1554 - Der Zombie-Mönch
fünfundvierzig Jahre alt. Die beiden Kinder wohnten noch zu Hause. Sie gerieten nach dem Vater und bereiteten die Eröffnung eines dritten Ladens vor.
Der Mönch lächelte vor sich hin, als er sich vor den Wandspiegel stellte und durch sein braunes Haar fuhr. Es ging ihm heute besonders gut, und in seinem Kopf war längst ein Plan gereift.
Bei Dinah kassieren und sich danach mit ihr im Bett vergnügen. Das wäre das Größte.
Das Telefon meldete sich. Der alte Apparat gab noch ein Klingeln ab wie in früheren Zeiten.
»Ja?«
»Oh, Mr. Hume. Ihr Besuch ist jetzt da. Darf ich die Lady zu Ihnen hochschicken?«
»Aber gern, Mrs. Grafton. Ich habe mich bereits auf die Sitzung vorbereitet. Und sorgen Sie dafür, dass ich nicht gestört werde.«
»Sie können sich auf mich verlassen.«
David Hume kicherte innerlich, als er daran dachte, wie naiv die Wirtin war. Sie nahm ihm den frommen Mann ab und war stolz darauf, dass er bei ihr wohnte und sie sich hin und wieder an einem Abend mit ihm unterhalten konnte. Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, wer tatsächlich hinter der Maske steckte.
Er stellte die Wodkaflasche weg und tauschte sie gegen eine mit Wasser. Dann klopfte es schon, und ein hartes Grinsen huschte über sein Gesicht, das allerdings verschwand, als Dinah Dulles die Tür öffnete und über die Schwelle trat.
»Da bist du ja«, sagte er leise, aber durchaus überschwänglich.
Die Frau gab keine Antwort. Sie schloss die Tür und schaute sich im Zimmer um, als fürchtete sie sich davor, mit dem Mann allein zu sein. Bekleidet war sie mit einem dieser kurzen Mäntel, der ihr knapp über die Hüften reichte. Er war schwarz und stand offen. So fiel der Blick des Mönchs auf den violetten dünnen Pullover mit dem V-Ausschnitt, der bis zum Ansatz der Brüste reichte. Dinah Dulles war keine Schönheit. Das Leben hatte in ihrem Gesicht Spuren hinterlassen und harte Linien eingegraben. Die Augen jedoch waren von einem warmen Braun, das sich ebenfalls in den Haaren wieder fand, das von einigen grauen Strähnen durchzogen wurde.
»Willst du nicht ablegen, Dinah?«
»Nein danke.«
David Hume deutete auf einen der beiden Sessel. »Du darfst aber ruhig Platz nehmen.«
Dinah Dulles zögerte. Der Mönch ließ ihr Zeit, bis sie den inneren Zwiespalt überwunden und sich entschieden hatte. Sie setzte sich und stellte die braune Handtasche aus weichem Leder auf ihren Oberschenkeln ab. Die Riemen hielt sie fest umklammert.
»Möchtest du etwas trinken?«
»Auch das nicht.«
»Schade.« Auch der Mönch setzte sich und beide schauten sich an.
»Dann können wir ja das Geschäftliche erledigen, nicht wahr?«
Er hatte die Worte locker ausgesprochen, trotzdem bekam Dinah Dulles einen roten Kopf und flüsterte: »Dass du dich nicht schämst, David.«
»Ich?« Er riss seine Augen weit auf. »Warum sollte ich mich denn schämen?«
»Du bist ein Erpresser!«
Sein Lachen klang in den Ohren der Frau widerlich. »Nein, das sehe ich ganz anders. Warum sollte ich ein Erpresser sein? Nur wegen dieser tausend Pfund? Ich denke, da irrst du dich. Erpressungen sehen anders aus.« Er schlenkerte seine Arme an beiden Seiten des Sessels hin und her. »Du musst das anders sehen. Es ist ein Lohn für meine geleistete Arbeit am Menschen. Durch mich bist du im Bett aufgeblüht. Ich höre dich jetzt noch schreien, und wahrscheinlich hast du inzwischen auch mal wieder mit deinem Ehemann gebumst. Ich bin der perfekte Therapeut, und auch Therapeuten arbeiten nicht umsonst. Das ist nun mal so.«
Die Röte im Gesicht der Frau hatte bei jedem seiner Worte zugenommen. Noch immer krampften sich die Hände um die Griffe der Tasche. Was sie gehört hatte, war eine Demütigung der allerschlimmsten Art, und jetzt musste sie dafür noch Geld bezahlen, damit ihr Mann nichts erfuhr. »Du bist ein gemeines Schwein, David Hume.«
»Egal, wie du mich siehst. Ich bin ein Mönch, und ich nutze die Zeit, in der ich nicht hinter Klostermauern leben muss, einfach aus, um ein zweites Leben zu führen und es zu genießen. Das ist nur legitim.«
»Hast du nicht ein Gelübde abgelegt?«
Hume lachte die Frau an und verengte dabei die Augen. Dann fragte er lauernd:
»Hast du nicht vor dem Altar ein Eheversprechen gegeben, das auch Treue beinhaltet?«
Sie schluckte. Er hatte sie an etwas erinnert, was ihr ungeheuer zu schaffen machte, und sie schaute dabei auf ihre Handtasche.
»Aber du hast das Geld mit - oder?« Der Mönch hatte den Blick sehr wohl
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