1551 - Das Vampirhaus
genau wusste, dass sie keine Chance mehr hatte und vor der Vernichtung stand.
Das Licht erledigte seinen Job. Es vernichtete die Flüssigkeit, es sorgte dafür, dass sie austrocknete, denn die Bewegungen am Grund des Schachtes wurden immer schwächer.
Wer immer auch geschrien haben mochte, ich sah ihn nicht mehr.
Es gab nur noch den Schacht, der kein Ende mehr hatte und hinein in die Unendlichkeit zu führen schien.
Etwas, das keinen Boden mehr hatte, aber wohl damals beim Bau des Hauses von Menschen angelegt worden war. Sollte es ein Ende geben, dann tief unten im Berg.
Die dämonische Kraft dieses Schlundes war zumindest nicht mehr vorhanden. Auch an den Wänden waren die Fratzen verschwunden.
Ich hatte sie verzerrt gesehen und konnte mir vorstellen, wie sehr sie unter der Macht des Lichts gelitten hatten.
Jetzt war es nicht mehr da. Die normale Umgebung hatte mich wieder.
Ich trat einen kleinen Schritt zurück und richtete mich wieder auf.
Es war geschafft.
Ich hatte den Flugvampiren die dämonische Basis genommen.
Aber damit war der endgültige Sieg noch nicht errungen. Es gab noch die blutrünstigen Kreaturen, denen die Flucht gelungen war und die unterwegs waren, um sich ihre Opfer zu suchen.
Sie musste ich stellen und vernichten.
Für mich gab es zwei Möglichkeiten. Entweder wartete ich hier auf ihre Rückkehr oder ich machte mich auf den Weg nach Blunka, um sie dort zu suchen und zu stellen.
Diese Alternative gefiel mir besser.
Wenig später stand ich wieder in der Nähe des Ausgangs und war froh, die Enge des Gangs hinter mir zu haben. Für mich hatte sich eine weitere Durchsuchung des Hauses erledigt.
Jetzt wollte ich zurück in den Ort.
Leider zu Fuß, denn ich glaubte nicht, dass Harry Stahl mir seinen Wagen überlassen hatte.
Ich musste die Tür noch aufziehen, um ins Freie zu gehen. Der kalte Wind empfing mich und kühlte mein erhitztes Gesicht.
Es tat mir in diesen Augenblicken gut, denn ich hatte das Gefühl, in die Wirklichkeit zurückgekehrt zu sein.
Die Lampe hatte ich weggesteckt.
Vor mir lag die Eisfläche, die ich schon einmal überquert hatte. Auch jetzt würde ich wieder höllisch achtgeben müssen, um nicht…
Weg waren die Gedanken.
Etwas hatte mich abgelenkt, das ich mehr aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte. Eine Bewegung in der Nähe - schräg über mir.
Ich drehte mich leicht nach links und schaute in die Höhe.
Und da sah ich es.
Das Flugmonster war da. Aber nur eines. Die drei anderen fehlten.
Das eine reichte mir auch, denn es war nicht allein gekommen. Unter seinem rechten Arm geklemmt trug es einen Menschen als Beute, und es sah für mich nicht so aus, als wollte es damit über das Haus hinweg fliegen.
Ich schaute zu, wie es an Höhe verlor, seine Flugrichtung leicht änderte und dann zur Landung ansetzte.
Es flog genau auf die Tür zu, auf deren Schwelle ich stand.
Das änderte sich in der nächsten Sekunde.
Mit einem schnellen Schritt huschte ich zurück in das Vampirhaus und zog die Beretta…
***
Im Wohnzimmer stand das alte Sofa mit den hohen Rücken-und Seitenlehnen. Dort lag Maria Huber. Laura Kendic hatte ihr ein Kissen unter den Kopf geschoben.
Die ältere Frau weinte leise vor sich hin und achtete nicht auf die beruhigenden Worte aus Lauras Mund.
»Bitte, Maria, du musst jetzt stark sein. Ich weiß, das ist leicht dahergesagt, aber es ist nun mal so. Dein Mann ist entführt worden, von wem auch immer, aber wir alle wissen, dass er noch nicht verloren ist.«
»Er wird sterben, Laura.«
»Nein, denk nicht so. Jemand ist erst tot, wenn man ihn auch tot sieht. Das musst du dir vor Augen halten. Ich weiß auch, dass es schwer ist und ich gut reden habe, aber wir werden nicht aufgeben, das ist ein Versprechen.«
Maria Huber hatte alles verstanden. Sie konnte es nur nicht für sich einordnen.
»Der Herrgott hat uns verlassen«, flüsterte sie. »Ich fühle es. Ich spüre es in mir. Er hat das Böse nicht mehr gefesselt halten können. Es ist frei und in unser Dorf gekommen, um uns zu bestrafen. Wir sind zu große Sünder gewesen. Wir haben nicht genug Buße getan.«
Laura Kendic sagte nichts. Sie kannte die Menschen hier und wusste, wie gläubig sie waren. Gut und Böse lagen dicht beisammen. Es gab für sie nichts dazwischen, und sie sah, dass sich der Blick der Frau an ihrem Gesicht festgesaugt hatte.
»Du glaubst mir nicht, oder?«
»Es ist nicht einfach.«
»Hast du deinen Glauben verloren?«
»Das kann man so nicht
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