1552 - Erzfeind der Hölle
am nächsten Tag einen erneuten Anlauf zu versuchen.
Auf dem Weg zu seinem Fahrrad hatte er es sich anders überlegt. Er entschloss sich zu warten. Nicht vor der Tür, sondern dort, wo er nicht gesehen wurde, wenn jemand auf das Haus zuging, er selbst aber alles überblicken konnte.
Er musste nicht lange suchen, um den Ort zu finden.
Auch um diese Jahreszeit bot das Gestrüpp noch eine gute Deckung, und darin tauchte er ein. Das Fahrrad versteckte er dort ebenfalls, und jetzt musste er nur noch Geduld haben.
Sarrazin gehörte zu den Menschen, die viel unterwegs waren. In der Nacht ebenso wie am Tag. Und er wusste auch, dass er am Nachmittag die Kirche besuchte, um dort im Gebet zu verharren oder Menschen die Beichte abzunehmen. So bestand durchaus die Chance, dass er mit ihm sprechen konnte.
Nach einigen Minuten schon sah er Sarrazin kommen. Woher er so plötzlich aufgetaucht war, wusste er nicht zu sagen, jedenfalls sah er ihn mit langen Schritten auf das Pfarrhaus zueilen.
Wie immer war er dunkel gekleidet. Schwarze Jacke, schwarze Hose.
Nur der weiße Stehkragen wies darauf hin, dass es sich um einen Priester handelte.
Er schaute sich nicht einmal um. Sarrazin bewegte sich weiterhin eilig auf das Haus zu, als wäre jemand hinter ihm her, vor dem er sich verbergen wollte.
Als er die Tür erreichte, hielt er den Schlüssel bereits in der Hand. Er schloss noch nicht auf, sondern drehte sich auf der Steinplatte vor der Tür um. Wieder machte er den Eindruck, als suchte er nach irgendwelchen Verfolgern.
Warum?
Wer sich so verhielt, der hatte ein schlechtes Gewissen. Das zumindest dachte Tom.
Der Priester schloss die Tür auf. Er rammte sie förmlich nach innen und war blitzschnell im Haus verschwunden.
Tom hatte sich hinter seiner Deckung nicht bewegt. Auch in den folgenden Sekunden musste er darüber nachdenken, wie er sich verhalten sollte. An diesem Ort zu bleiben war nicht gut. Wenn er den Priester stellen wollte, brauchte er die Beweise. Und die würde er sich holen müssen: Das Wie war sein Problem. Er hatte ja daran gedacht, Sarrazin zu stellen und mit ihm über die Dinge zu sprechen. Das traute er sich nun nicht mehr. Das wäre auch der falsche Weg gewesen. Wenn Sarrazin tatsächlich der Mörder war, würde er ihn wahrscheinlich als Zeugen aus dem Weg räumen.
Er musste Beweise haben. Und die konnte er nur im Pfarrhaus finden wenn alles gut lief. Noch schreckte er davor zurück, auch wenn er den Gedanken nicht ganz aus seinem Kopf verbannte. Er musste nur einen Weg finden, ungesehen ins Haus zu gelangen, und das war seiner Meinung nach recht simpel.
Er blieb noch für eine Weile hinter dem Gebüsch hocken. Kein Fenster wurde im Pfarrhaus geöffnet. Zumindest keines, das an seiner Seite lag.
So ging er davon aus, dass es auch auf der anderen Hausseite so sein würde.
Er hatte eine freie Strecke zu überwinden. Der Erdboden war mit kurzem Wintergras bedeckt. Seinen Plan veränderte er nicht. Ein schneller Blick, noch mal das kurze Luftholen, dann startete er.
So schnell wie möglich lief er über den Rasen. Er achtete darauf, nicht auszurutschen, und hatte die Distanz in wenigen Sekunden hinter sich gebracht. An der Hauswand blieb er stehen.
Tiefes Durchatmen.
Sein Herz schlug schneller als gewöhnlich. Er wollte warten, bis sich sein Puls wieder normalisiert hatte.
Der Ort war gut ausgesucht. Tom stand zwischen zwei Fenstern, die ihm einen Blick in das Innere ermöglichen würden.
Er nahm sich das erste Fenster vor. Es war so tief angebracht, dass er sich nicht mal auf die Zehenspitzen stellen musste, um in den dahinter liegenden Raum zu schauen.
Es war eine Küche. Ein Schrank, ein Tisch, eine Spüle. Graue Wände.
Der Blick hatte nichts gebracht, und so versuchte es Tom am zweiten Fenster.
Auch hier musste er sich nicht erst groß recken. Er konnte in das Zimmer schauen, in dem keine Lampe ihren Lichtschein verbreitete. Dennoch war es hell genug, um Sarrazin erkennen zu können, der an seinem Tisch saß und lächelte.
Für Tom hatte er eine gute Position eingenommen. Er sah den Mann im Profil und so wurde er von ihm nicht gesehen, denn Sarrazin dachte nicht daran, einen Blick zum Fenster zu werfen. Er war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt.
Was tat er?
Tom Pisulski konzentrierte sich. Der Priester hielt irgendetwas in seinen Händen, die auf dem Tisch lagen. Sarrazin hielt den Blick gesenkt und starrte darauf.
Der heimliche Beobachter ärgerte sich, dass er nichts erkannte,
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