1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
völlig in den Hintergrund getreten, und er konnte nur staunen, was ihm auch anzusehen war.
»Das kann ich nicht glauben.«
»Es stimmt, mein Freund. Isana ist sehr, sehr alt, und sie hat überlebt.«
»Was denn?«
»Den Untergang des Kontinents Atlantis.«
Jetzt hatte der Mann das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Er schwankte, er holte tief Luft, und dabei brannte sich in seinem Kopf der Name des alten Kontinents ein.
Atlantis!
Gerade in Griechenland war dieser versunkene Kontinent ein Thema, das immer wieder hoch kochte. Es gab nicht wenige Menschen, die fest daran glaubten, dass diese Insel oder Landmasse in der Vergangenheit existiert hatte, schon allein weil der Philosoph Piaton darüber berichtet hatte, obwohl nicht alle davon überzeugt waren, dass in seinen Berichten Atlantis gemeint war.
Auch Kosta Gavos war skeptisch gewesen. Nun aber stand jemand vor ihm, der steif und fest behauptete, dass es Atlantis gegeben hatte.
Eine Frage schoss ihm durch den Kopf, die er auch nicht zurückhielt.
»Kommst du auch aus Atlantis?«
»Ja!«
Kosta hätte normalerweise über eine derartige Antwort gelacht. In diesem Fall kam es ihm nicht über die Lippen. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er verzog die Lippen, er schnauf te durch die Nase, er pustete auch die Luft aus und hörte die Stimme des kleinen Magiers wie aus weiter Ferne.
»Du musst dir keine Gedanken darüber machen, mein Freund. Nimm alles als eine Tatsache hin.«
»Das kann ich nicht. Es - es - kommt alles viel zu überraschend für mich.«
»Bleib trotzdem dabei.«
»Ja, aber ich habe gelernt…«
Myxin unterbrach ihn. »Hast du nicht die Person gesehen, die in diesem Sarg lag?«
»Schon. Nur…«
»Sie ist eine Überlebende. Sie war verschüttet. Durch das Seebeben wurde sie aus der dunklen Tiefe befreit und in die normale Welt geschleudert. Du hattest das Pech, an der falschen Stelle zu sein. Deine Neugierde hat dich verleitet, ihr Gefängnis zu öffnen, und jetzt ist die Blutbraut wieder da. Sie wird sich auf die Suche nach Nahrung machen, und sie hat auch nicht vergessen, dass sie einen Bräutigam an ihrer Seite haben will. Du hast es geschafft, sie zu befreien, und deshalb wird sie dich als ihren Bräutigam wählen. So einfach ist das. Es ist überhaupt kein Problem für sie.«
Kosta hatte zugehört. Sein Verstand weigerte sich, das Gesagte zu akzeptieren.
»Das - das - kann nicht sein. So etwas gibt es nicht. Das sind Legenden.«
»Bin ich auch eine?«
»Ja - ahm - nein.«
»Eben. Ich stehe hier vor dir als eine Person, die ebenfalls Atlantis überlebt hat.«
Kosta spürte einen Schauer über seinen Rücken laufen.
»Was wird denn jetzt passieren?«, fragte er.
»Isana ist frei. Das können wir nicht mehr zurückdrehen. Und sie hat dich gesehen. Weil das so ist, wird sie dich nicht mehr vergessen. Sie braucht einen Bräutigam. Sie braucht auch dessen Blut, und das wird sie sich von dir holen wollen. Sie kann nicht anders. Verstehst du das? Du wirst dich sehr vorsehen müssen, dass es nicht zum Äußersten kommt. Wäre ich nicht bei dir gewesen, du wärst bereits eine Beute für sie geworden.«
Kosta sagte nichts mehr. Es war zu viel auf ihn eingestürmt. Er schaute Myxin an, ohne ihn richtig zu sehen, denn seine Gestalt schien sich aufzulösen.
Die Erklärungen hatten ihn wie Hammerschläge getroffen. Er hatte das Gefühl, sich ducken zu müssen, aber er blieb normal stehen und schaute sich um.
Eine Gefahr war nicht zu sehen. Die Umgebung sah aus wie immer, und auch aus der klaren Luft drohten ihm keine Gefahren. Trotzdem spürte er den Druck, der einfach nicht von ihm weichen wollte.
Es dauerte eine gewisse Zeit, bis ich der kleine Magier wieder klar vor seinen Augen abzeichnete.
»Was muss ich denn jetzt tun?«, flüsterte er. »Was - bitte - ich meine, ich kann…«
»Du kannst nichts tun«, erklärte Myxin ihm, was Kosta nicht eben aufbaute. »Du bist zu schwach. Du kannst nur versuchen, dem Grauen aus dem Weg zu gehen.«
»Und wie?«
»Das wird schwer sein. Doch ich denke, dass es eine Hoffnung für dich gibt. Die Blutbraut weiß ebenfalls, dass es für sie nicht leicht werden wird, da ich mich ebenfalls hier aufhalte.«
»Willst du gegen sie kämpfen?«
»Es wird wohl kein Weg daran vorbeigehen. Was vor langer Zeit begann, muss endlich zu einem Abschluss geführt werden. So und nicht anders sieht es aus.«
Kosta nickte, obwohl er die Dinge nicht gänzlich begriffen hatte. Dann
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