lag alles im Dunkel begraben. Tief verborgen in einem Gebiet, das sich Hölle nannte. Und bei dem noch die Vergangenheit eine große Rolle spielte.
    Dabei kam mir automatisch der Begriff Atlantis in den Sinn.
    Ich dachte daran, dass dieser versunkene Kontinent noch voller ungelöster Geheimnisse steckte. Dass es auch bei ihm so etwas gab, das man mit dem Wort Hölle umschreiben konnte. Sie stand ja nicht für etwas Bestimmtes, für mich war der Begriff mehr allgemein.
    Und so stellte sich mir die Frage, ob Kathy Hamilton möglicherweise nach Atlantis entführt worden war, was durchaus im Bereich des Möglichen lag, denn so etwas hatte ich schon öfter erlebt. Ich selbst hatte ja diese Reisen gemacht und wusste, wie es in dem Kontinent vor seinem Untergang ausgesehen hatte.
    Es war aber auch möglich, dass Kathy in eine ganz andere Dimension oder Welt entführt worden war, die selbst mir neu war. Das herauszufinden war meine Aufgabe.
    »Und wie fühlen Sie sich jetzt?«, fragte ich sie.
    »Normal.«
    »Keine Spätfolgen?«
    »Nein.«
    »Okay, das freut mich.«
    Der Professor tippte mir auf die Schulter.
    »Ich habe eine Frage gestellt, Mr Sinclair.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich beim Umdrehen. »Leider kann ich Ihnen nichts sagen, weil ich selbst noch zu wenig weiß.

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