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1556 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 1556 - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ertruser rührte sich nicht, dabei hatte er genau mitbekommen, daß jemand seine Kabine betreten hatte.
    Leander Feyering sah den Compiler auf dem Bett liegen und nahm ihn rasch an sich. „Ich möchte, daß du mich zuerst fragst, bevor du das Gerät benutzt", sagte er leise.
    Noch immer rührte Petranz sich nicht. Sein Sichelkamm stand steil nach oben und leuchtete in allen Regenbogenfarben. Leander zuckte mit den Schultern, wandte sich um und kehrte zur Tür zurück.
    Er hörte kein einziges Geräusch, spürte nur den Schlag im Rücken.
    Er fiel nach vorn, fing sich mit der freien Hand am Türrahmen ab und fuhr herum. Petranz stand aufrecht neben dem Stuhl und zog gerade den Arm zurück. Feyering sah, daß es ein Folienpäckchen war, das ihn mit großer Wucht getroffen hatte. „Du wirst das nie verstehen, denn du bist ein Normalsterblicher", zischte Jank. „Ich aber bin ein Sproß des Herrschers selbst. Monos hat meine Eltern geschaffen. Wieso nimmst du mir meine Träume?"
    Leander wußte, daß es keinen Sinn hatte. Er hatte es dem Ertruser schon tausendmal gesagt. Nachdenklich betrachtete er den Compiler. „Ich werde das Gerät zerstören. Wo kaufst du dir dann deine .Träume, Jank?"
    „Dreckskerl!" kam die Antwort und zeigte, wie stark der Ertruser innerlich erregt war. Das Bewußtsein, nur knapp dem Tod entgangen zu sein, mußte ihn schwer getroffen haben.
    Feyering sah das gefährliche Glitzern in den Augen des Kameraden und eilte rasch hinaus. Die Tür fuhr hinter ihm zu, und drinnen begann Petranz zu toben. Leander hörte es bis hinüber in seine eigene Kabine. Er packte den Compiler in ein Tuch und legte ihn unter das Bett. Dem Impuls, der ihn dazu bewegen wollte, das Verbindungsgerät unverzüglich dem Konverter anzuvertrauen, folgte er nicht.
    Er zog sich um und suchte die Zentrale auf.
    Voun Braata besaß eine Eigenheit, die man dem kleinen Mann nicht ansah, wenn man ihm begegnete. Der Anti gehörte zu den wenigen geschulten Dagor-Kämpfern, und er hatte seine Ausbildung in einem Camp auf Ertrus abgeschlossen.
    Unter einem Decknamen und mit plastischen Veränderungen seines Gesichts, versteht sich. Jemand hätte ihn später erkennen können, und daran lag ihm überhaupt nichts.
    Denn Voun befand sich mit einem Geheimauftrag an Bord, von dem nicht einmal Gunziram Baal wußte, der Sprecher der 56köpfigen Antimannschaft an Bord. Braatas Augen und Ohren entging nichts, und mit seinem Spürsinn und seiner Antenne für psychische Veränderungen bei Menschen und Menschenabkömmlingen wurde ihm sofort klar, daß es zu gären begonnen hatte. Vorläufig jedoch brach der Vulkan nicht aus, und der Anti hatte aus Gesprächen herausgehört, daß Shina Gainaka sehr wohl um den Zustand der Mannschaft wußte.
    Einen krassen Kontrast stellten die Kadetten dar. Die sechs befanden sich auf ihrem Jungfernflug. Sie kamen frisch von der Akademie, und sie strotzten vor Energie. Sie hätten ganze Planeten mit bloßen Händen umgepflügt, wenn man sie gelassen hätte.
    Bisher war es Voun Braata nicht gelungen, die Kommandantin dazu zu überreden, daß man sie ließ. Aber vielleicht fand sich doch noch eine Gelegenheit.
    Der Anti schlüpfte in die hauchdünne Trainingskombination und zog die „Ballettschuhe" über. Er verließ seine Kabine und suchte die Trainingshalle im achten Stockwerk auf. Sein Sparringspartner erwartete ihn schon. „Guten Morgen, edler Voun!" sagte er, und Braata grummelte etwas und zog sich augenblicklich in seine Ecke zurück. Der robotische Betreuer hängte ihm ein Handtuch um und begann, seinen Nacken und seine Schulterblätter zu massieren. „Wie viele Runden?" wollte sein Partner wissen. „Eine", erwiderte der Anti. „Ich bin in Zeitnot. Ich habe noch ein paar wichtige Dinge zu erledigen!"
    „Gut, beginnen wir!"
    Sie sprangen auf, das Handtuch rutschte von Vouns Schultern und fiel zu Boden. Er streckte die Arme nach vorn und maß mit rotierenden Bewegungen den Abstand zu seinem Gegenüber. Sein Partner sprang mit einem Satz auf ihn zu, griff jedoch nicht an, sondern wich seitlich aus und hechtete in Richtung des Roboters.
    Voun begann gleichzeitig zu kreisen, schnellte sich dann mit einem Sprung, den niemand dem kleinen Mann zugetraut hätte, an die Decke, stützte sich dort mit einer Hand ab, während die andere und eines der Beine zwei harte, kurze Schläge gegen den Körper des Angreifers führten, der ihn attackierte. Gleichzeitig ließ Voun sich fallen, kam federnd auf dem Boden auf und

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