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1548 - Höllensturz

1548 - Höllensturz

Titel: 1548 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Scheiben starrte, als gäbe es dahinter etwas Besonderes zu sehen.
    Ich war mir nicht sicher, wie ich mich verhalten sollte. An das Relief, das aus einer vorchristlichen Zeit stammte, dachte ich vorerst nicht mehr. Es würde sicherlich später wieder interessant werden.
    Wahrscheinlich sah Kathy mein schwaches Abbild in der Scheibe, als ich mich ihr näherte. Ich hielt dicht hinter ihr an, sodass sie meinen Atem im Nacken spüren konnte. Sie drehte sich nicht um.
    Ich blieb trotzdem bei meinem Plan.
    »Kathy Hamilton?«, fragte ich leise. Ich sah bei ihr ein leichtes Zucken.
    Das stufte ich als kleinen Erfolg ein. »Erinnern Sie sich an mich?« Sie schwieg.
    »Überlegen Sie bitte, Kathy. Wir haben uns schon mal gesehen. Es ist auf dem Hausdach gewesen. Sie wollten sich…«
    »Ich weiß nichts«, sagte sie tonlos.
    »Wirklich nicht?«
    Sie nickte.
    »Soll ich Ihnen sagen, was passiert ist?«
    Kathy Hamilton legte den Kopf zurück. Danach drehte sie sich um.
    Ich trat zur Seite, um ihr nicht die Sicht zu nehmen. Sie bewegte den Kopf und sah sich um, als stünde sie zum ersten Mal hier im Zimmer.
    Dass sie den Professor registrierte, war für uns nicht zu erkennen.
    Mit langsamen Schritten ging sie auf einen der schmalen Sessel zu und ließ sie darauf nieder. Er hatte hohe Lehnen, auf die sie ihre angewinkelten Arme legte und abermals mit leerem Blick nach vorn schaute.
    »Was hat sie nur?«, flüsterte Max Askin und schüttelte den Kopf wie jemand, der nicht weiter wusste.
    »Das kann ich Ihnen nicht genau sagen, Professor. Meiner Ansicht nach könnte sie traumatisiert sein.«
    »Durch den Sturz?«
    »Unter anderem«, gab ich zu. »Ich vermute allerdings eher, dass sie etwas anderes erlebt hat, das schlimm war und das sie nicht verarbeiten kann, weil es noch zu nahe liegt.«
    »Hoffentlich bleibt es nicht.«
    »Das denke ich nicht. Sie ist unsere einzige Zeugin. Ich gehe davon aus, dass sie irgendwo gewesen ist und dort etwas gesehen hat, was sie so veränderte.«
    Der Professor fragte weiter: »Und was könnte sie gesehen haben?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Es könnte mit dem Relief zusammenhängen.«
    »Ah ja…« Mehr sagte er nicht. Den Bogen von diesem Fundstück zu der Studentin zu schlagen fiel uns beiden nicht leicht. Dazu brauchte man auch viel Fantasie.
    Beide hörten wir das Stöhnen der Studentin. Danach beugte sie ihren Kopf nach vorn und schlug die Hände gegen das Gesicht. Sie bewegte verneinend den Kopf wie jemand, der etwas abschütteln wollte, das er nicht akzeptierte.
    Ich begab mich wieder in ihre Nähe und nahm auf der Lehne eines zweiten Sessels Platz. Sie schien es bemerkt zu haben, denn ihre Hände sanken wieder nach unten. Danach drehte sie den Kopf, sodass sie mich anschauen konnte.
    Ich lächelte ihr zu. »Haben Sie sich wieder gefangen, Kathy?«
    Auf ihrer Stirn entstand ein waagerechtes Faltenmuster. Sie sah aus wie jemand, der angestrengt überlegte.
    »Sie wissen, wie ich heiße?«
    »Ja.«
    »Kennen wir uns?«
    »Ich denke schon.«
    »Und woher?«
    »Erinnern Sie sich nicht? Es war keine normale Situation. Sie haben auf dem Dach gestanden, um in die Tiefe zu springen. Es war hier oben auf Ihrem Haus.«
    Ich legte bewusst eine Pause ein, um ihr die Gelegenheit zum Nachdenken zu geben.
    »Nein, ich habe Sie nicht gesehen.«
    Die Antwort überraschte mich nicht und ich setzte eine Frage hinterher.
    »Aber Sie erinnern sich daran, dass Sie auf das Dach gegangen sind?«
    Die Falten auf ihrer Stirn blieben. Kathy gab sich mit dem Nachdenken wirklich Mühe. Als ich schon nicht mehr daran glaubte, eine Antwort zu erhalten, sagte sie: »Man hat mich gerufen.«
    »Wer?«
    »Eine Stimme. Oder Stimmen. Ich sollte kommen. Es würde alles gut werden.«
    »Und ist alles gut geworden?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wissen Sie nicht, was mit Ihnen geschah, als Sie in die Tiefe sprangen? Können Sie sich nicht mehr daran erinnern?«
    »Ich war nicht mehr da.«
    »Wieso?«
    »Ich bin woanders gewesen. Man hat mich geholt. Ich musste springen. Es war der Sturz in die Hölle.« Sie nickte. »Ja, ich bin in der Hölle gewesen, glaube ich.«
    »Und was haben Sie dort gesehen?«
    »Die Verbrannten. Die Verkohlten. Das Feuer war so grausam.«
    »Auch für Sie?«
    »Ich bin hinein geflogen. Ich habe so viel gesehen. Es war eine besondere Hölle, aber ohne den Teufel. Dafür sah ich Dämonen und auch andere Menschen…«
    Sie hörte auf, was mir nicht gefiel. Also hakte ich nach. »Und was haben Sie noch

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