1551 - Das Vampirhaus
Wand geworfen. Sie tat es nicht und riss stattdessen die Tür auf, um später in den Flur zu flüchten.
Sofort rammte sie die Tür wieder zu und war froh, dass der Schlüssel von außen steckte. Sie musste ihn nur einmal umdrehen, und die Tür war abgeschlossen. Sie würde den Verfolger zwar nicht aufhalten, aber Laura hatte Zeit gewonnen, und die wollte sie nutzen.
Sie rannte wieder nach unten. Dass sie auf der Treppe nicht stolperte, glich schon einem kleinen Wunder. In ihrem Kopf war nur der eine Gedanke, dass sie es mit normalen Kugeln nicht schaffen würde, das Blutmonster außer Gefecht zu setzen. Sie brauchte etwas anderes.
An Aufgabe dachte sie nicht eine Sekunde. Ihr fiel ein, dass ihr Vater in dem kleinen Schuppen auf dem Hof sein Werkzeug aufbewahrte. Dazu gehörten auch ein Beil und eine große Säge, Spaten, Schaufeln und Hacken.
Ein Beil, das konnte es sein.
Es gab im unteren Bereich die schmale Hintertür. Den Weg kannte sie im Schlaf.
Wie immer war die Tür auch jetzt nicht abgeschlossen. Sie eilte in die Kälte. Nach drei Schritten riss sie die nicht eben stabile Tür des alten Schuppens auf.
Ein schneller Blick ohne Licht. Lange zu suchen brauchte sie nicht. Sie wusste genau, wie ordnungsliebend ihr Vater gewesen war. Sein Werkzeug stand immer am selben Platz, und sie wusste auch, wo das Beil lag. Auf einem der Regale, und zwar auf dem obersten.
Drei Sekunden musste sie suchen, dann hatte sie das Werkzeug gefunden, das für sie zu einer Waffe werden sollte.
Als sie den Griff umfasst hielt und sich wieder der offenen Tür zudrehte, durchströmte etwas ihren Körper, das sie bisher noch nicht kennen gelernt hatte.
Es war ein besonderes Gefühl der Gelassenheit und Zuversicht, was sich auch auf ihrem Gesicht abzeichnete.
Es wurde kantig, und die Haut hatte sich gestrafft.
Sie lief zurück ins Haus. Zwei Schritte hinter der Tür blieb sie stehen, um zu lauschen.
Mit der Ruhe war es vorbei.
Der Flugvampir hielt sich noch immer in der oberen Etage im Schlafzimmer auf. Er versuchte, den Raum zu verlassen. Da die Tür abgeschlossen war, musste er sie auframmen, und dieses dumpfe Geräusch hallte bis zu ihr hinab.
Er hatte es noch nicht geschafft.
Ein kaltes Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie wusste, welchen Weg der Eindringling nehmen musste, um das Haus zu verlassen, falls er nicht das Fenster nahm, aber das war nicht der Fall.
Wieder der dumpfe Aufprall, verbunden mit einem Geräusch, das ihr gar nicht gefiel.
Die Tür zersplitterte.
Jetzt hatte der Bluttrinker freie Bahn. Er würde sich durch nichts mehr aufhalten lassen.
Sie wartete am Fuß der Treppe und im Schatten daneben.
Plötzlich war sie eiskalt.
Ihre Hände umklammerten den Griff des Beils, das sie halb angehoben hatte. Sie wartete darauf, dass der Flugvampir die Treppe herab kam, und wenn er eine bestimmte Stelle erreicht hatte, würde sie mit dem Beil zuschlagen.
Laura hatte so etwas noch nie getan. Jetzt aber befand sie sich in einer Notlage, und sie war gezwungen, alle Hemmungen über Bord zu werfen.
Er kam.
Sie hörte ihn auf der Treppe. Er ging nicht schnell. Trotz seiner Stärke war das Monster schon vorsichtig. Vielleicht ahnte es auch etwas. Doch davon ließ sich Laura nicht beirren.
Sie versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Durch nichts wollte sie sich verraten. Sie wollte auftauchen wie ein böser Geist und dann zuschlagen.
Stufe für Stufe legte die Horrorgestalt zurück. Durch die Laute war ihr Weg genau zu verfolgen, und Laura spitzte auch weiterhin die Ohren.
Sie hütete sich davor, sich von ihrem Platz zu rühren, um nachzuschauen, wie weit ihr Gegner schon gekommen war. Da verließ sie sich lieber auf ihr Gehör, das sie auch nicht im Stich ließ.
Der Flugvampir näherte sich der Hälfte der Treppe. Sieben Stufen waren es insgesamt. Die letzten drei musste er noch zurücklegen.
Laura umfasste den Beilgriff fester. Er war recht kurz, deshalb musste sie auch dicht an ihren Feind heran, wenn sie treffsicher zuschlagen wollte.
Die letzte Stufe…
Laura hatte bisher geduckt dagestanden. Damit war es jetzt vorbei, denn sie richtete sich langsam auf und hoffte, dabei kein Geräusch zu verursachen. Sie dachte an das Schaben ihrer Kleidung an der Wand, aber das nahm der Flugvampir nicht wahr. Er war zu sehr mit sich und seiner Blutgier beschäftigt.
Aus seinem Maul drangen leise Grunzgeräusche.
Dann ließ er auch die letzte Stufe hinter sich.
Laura stand rechts von ihm. In einem Winkel
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