1551 - Das Vampirhaus
sagen.«
»Hör zu, junge Frau. Wer seinen Glauben und wer sein Gebet verliert, der ist dem Teufel und seinen Kreaturen geweiht. Mit ihm haben sie leichtes Spiel. Du musst nur an deinen Vater denken. Auch er war auf dem falschen Weg und hat unsere Kirche lange nicht mehr betreten. Jetzt ist er tot. Die andere Seite hat ihn geholt.«
»Nein, Maria, mein Vater war ein sehr gläubiger Mensch. Außerdem ist Richard auch geholt worden, und er hat dich, wie ich weiß, immer in die Kirche begleitet.«
»Wir waren beide nicht stark genug im Glauben.« Laura seufzte. Sie konnte die alte Frau nicht überzeugen, deshalb wechselte sie das Thema.
»Möchtest du etwas trinken?«
»Nein, das will ich nicht. Ich werde beten.«
»Gut, dann lasse ich dich jetzt allein. Wenn etwas ist - ich lasse die Tür auf und bin in der Küche.«
»Ja, geh nur.«
Laura verließ auf Zehenspitzen das Zimmer. Sie hatten Maria Huber in ihr Haus gebracht: Das war ihnen sicherer gewesen. Wer konnte schon sagen, dass diese Höllenkreatur genug hatte und nicht mehr zurückkehren würde.
Harry wartete in der Küche. Er stand vor dem Fenster und schaute hinaus auf die leere Straße.
Als Laura Kendic den Raum betrat, drehte er sich um und fragte: »Und? Hat sie etwas gesagt?«
»Ja, sie macht sich Vorwürfe, weil sie und ihr Mann kein sehr frommes Leben geführt haben.«
»Haben sie das?«
Laura winkte ab. »Natürlich nicht. Die Hubers sind immer fromme Kirchgänger gewesen. Daran kann es nicht gelegen haben. Ich denke eher, dass wir von einem Zufall sprechen können.«
»Und die werden sich häufen.«
Laura hob die Schultern. »Ich mache mir natürlich auch große Sorgen, aber ich denke auch an deinen Freund. Vielleicht haben sie ihn auch geholt.«
»Nein, das glaube ich nicht.« Harry holte sein Handy hervor. »Ich habe ja versucht, ihn zu erreichen, aber hier…«
»Ich weiß, es gibt keine Verbindung.«
Er grinste säuerlich.
»Manchmal ist es doch gut, wenn man sich auf so einen modernen Quälgeist verlassen kann.« Er winkte ab. »Haben die Leute noch etwas gesagt?«
»Nein. Die Schreie sind zwar gehört worden, aber niemand hat die Wahrheit gesehen. Ich habe sie beruhigen können. Zumindest nach außen hin sind sie ruhig.«
»Das ist gut.«
»Und was tun wir?«
»Du bist hier sicherer. Ich werde mich draußen umsehen. Außerdem hast du einen Schützling zu bewachen.«
Laura war nicht begeistert. »Du willst tatsächlich allein nach draußen und dich diesen Monstern stellen, wenn sie wieder auftauchen?«
»Ja. War das nicht abgesprochen zwischen uns?«
»Mittlerweile hat sich alles verändert.«
»Das stimmt schon, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, als den Lockvogel zu spielen. Ich weiß nicht, wo sie sich versteckt halten und den Ort beobachten, aber wenn sie sehen, dass jemand allein durch die Straßen geht, dann müssen sie denjenigen einfach als Beute betrachten.«
»Ha, und dafür gibst du dich her?«
»Genau.«
»Sie werden dich überfallen und…«
»Bitte, Laura, nicht so.« Harry wollte nicht noch mehr Argumente hören.
»Wir sind hier, um das Grauen zu stoppen. Deshalb hast du mich doch geholt, und ich habe meinen Freund John Sinclair mitgebracht. Wir können uns nicht einfach verkriechen. Wir müssen in die Offensive gehen. Und ich habe eine Waffe, mit der ich mich wehren kann.«
»Die habe ich auch«, erwiderte Laura fast patzig.
»Richtig. Nur keine, die mit geweihten Silberkugeln geladen ist. Daran solltest du denken.«
Sie staunte und flüsterte: »Geweihte Silberkugeln?«
»Ja. Ich habe nicht grundlos einen besonderen Job. Dazu gehört auch eine bestimmte Ausrüstung.«
Sie schluckte und sagte dann: »Das habe ich nicht gewusst.«
»Dann weißt du es jetzt. Noch etwas: auch John Sinclair besitzt eine solche Waffe und dazu ein besonderes Kreuz. Ich denke, wir sind gegen diese Flugvampire gut gerüstet.«
»Wenn du meinst.«
Harry konnte wieder lächeln. »Außerdem bin ich nicht aus der Welt. Sollte etwas sein, schieß in die Luft. Der Schuss ist überall zu hören.«
»Werde ich tun.«
Er trat dicht an Laura heran und strich über ihre Wange. »Wir schaffen es, glaub mir.«
Laura atmete tief ein und wieder aus. Dann ließ sie sich gegen Harry fallen. »Es tut mir gut, deine Worte zu hören. Trotzdem habe ich eine wahnsinnige Angst.«
»Das kann ich mir denken. Ich habe sie auch. Aber wer keine Angst hat, der kann auch keinen Mut haben. Sieh es bitte so. Und jetzt halte hier die
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