1551 - Das Vampirhaus
hingeben. Harry war ganz auf sich konzentriert gewesen. Das verging, und so nahm er allmählich die Veränderungen wahr, die in seiner nahen Umgebung stattgefunden hatten.
Noch war die Straße leer. Aber die Menschen waren durch die Schüsse aufgeschreckt worden. Jetzt traten zwei Männer aus ihren Häusern.
Andere haften Fenster geöffnet und lehnten sich hinaus, um nachzusehen, was die Schüsse zu bedeuten hatten.
Harry winkte mit beiden Händen, um auf sieh aufmerksam zu machen.
»Hört zu!«, rief er auf Deutsch, in der Hoffnung, dass er verstanden wurde. »Es ist noch nicht alles okay, obwohl ein Monstrum hier auf der Straße liegt. Es gibt noch weitere. Zieht euch wieder in eure Häuser zurück. Ich werde versuchen, auch die anderen zu stellen.«
»Wie viele sind es denn noch?«, rief jemand.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht noch drei oder nur zwei. Aber ich hole sie mir! Versprochen!«
Harry hatte so reden müssen. Er wollte den Menschen nicht ihre Hoffnung nehmen, wobei er selbst davon ausging, dass nicht immer alles so glatt ablaufen würde wie bei dieser Aktion. Die Flugvampire waren nicht dumm. Sie würden sich bestimmt auf die neue Situation einstellen.
Harry wartete ab, ob die Menschen seinem Rat folgten. Er war froh, als sich die Neugierigen wieder in ihre Häuser zurückzogen und auch die Fenster geschlossen wurden.
Wohin jetzt?
Harry dachte daran, dass sich dieser Flugvampir vom Kirchturm gelöst hatte. Deshalb überlegte er, ob sich auch die anderen dort versteckt hielten. Es war möglich, aber wetten wollte er darauf nicht.
Wenn einer unterwegs gewesen war, was hätte die restlichen dort noch halten sollen?
Er schaute die Straße entlang. Nach wie vor bildeten die Häuserreihen kompakte Schatten, und die Gassen glichen schmalen Schlünden, die in böse Welten führten.
Er drehte sich um. In der anderen Richtung tat sich ebenfalls nichts.
Auch in der Luft über ihm war alles ruhig, und er sah auch keine normalen Vögel, die ihre Bahnen zogen.
Und doch war die Gefahr vorhanden. Er spürte sie.
Etwas strich über seine Haut hinweg.
Wieder drehte er sich um und sah die huschende Bewegung.
Weiter oberhalb. Beinahe dort, wo die Straße den Ort verließ und als Serpentine in die Höhe stieg.
Dort stand das Haus der Kendics. Und dort wartete Laura auf ihn.
War es eine Täuschung gewesen oder nicht? Seine überreizten Nerven hätten ihm auch einen Streich spielen können, und das wollte er genau wissen.
Harry setzte sich in Bewegung. Zuerst langsam, dann aber lief er schneller, als die Furcht in ihm immer größer wurde…
***
Zwei Gesichter!
Zwei blasse Flecken hinter der Scheibe. Keine ausgeprägten Merkmale, irgendwie glatt und ausdruckslos. Kein Aufreißen der Mäuler, kein Zeichen für einen Angriff. Sie waren einfach nur vorhanden und jagten Laura Angst ein.
Sie sah nicht nur die Gesichter. Zu ihnen gehörten Körper, die mit Flügeln versehen waren, sodass sich die Wesen wie Vögel durch die Luft bewegen konnten.
Laura hatte in den ersten Sekunden den Atem angehalten. Jetzt stieß sie ihn wieder aus, und sie sah, wie die Scheibe von innen beschlug, so nahe stand sie vor ihr.
Grinsten die Monster? Zuckten bei ihnen die Lippen, die eigentlich nur Spalte waren? Auch die Augen sahen nicht menschlich aus. Kein Leben, kein Gefühl, gar nichts.
Tote Glotzer, die einem trotzdem Angst einjagen konnten.
Ohne es richtig zu merken, zog sich Laura vom Fenster zurück. Sie wollte nicht von der Splittern überschüttet werden, falls die Scheibe von außen eingeschlagen wurde.
Daran dachten die beiden Vampirfrauen aber nicht. Sie glotzten weiterhin in die Küche und waren plötzlich verschwunden.
Laura registrierte es zwar, aber ein wenig zu spät. Da waren sie Schon nicht mehr zu sehen. Sicherlich hatten sie sich auf dem gleichen Weg zurückgezogen, den sie auch gekommen haben. Geduckt und dicht über dem Boden.
Laura war für einen Moment durcheinander, denn sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Mit dieser Reaktion der Flugvampire hatte sie nicht gerechnet. Das Fenster zu öffnen und nach draußen zu schauen war das eine, und…
Schüsse!
In der Stille pflanzte sich ihr Echo deutlich fort und schwang über den Ort hinweg.
Laura wusste sofort, dass es nur einen gab, der diese Schüsse abgegeben haben konnte.
Und nun?
Angespannt stand sie in der Küche, um zu lauschen. Wiederholten sich die Schüsse?
Die Sekunden verstrichen, ohne dass sie etwas vernahm. Und auch vor
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