1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
zweiten Verbündeten in der Nähe gab. Ich hatte versprochen, auf Myxin zu warten, und wusste, dass er mich nicht im Stich lassen würde. Nur hatte er keine Zeit genannt oder nennen können, aber das war ich von ihm gewohnt.
Wir wohnten in einem kleinen Haus. Es gab unten zwei kleine Räume, die Küche und den Wohnraum. Nebenan gab es noch die Toilette mit einer Dusche. Eine Treppe führte auf die höhere Ebene. Über die Stufen stieg man hoch in einen Schlaf raum, in dem drei Betten standen. Ein Doppelbett und ein normales. Es gab dort zwar etwas Bewegungsfreiheit, die allerdings in der Höhe begrenzt war. So war es mir dort nicht möglich, mich aufrecht hinzustellen.
Die Beschaffenheit der Betten hatte ich noch nicht ausprobiert, und mein Interesse daran war auch sehr gering. Auf keinen Fall zusammen mit der blonden Bestie.
Das Alleinsein passte mir nicht, und so ging ich aus dem Haus und blieb vor der Tür stehen.
Das Gebäude, in dem ich mich einquartiert hatte, gehörte zu einer Zeile von Häusern, die alle gleich aussahen. Ein Haus war so dicht an das andere gebaut, dass sich die Fassaden berührten. Wenn ich nach rechts schaute, hatte ich das Gefühl, dass sich die Front aus Häusern verkleinerte. Das lag am Gelände, dessen Straße bergab führte und später auf einem kleinen Platz mündete, wo es einen Brunnen aus Stein gab, der so etwas wie einen Mittelpunkt bildete.
Die Hochzeit des Tourismus war noch nicht angebrochen. Die meisten Besucher würden erst um die Osterf eiertage kommen, denn dieses Fest gehörte hier in Griechenland zu den höchsten Feiertagen. So hatten die Bewohner Zeit, sich auf den Ansturm vorzubereiten, was sie auch taten.
Man putzte, man strich Fensterrahmen und auch Fassaden. Frauen kauften ein und schleppten schwere Taschen oder hatten sie auf die Gepäckträger ihrer Fahrräder geladen.
Wenn ich in die Höhe schaute, sah ich den blassblauen Himmel über mir. Da gab es keine Wolke zu sehen, aber die Sonne hielt sich noch mit ihrer Strahlkraft zurück.
Vom Meer her wehte ein recht kühler Wind, und dass es vor Kurzem noch ein heftiges Seebeben gegeben hatte, davon merkte man jetzt nichts mehr.
Hin und wieder erreichte mich auch der Geruch aus irgendeiner Küche. Er sorgte dafür, dass ich Appetit bekam, aber ich beherrschte mich. Andere Dinge waren jetzt wichtiger.
»Ist die Sicht so interessant, John?«
Ich hörte in meinem Rücken Myxins Stimme und drehte mich langsam um.
Der kleine Magier stand praktisch auf der Türschwelle und nickte mir zu.
Ich grinste schmal und ging vor.
Myxin wich zurück und ließ mich ins Innere treten, wo Bilder an den weißen Wänden hingen, die Motive der griechischen Landschaften zeigten.
Ich setzte mich erst gar nicht hin, sondern schaute Myxin in die Augen.
»Was gibt es Neues? Ich habe nämlich keine Lust, hier Wurzeln zu schlagen.«
»Ich kann dich verstehen. Aber wo steckt deine Partnerin?«
»Wenn du Justine Cavallo meinst, so muss ich dir sagen, dass sie nicht meine Partnerin ist. Ich sehe sie höchstens als meine Verbündete an. Das zur Erinnerung.«
»Und sie hat dich verlassen?«
»Sie wollte sich im Ort umsehen.«
»Musste das sein?«
Ich verdrehte die Augen. »Ich bin davon überzeugt, dass es nicht mal dir gelungen wäre, sie aufzuhalten.«
»Kann sein.«
»Was hast du zu berichten?«
Myxin wiegte den Kopf. »Es sind nicht eben gute Neuigkeiten«, murmelte er. »Ich habe in allem recht behalten.«
»Und das heißt?«
»Isana ist da!«
Ich schwieg. Zwar hatte ich mit dieser Antwort gerechnet, doch bisher war alles nur Theorie gewesen.
»Kannst du dich präziser ausdrücken?«
»Ja, sie hat ihren Sarg verlassen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie es so schnell schafft, ihr Gefängnis zu verlassen, aber da hat es einen unfreiwilligen Helfer gegeben, und dem ist es tatsächlich gelungen, sie zu befreien.«
»Dann sind wir zu spät gekommen.«
»Es scheint so zu sein.«
»Aber du siehst nicht eben überrascht aus.«
Der kleine Magier hob seine kantigen Schultern. »Es stimmt, ich bin auch nicht besonders überrascht. Ich kenne sie noch aus anderen Zeiten. Ich will damit nicht sagen, dass ich mit ihr zusammen gewesen bin, aber wir haben uns nicht als Feinde angesehen.«
»Verständlich. Du bist schließlich Anführer der schwarzen Flugvampire gewesen.«
»Aber das ist vorbei«, erwiderte er fast trotzig.
»Okay, ich akzeptiere eure Feindschaft. Ich bin sogar froh darüber. Wie geht es weiter? Du weißt
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