1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
selbst, dass ich keine Lust habe, hier über längere Zeit die Daumen zu drehen.«
»Kann ich verstehen, und ich will dir sagen, dass ich nicht untätig gewesen bin. Ich habe den Mann, der den alten Steinsarg öffnete, zunächst aus der unmittelbaren Gefahrenzone geschafft.«
»Das musst du mir erklären.«
Manchmal muss man ein guter Zuhörer sein, und das war ich in diesem Fall. Ich erfuhr aus erster Hand, was auf der Insel passiert war, und Myxin gab mir auch eine erste Beschreibung dieser nackten Blutbraut mit ihrer mausgrauen Haut.
»Dann ist sie ja nicht zu übersehen«, sagte ich.
»Genau. Ich muss dir trotzdem noch ein wichtiges Detail mitteilen, das Isana besonders stark macht. Ich befehligte in Atlantis die fliegenden Vampire. Jetzt…«
»Moment mal«, unterbrach ich ihn. »Jetzt sag nicht, dass diese Isana fliegen kann.«
»Leider doch.«
Ich verzog den Mund, als hätte man mir Säure zu trinken gegeben. Das passte mir überhaupt nicht in den Kram. Wer fliegen konnte, der war einem Menschen immer überlegen. Ich hatte es schon oft genug mit diesen Wesen zu tun gehabt, ob sie nun positiv oder negativ waren. Sie waren mir meistens einen Schritt voraus gewesen.
»Das sieht nicht gut aus.«
»Stimmt, John.«
»Und wie könnte ihr Plan aussehen? Hast du eine Ahnung?«
Myxin breitete die Arme aus. »Du darfst nicht vergessen, wer sie ist und wie sie sich ernährt. Sie braucht Blut, und deshalb gehe ich davon aus, dass sie sehr bald Menschen anfallen wird, um sich zu sättigen.«
Ich fragte: »Was ist mit ihrem Bräutigam?«
»Den muss sie nicht mehr suchen.«
Ich schaltete schnell. »Denkst du an den Mann, der sie befreit hat?«
»An wen sonst?«
»Und er soll zu ihrem Bräutigam werden?«
»Ja. Davon gehe ich aus. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Er passt auch. Er ist noch recht jung, um die dreißig Jahre. Man kann sein Blut als frisch bezeichnen. Du glaubst gar nicht, mit welch einem Vergnügen sie es schlürfen wird. So ist das nun mal.«
»Okay, Myxin, dann weiß ich, was ich zu tun habe.«
»Und woran denkst du?«
»Ich werde mich um diesen Kosta Gavos kümmern. Gewissermaßen den Leichwächter spielen.«
»Okay.«
»Und wo finde ich ihn?« Mein Lächeln wurde breit. »Wie ich dich kenne, kannst du mir das bestimmt sagen.«
»Ja, das kann ich. Er wohnt hier im Ort. Allerdings nicht allein. Er lebt mit einer Freundin zusammen.«
Ich gab eine etwas lockere Antwort. »Na, dann ist er ja schon in festen Händen.«
»Du sagst es.«
»Und wir werden dafür sorgen, dass es auch so bleibt…«
***
Rotes Haar hatte auch Rebecca West, aber nicht in diesem schon etwas unnatürlichen Farbton, wie es bei der Vampirin der Fall war. Ihr Haar war von einem Rot, wie es für viele Bewohner der grünen Insel Irland normal war. Schwächer, heller und mit einem leichten Blondton unterlegt.
Rebecca erwartete ihren Freund im Schlafzimmer, wo sie Wäsche in den schmalen Schrank einsortierte. Sie drehte der Tür den Rücken zu und wurde erst aufmerksam, als Kosta sich räusperte.
Da fuhr sie hoch und drehte sich um.
»Ach, du bist es!«, flüsterte sie und presste ihre Hand dorthin, wo das Herz schlug.
»Hast du einen anderen erwartet?«
»Bestimmt nicht.«
»Dann ist es okay.« Er stand noch immer an der Tür und schaute sich mit einem seltsam misstrauischen Blick um.
»Ist was?«
Kosta hob die Schultern. »Eigentlich nicht.«
»Aber du schaust so seltsam.«
»Ich weiß.«
»Und warum?«
Er hatte diese Frage erwartet, doch er wusste keine Antwort.
»Lass uns ins Wohnzimmer gehen.«
»Wenn du meinst.«
Kosta ging vor. Als seine Freundin den Raum betrat, hatte er bereits eine Flasche Ouzo aufgeschraubt und schenkte sich ein Glas ein.
»Möchtest du auch einen Schluck?«, fragte er seine Freundin.
»Nein, aber ich wundere mich darüber, dass du um diese Zeit etwas trinkst. War es so schlimm mit der Hütte?«
Kosta schaute seine Freundin an, die wegen ihrer struppigen Haarpracht immer ein wenig wild aussah. Auch die Sonne Griechenlands hatte es nicht geschafft, ihrer Haut ein bisschen Bräune zu geben. Sie war recht blass, deshalb zeichneten sich die Sommersprossen auf dem Gesicht mit der Stupsnase besonders deutlich ab.
»Nun sag endlich, was du vorgefunden hast.«
»Es sind nur noch Trümmer da.«
Rebecca schloss für einen Moment die Augen, nickte und flüsterte: »Das habe ich mir fast gedacht.«
»Ich kann es nicht ändern, es ist eben so.«
»Da können wir uns ja
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