1554 - Der Zombie-Mönch
ist er. Wir hassen ihn.«
»Und weiter?«
»Was soll ich sagen? Wir haben uns im Kloster mit ihm beschäftigt. Wir stehen natürlich auf der anderen Seite, aber wir können ihn nicht ignorieren. Oder das Böse, wenn Ihnen das besser gefällt. Der Teufel ist wohl da, und seine Helfer gibt es ebenfalls. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.«
»Was ist mit Ihrem Abt?«
»Basilius?«
»Ja.«
Hume musste sich die Antwort ein paar Sekunden lang überlegen.
»Er ist sehr weltoffen, aber auf der anderen Seite auch sehr konservativ. Er hält noch an dem uralten Dualismus fest. Hier das Gute, dort das Böse. Und wenn das Böse einen Namen haben soll, dann kann man Hölle und auch Teufel dazu sagen. Das wird im Kloster so praktiziert.«
»Und jetzt sind einige von ihnen ums Leben gekommen«, stellte Suko fest. »Aber die Männer haben nicht im Kloster gelebt, sondern waren in die Welt geschickt worden. Das sage ich mal etwas übertrieben. Und das ist bei Ihnen auch der Fall.«
»Aha. Und jetzt haben Sie Angst um mein Leben.«
»So ist es«, erklärte Suko trocken. »Wobei Sie noch mehr Angst darum haben sollten als wir.«
»Ja, ich weiß.«
»Und Sie sollten sich Gedanken darüber machen, ob es bei Ihnen auch ein Mordmotiv gibt. Grundlos geschieht so etwas nicht. Die Toten müssen sich schuldig gemacht haben. Es sind insgesamt inzwischen fünf, und wir möchten nicht, dass Sie das sechste Opfer werden.«
David Hume riss die Augen weit auf.
»Fünf?«, flüsterte er.
»So ist es. Und sie stammen alle aus Ihrem Kloster, Mr. Hume. Das sollte Ihnen zu denken geben.«
Er schwieg. Er dachte nach, das sah ich ihm an. Mit der Zungenspitze befeuchtete er seine Lippen.
Ich fragte: »Können Sie sich einen Grund vorstellen, dass Ihnen das gleiche Schicksal widerfahren könnte?«
Er öffnete den Mund. Wir rechneten schon mit einer Verneinung, als er die Schultern anhob.
»Doch?«, fragte ich.
Er blies die Luft aus wie Zigarettenraucher den Qualm.
»Ja, es ist möglich, das muss ich zugeben, und ich denke, dass es auch bei meinen Brüdern so gewesen ist. Wir sind unserem Gelübde nicht treu geblieben, das kann man so sagen.«
»Und wie kommen Sie darauf?«
»Wir sind eben den weltlichen Einflüssen erlegen. Das trifft zumindest bei mir zu.«
Sein Lächeln wirkte verkrampft, und wenig später begann er mit seiner Beichte.
Normalerweise sollte es umgekehrt sein, hier aber öffnete er sich uns, und es sprudelte nur so aus ihm hervor. So erfuhren wir auch, dass die Frau, die uns auf der Treppe begegnet war, ihm sexuell zu Diensten gewesen und sie letztendlich noch von ihm erpresst worden war.
»Das hört sich nicht gut an.«
Hume senkte den Kopf. »Ich weiß, Mr. Sinclair. Ich gehe davon aus, dass sich meine Mitbrüder ähnlich verhalten haben und deshalb bestraft worden sind.« Er schaute noch immer zu Boden. »Aber sagen Sie selbst, rechtfertigt das einen Mord?«
»Nein«, erwiderte ich. »Nichts rechtfertigt einen Mord. Nichts im Leben.«
»Genau das meine ich auch.«
»Trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass Sie sich ebenfalls in großer Gefahr befinden.«
»Das sehe ich jetzt ein«, gab er leise zu. »Nur hätte ich da eine brennende Frage.«
»Bitte.«
»Kennen Sie den Täter?«
»Nein, Mr. Hume.«
Er schluckte und flüsterte dann: »Das ist schlecht, sehr schlecht. Haben Sie denn wenigstens einen Verdacht?«
»Nein, leider nicht.«
Er wollte es nicht akzeptieren. »Auch keine Spur?«
Diesmal sprach Suko. »Keine konkrete, was anderes kann ich Ihnen nicht sagen. Aber wir denken, dass wir die Lösung innerhalb des Klosters finden werden.«
David Hume sagte jetzt nichts. Er wischte über sein Gesicht und meinte nach einer Weile: »Im Kloster? Schließen Sie damit auch den Abt ein?«
»Wir schließen jedenfalls nichts aus.«
»Das habe ich verstanden.«
»Was wissen Sie über ihn?«, fragte ich.
Er schaute uns mit Blicken an, in denen wir so etwas wie Unglauben lasen.
»Da kann ich Ihnen beim besten Willen nichts sagen. Gut, Basilius leitet das Kloster. Er lebt sehr asketisch. Die Hölle ist für ihn ebenso existent wie der Himmel. Er will auf der frommen und linientreuen Straße wandern, davon bringt ihn auch keiner ab.«
»Und weiter?«
»Hinzu kommt noch sein missionarischer Eifer, Mr. Sinclair. Deshalb schickt er seine Mönche in die Welt.«
»Was hat er Ihnen ganz persönlich mit auf den Weg gegeben?«
Hume rieb über seine Augen. »Dass ich mithelfen soll, das Böse zu tilgen. Nur den
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