155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
dich bei dem Mädchen über unseren Herrn ausgelassen? Ich fasse es einfach nicht!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und wandte sich Hilfe suchend an den Butler. „Und was sollen wir jetzt tun?“
Vinson seufzte. „Wir können nichts ungeschehen machen. Aber ich glaube nicht, dass wirklich Schaden angerichtet wurde. Miss Briana scheint sich doch grundlegend von anderen weiblichen Wesen zu unterscheiden. Vielleicht hat Cora mit ihrem Geplappere sogar etwas Gutes bewirkt. Wenn unser Gast so einfühlsam ist, wie ich ihn einschätze, war es möglicherweise genau richtig, ihr von der Vergangenheit unseres Herrn zu berichten.“
Cora atmete erleichtert auf. „Ich wollte niemandem schaden“, erklärte sie. „Aber es ist so leicht und unkompliziert, mit der jungen Lady zu reden. Sie hat ein gutes Herz und eine gute Seele, das spüre ich ganz genau.“
Vinson nickte zustimmend und bedeutete dem Dienstmädchen dann, die Küche zu verlassen. Dann drehte er sich zu Mistress Malloy um. „Wir können einfach nur genau nach Plan vorgehen“, bemerkte er.
„Ja, und dabei hoffen, dass dieses Plappermaul Cora nicht noch mehr von den Familiengeheimnissen ausplaudert.“
„Gnädiger Herr, unser Gast ist hier.“ Beim Klang von Vinsons Stimme atmete Keane, wie um Kraft zu sammeln, noch einmal tief durch und wandte sich dann zu Briana um.
Sie stützte sich nur ganz leicht auf den Arm des Butlers, und Keane stellte mit einer Mischung aus Bewunderung und Missfallen fest, dass sie absolut bezaubernd, jung und frisch aussah.
Die ganze Nacht hatte er sie in seinen Träumen vor sich gesehen, wie sie mit grenzenlosem Vertrauen zu ihm aufgeblickt hatte. Er hätte schwören können, sie ihm Traum sogar riechen und schmecken gekonnt zu haben.
Er bot Briana einen Arm, um sie zu ihrem Platz an der reich gedeckten Frühstückstafel zu führen. Die an sich harmlose Berührung verursachte ihm eine äußerst unliebsame Hitzewallung. Herr im Himmel, wie sollte er das Frühstück mit ihr durchstehen?
„Wie fühlt Ihr Euch heute Morgen, Mylady?“, erkundigte er sich im Plauderton. „Benötigt Ihr noch die schmerzstillenden Mittel?“
„Manchmal ja“, entgegnete Briana. „Doch sie scheinen immer seltener vonnöten zu sein.“
„Das freut mich zu hören.“ Keane rückte den Stuhl für sie zurecht und nahm dann seinen Platz an Brianas Seite ein. Ein weiterer Fehler! Versehentlich berührte er mit dem Knie ihres, und wieder schoss das unerwünschte Verlangen wie eine Flamme in ihm hoch. Er ballte eine Hand zur Faust.
Mistress Malloy bedeutete den Dienstboten nun, die verschiedenen Speisen aufzutragen, und Vinson räusperte sich. Als Keane seinen Butler anschaute und dessen gerunzelte Stirn bemerkte, fiel ihm wieder der Grund für dieses gemeinsame Frühstück ein. Er füllte zunächst ihren Teller mit unterschiedlichen Delikatessen und achtete darauf, dass sie von allem reichlich auf ihrem Teller fand. Erst dann bediente er sich selber.
„Das ist viel zu viel für mich“, protestierte Briana. „So viel kann ich im Leben nicht auf einmal essen.“
Keanes Tonfall war recht unwirsch, als er erklärte: „Ihr müsst ordentlich essen, damit Ihr die nötigen Kräfte für den beschwerlichen Heimweg nach Ballinarin sammelt.“
Jähe Freude breitete sich in Briana bei der Erwähnung der geliebten Heimat aus. „Ihr klingt gerade so, als wolltet Ihr mich loswerden“, erwiderte sie fröhlich.
Keane verzog bei dem bloßen Gedanken daran unwillig das Gesicht. „Ich würde eher denken, dass Ihr es kaum abwarten könnt, Euch endlich auf den Weg zu machen.“
„Ja, da habt Ihr wohl recht.“
„Seht Ihr, Briana, und ich werde bemüht sein, Euch Euren Wunsch zu erfüllen.“
Daraufhin schwiegen sie beide. Ihnen war seltsamerweise überhaupt nicht nach Lächeln zumute.
„Habt Ihr diese Fruchtkonfitüre probiert, Mylady?“, nutzte Mistress Malloy die Gesprächspause.
„Nein, aber ich werde es sofort tun. Vielen Dank.“
„Das schmeckt himmlisch“, rief sie kurz darauf aus. „Keane O’Mara, Ihr müsst unbedingt davon kosten.“ Briana verstrich ein wenig von der Süßspeise auf einem Stückchen des frischen Brotes und hielt es ihm an die Lippen. Bereitwillig öffnete Keane den Mund und nahm es aus ihren Fingern entgegen. Als sie seine Lippen berührte, kniff er kaum merklich die Augen zusammen. Dann breitete sich plötzlich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
„Ihr habt recht, Briana“, rief Keane, wandte
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